Der Aargauer Weg führt quer durch den Kanton Aargau von Frick nach Muri und trägt bei Wanderland Schweiz die Nummer 42. Der Weg zeigt die Vielfalt des unterschätzten Kantons, der viel mehr ist als nur Autobahn, AKW und Sondermülldeponie. Ich habe mir mal die erste Etappe von Frick nach Aarau vorgenommen.

Wandern zwischen den Kirschbäumen

Meine Familie fährt heute ins Skitourenlager, so dass ich (fast) alle Freiheiten habe. Nachdem ich ursprünglich die Napf-Biketour fahren wollte, änderte ich meine Pläne wegen den Wetteraussichten. Der Ostersamstag versprach noch einigermassen passables Wetter. Ich starte also in der Frühe und fahre nach Frick, dem Saurierdorf. Mehr als 30 Kilometer stehen mir noch bevor, als ich vor acht Uhr losmarschiere, ganz alleine. Die ersten Kilometer verlaufen auf dem Chriesiweg. Die Bluescht ist zwar schon weitgehend vorbei, dafür blühen jetzt die Birn- und Apfelbäume sowie die Rapsfelder. Zusammen mit der sanften Hügellandschaft ergibt das ein wunderbares Bild. Dazu noch die Sonne, die durch die Wolken bricht (das einzige Mal an diesem Tag, wie ich dann feststellen musste).

Auf dem Tiersteinberg

Bald tauche ich in den Wald ein, vorbei an den Überresten der Ruine Alt Tierstein, hoch auf den „Gipfel“ des Tiersteinberges, einem typischen Berg des Tafeljuras: Steil abfallende Ränder, oben flach und bewaldet. Von diesem sogenannten Gipfel sieht man also vor lauter Bäumen die Aussicht nicht. Zum Glück gibt es dazwischen immer wieder Aussichtskanzeln, die ebendies ermöglichen. Ich bin mutterseelenallein unterwegs, kein Zivilisationslärm dringt bis hierher. Nur das Vogelgezwitscher begleitet mich. Es kann kaum schöner sein. Der Tiersteinberg ist ein Naturwaldreservat, wo sich die Natur frei entwickeln kann. Der Sturm Lother schlug 1999 eine gewaltige Schneise in den Wald. Die Bäume wurden liegengelassen, Buchen wachsen nun wieder nach und haben schon eine stattliche Grösse erreicht. Auf dem „Dschungelpfad“ kann man durch das Unterholz gehen und die Auswirkungen von nahe anschauen.

Es geht nun abwärts, Wittnau zu. Erst jetzt begegnet mir die erste Person. Im Dorf hätte ich gerne einen Kaffee getrunken, aber leider gibt es hier kein entsprechendes Lokal. Schade, dann halt gleich weiter, auf der anderen Seite wieder hoch auf den Alteberg, wo ich zum ersten Mal Pause mache. Die Wasserflue ist schon ein gutes Stück näher. Weit reicht der Blick über die gewellte Landschaft. Der Himmel hat sich inzwischen verdüstert. Ich gehe weiter, Hügel ab und Hügel hoch, über Feld und durch Wald. Nun stehe ich unter den Felsen, die erst noch so fern schienen. Im Zickzack erklimme ich das Plateau der Burgfluh, wo ein Rastplatz zum Halten und Schauen einlädt.

Pfadis auf Abwegen

Nach dem kurzen Halt setze ich meinen Weg fort. Die Strasse zur Salhöhe kommt in Sichtweite, die Wasserflue ist schon sehr nah. Auf der Passhöhe kriege ich endlich meinen Kaffee. Als ich den Weg fortsetzen will, regnet es leicht. Ich überlege kurz, ob ich abbrechen und das Postauto nehmen soll, gehe aber gleich weiter. Über den langen Rücken steige ich auf die Wasserflue, auch sie bewaldet. Links und rechts des Weges entdecke ich immer wieder schöne Blumen. Über den Gipfel erreiche ich den Aussichtspunkt und sehe zum ersten Mal auf Aarau. Ungefähr zwei Drittel der Strecke habe ich nun, ab jetzt geht es hauptsächlich abwärts.

Bei der Egg kommt mir eine Gruppe an der anderen entgegen, ausgerüstet mit Turnschuhen auf diesem glitschigen Pfad, zum Teil mit lauter Rap-Musik die Natur beschallend. Pfadfinder sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Im Abstieg gehe ich am Rand des Schiessplatzes Geeren, es kommen wieder Erinnerungen an meine Rekrutenschule auf. Kein Grund, sentimental zu werden. Quer durch den Buechwald erreiche ich den „Alpenzeiger“, ein Aussichtspunkt mit überdachter Grillstelle, von wo man Aarau überblickt. Ich bin also fast am Ziel, nur noch runter zur Aare und über die Kettenbrücke in die Stadt mit den schönen Giebeln, wo ich mir erst mal ein Bier gönne. Auf das Alleinewandern!

Fazit

Es war das erste Mal, dass ich alleine eine grössere Wanderung unternommen habe. War das nicht langweilig? Nein, auf gar keinen Fall! Ich habe es in vollen Zügen genossen. Ich kann mein eigenes Tempo gehen, ich kann halten, wann ich will, ich kann die Ruhe geniessen. Nicht, dass ich jetzt nicht mehr mit anderen, insbesondere mit meiner Familie wandern will. Aber sie dürfen gerne wieder mal in die Ferien fahren.

Info

Die Wanderung ist technisch nicht anspruchsvoll, aber lang. Landschaftlich ist sie wunderschön, wenn man mal von den langen Waldpassagen absieht, die man irgendwann mal gesehen hat.

Ich vermute mal, dass der Frühling, insbesondere der April, die beste Zeit ist für die Wanderung: Die Obstbäume, Rapsfelder und verschiedene andere Blumen blühen, die Bäume tragen noch kein Laub, so dass man doch etwas mehr sieht von der Landschaft.

Start: Frick
Ziel: Aarau
Strecke: Frick – Tiersteinberg – Wittnau – Burgfluh – Salhöhe – Wasserflue – Aarau (immer der Nummer 42 folgen)
Distanz: 32 Kilometer
Höhenmeter: 1350 Meter
Dauer: 7 Stunden
Schwierigkeit: T1, stellenweise T2
Höhepunkte: Chriesiweg, Aussicht von den verschiedenen Kanzeln,
Alternative: Es gibt mehrere Ausstiegspunkte: Wittnau, Wölflinswil, Salhöhe

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