Diese Tour bietet ganz grosses Kino: Die Wanderung auf das 3610 Meter hohe Üssere Barrhorn entführt uns in eine andere Welt. Nur noch Fels und Eis, und man ist den Viertausendern nah wie sonst kaum jemals als gewöhnlicher Wanderer. Nicht umsonst handelt es sich hier um den höchsten Berg von Europa, der ohne alpine Ausrüstung wie Steigeisen und Seil erklommen werden kann.

Brunegghorn und Bishorn
Brunegghorn und Bishorn

Ausgangspunkt für die Wanderung ist die Turtmannhütte im Turtmanntal, das in Turtmann beginnt… Und Turtmann liegt im Rhonetal, im Wallis. Die Hütte ist von Vorder Sänntum aus in zwei Stunden zu erreichen. Hinter der Hütte lädt ein Klettergarten zum Klettern ein, Wagemutige rasen auf einer Tyrolienne über eine Schlucht.

Klettern bei der Turtmannhütte
Klettern bei der Turtmannhütte
Für Wagemutige: Die Tyrolienne
Für Wagemutige: Die Tyrolienne

Aufs Üssere Barrhorn

Halb acht, wir wandern los. Der Weg zieht sich dem Hang entlang, bis wir nach zwanzig Minuten das heutige Pièce de résistance erreicht haben, das Gässi. Ein Zickzackweg in steilem, schuttigem Gelände führt uns zu einer Felswand. Was aus der Ferne unmöglich aussieht, entpuppt sich aus der Nähe als durchaus machbar. Auf einem drahtseilgesicherten Weg steigen wir hoch. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und trockene Verhältnisse sind hier Voraussetzung. Falls nötig, kann man die Kinder auch mit einer Reepschnur, einem kurzen Seilstück, sichern. Schnell sind wieder zwanzig Höhenmeter gewonnen. Noch eine kurze, ein wenig ausgesetzte Stelle, dann folgt wieder ein normaler Wanderweg.

Geschafft, zumindest aufwärts: Das Gässi
Geschafft, zumindest aufwärts: Das Gässi

Ameisen am Bishorn

Wir blicken ehrfürchtig an das Bishorn hoch. Ein mächtiger Hängegletscher ziert dessen Nordwand. Wie Ameisen, nur langsamer, zieht sich die Kolonne der Bishornanwärter der Aufstiegsspur entlang hoch zum Gipfel. Wir sind nun in der Zone, wo es nur noch Fels und Eis gibt. Nur hin und wieder treffen wir auf eine robuste Pflanze, die sich hier den extremen klimatischen Bedingungen stellt. Riesige Steinmänner zeigen uns den Weg, bei einer Rast geniessen wir die Aussicht.

Bei Punkt 3090 dürfen wir die Abzweigung nicht verpassen, sonst landen wir beim Schöllijoch und anschliessend in der Topalihütte. Unser “Bergführer” Silvan führt uns aber souverän auf den richtigen Weg. Er mahnt uns zur Vorsicht, wenn der Weg vereist ist und kommentiert laufend seine Routenwahl. Die Landschaft ist karg, wir fühlen uns an Bilder aus dem Himalaya erinnert. Wie ein Meer an zerbrochenem Geschirr sieht das Geröllfeld aus. Die Aussicht ist grossartig, je höher wir steigen desto mehr dominiert das mächtige Weisshorn das Bishorn. Der Berg zwischen den Barrhörnern und dem Bishorn nennt sich Brunegghorn, ist mit 3833 m noch 200 Meter höher als das Äussere Barrhorn und bietet im Frühling tolle Skitouren.

Berge noch und noch

Der letzte steile Aufschwung. Fabian braucht ein Traubenzucker als Motivationsspritze, derweil Silvan unermüdlich dem Gipfel entgegen strebt. Er steht auch als erster von uns oben. Ein gewaltiges Panorama tut sich uns auf, eine Parade der Viertausender: Gleich vis-à-vis blicken wir auf die Mischabel-Gruppe, weiter rechts ist das Rimpfischhorn und der Monte Rosa auszumachen. Immer noch mächtig steht die weisse Pyramide des Weisshornes vor uns, das Bishorn wird zum Vorgipfel degradiert. Weiter in der Runde sehen wir die Dent Blanche, in der Ferne sticht der Mont Blanc hervor. Auf der anderen Seite des Rhonetales blicken wir auf das Bietschhorn, das Wildhorn, den Wildstrubel, die Kandersteger Altels, Rinderhorn und Balmhorn sowie das Aletschhorn, um nur die Höchsten und Mächtigsten zu nennen.

Auf dem höchsten Wanderberg Europas!

Bald sind wir alle auf dem Gipfel. Die Kinder staunen ob der imposanten Aussicht. Womit wir nicht gerechnet haben: Wir sind hier auf dem höchsten Kinderspielplatz von Europa. Fabian und Silvan beginnen mit dem Bau von Strassen und Gebäuden, eine grosse Baustelle entsteht. Bevor sie den ganzen Gipfel umgestalten, stärken wir uns und nehmen dann den Abstieg in Angriff. Auf 3500 Meter müssen wir uns entscheiden: Wollen wir auch noch auf das Innere Barrhorn, oder begnügen wir uns mit dem höchsten Wanderberg. Die Kinder finden, dass es reicht.

Also steigen wir weiter ab. Dort, wo das Geröll fein ist, verlassen wir den Weg und rutschen runter, was erstens mehr Spass macht und zweitens schneller ist. Leider sind diese Stellen viel zu kurz. Nach einer weiteren Rast sind wir wieder auf dem breiten und flachen Rücken. Kurz vor dem Gässi stärken wir uns ein weiteres Mal, bevor wir diese Schlüsselstelle zum zweiten Mal überwinden. Wir erreichen glücklich und zufrieden die Turtmannhütte und genehmigen uns das verdiente Rivella.

Das Gässi, diesmal im Abstieg
Das Gässi, diesmal im Abstieg

Infos

Start: Turtmannhütte
Ziel: Turtmannhütte
Charakteristik: Eine Hochtour ohne besondere Schwierigkeiten, die ohne jegliche alpine Ausrüstung unternommen werden kann. Die einzige ausgesetzte Stelle ist das Gässi, das aber gut mit Drahtseilen gesichert ist. Es ist jedoch zu beachten, dass wir uns hier in hochalpinem Gelände bewegen und dadurch die Temperaturen entsprechend tief sein können. Handschuhe und Kopfbedeckung sind unbedingt mitzunehmen. Gutes Schuhwerk und genügend warme Kleider sind selbstverständlich.
Schwierigkeit: T3
Gipfelhöhe: 3610 müM
Distanz: 10.5 km
Wanderzeit: 6 – 8 Stunden
Höhendifferenz: 1200 m
Einkehren: Turtmannhütte
Jahreszeit: Ende Juni – Anfangs Oktober
Karten: Karte 1:25 000 Blatt 1308 St. Niklaus

GPS-Track Barrhorn

Route: Turtmannhütte – Gässi – bei Punkt 3090 links abbiegen – Wegspuren zum Gipfel folgen

Rückweg identisch

Für Gemütliche: Bis über das Gässi, von dort hat man auch schon einen schönen Ausblick auf den Gletscher, das Brunegghorn und das Bishorn..
Für Sportliche: Ein zweiter Gipfel: Das Innere Barrhorn liegt praktisch am Weg, es sind lediglich 100 zusätzliche Höhenmeter zu bewältigen.
Höhepunkte:
  • Hochalpine Landschaft
  • Gässi
  • Aussicht
  • Gletscher
Dann gibt es noch… Tour über das Schöllijoch in die Topalihütte

Naturpark Pfyn

Links: www.turtmannhuette.ch

www.turtmanntal.ch

 

3 thoughts

  1. Herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag,ich bin überhaupt von deinen Beiträgen denen ich auf G+foge begeistert.Es ist eine schöne Aufgabe Kinder heranzufüren und ihnen die Schönheiten der Natur zu zeigen.Herzliche Grüße aus Österreich deiner ganzen Familie.Johann.

    1. Lieber Alex
      Vielen Dank für deine netten Worte. Es macht uns in der Tat viel Freude, mit unseren Kindern in der Natur unterwegs zu sein. Wir hoffen natürlich, dass sie ewig Freude haben werden an der Natur.
      Liebe Grüsse aus der Schweiz
      Urs

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