Von Dielsdorf bis Hägendorf haben wir schon (fast) die ganze Jurakette abgewandert. Nun folgt ein weiteres Puzzleteil: Von Hägendorf über den Roggen nach Oensingen. Die Motivation war umso grösser, als bei uns dichter Nebel herrschte und in der Höhe Sonne zu erwarten war.

Naturpark Thal und Ruine Alt-Bechburg
Naturpark Thal und Ruine Alt-Bechburg

Eine erfreuliche Begegnung im Wald

Wie erwartet herrscht in Hägendorf am Jurasüdfuss dichter Nebel. Wir machen uns auf in die Tüfelsschlucht, der wir ein Stück weit folgen. Diese hatten wir ja schon einmal in die andere Richtung begangen: Auf historischen Pfaden zur Belchenflue. Im Nebel sieht die Schlucht richtig mystisch aus. Das Bächlein plätschert zwischen moosbewachsenen Steinen, Farne säumen das Ufer. Man würde sich nicht wundern, wenn plötzlich eine Fee auftaucht. Nach der Unterquerung des Autobahnviaduktes folgen wir dem Wanderweg zur „Höchi Flue“. Auf der Waldstrasse weiter vorne zeichnet sich im Nebel ein Tier ab. Ein Hund? Ein Reh? Wir schauen genauer. Eine Gämse! Interessiert beäugt sie uns, wir sie. Wir nähern uns langsam, ganz leise, Schritt für Schritt. Erst als wir uns ungefähr auf 20 Meter genähert haben, setzt sie sich ins Unterholz ab.

Der Nebel lichtet sich

Wir steigen weiter hoch, nur zwei Biker radeln an uns vorbei, sonst sind wir wieder einmal alleine unterwegs. Langsam wird es heller, die Sonne zeichnet sich allmählich ab im Grau. Dann suchen die ersten Sonnenstrahlen den Weg durch den Wald, zeichnen ein wunderbares Licht-Schatten-Muster in den Wald. Schlussendlich siegt die Sonne endgültig über den Nebel, oder anders gesagt, wir wandern jetzt über dem Nebel. Nach und nach mehren sich die Begegnungen mit anderen Leuten, ein sicheres Zeichen, dass irgendwo in der Nähe ein Parkplatz ist. So ist es denn auch, auf der Santelhöchi steht Auto an Auto.

Aussicht in die Alpen

Von hier aus steigt nun der Weg an zur Höchi Flue, wir gehen immer noch im Wald. Hätte der Mensch hier nie eingegriffen, wäre es hauptsächlich Buchenwald, jetzt ist es ein Mischwald aus Buchen und Fichten. Wir wandern über den Flühen, jedoch ohne es zu merken. Dann und wann hat man einen Ausblick ins Mittelland, das immer noch unter einer dicken Nebeldecke liegt. Und in die Alpen. Fast der ganze Alpenkranz würde sich zeigen, vom Säntis im Osten bis zum Mont Blanc im Westen. Allerdings ist es in diese Richtung so dunstig, dass man die Berge dort nicht sieht. Auf dem höchsten Punkt gibt es auch Sitzbänke und ebendiese Aussicht.

Durst löschen

Wir steigen ab zur Schlosshöchi und wandern bei angenehmen Temperaturen über die Weide. Rechts unten blicken wir auf die Ruine Alt-Bechburg und weiter hinten in den Naturpark Thal. Wir treffen jetzt ab und zu Mountainbiker an, was besonders unserem Älteren weh tut, würde er doch auch lieber biken als wandern. Auch normale Fussgänger kommen uns vermehrt entgegen, teils auch in suboptimaler Ausrüstung, folglich muss auch bald ein Parkplatz kommen. In der Tat, wir passieren den ersten, bald kommt der zweite, der zum Restaurant Tiefmatt gehört. Wenn das nicht die Gelegenheit ist, den Durst zu löschen. Genau das machen wir nun, bevor wir auf den nächsten Gipfel hochsteigen.

Auf dem Gipfel

Der Weg steigt nochmals steil an, sogar Treppenstufen wurden gebaut, damit auch weniger geübte hoch- oder runterkommen. Und es herrscht reger Gegenverkehr, scheinbar macht man die Wanderung in die andere Richtung. Nach ungefähr einer Stunde erreichen wir den höchsten Punkt des heutigen Tages, den Gipfel des Roggen, der mit 995 müM an der Tausendergrenze kratzt. Er ist auf einer Felskanzel, versehen mit Sitzbänken, wo sich wunderbar die Aussicht geniessen lässt. Langsam hat sich auch der Nebel im Flachland etwas gelichtet und die Bäume erstrahlen schon in herbstlichem Gewand.

Nach der Pause steigen wir ab, müssen uns am Waldausgang entscheiden: Balsthal oder Oensingen? Angesichts der fortgeschrittenen Zeit entscheiden wir uns für Oensingen, das zentraler liegt. Wir steigen also ab, vorbei am Bergrestaurant Roggen und dem Schloss Neu-Bechburg, das von der Autobahn her jeweils schon von weitem zu sehen ist. Wir erreichen Oensingen, aber der Bahnhof ist noch ungefähr zwei Kilometer entfernt. So langsam, nach 20 Kilometern, schmerzen die Beine und wir sind trotz der schönen Wanderung froh, als wir wieder im Zug heimwärts sitzen und die Beine entspannen können.

Info

Start: Bahnhof Hägendorf
Ziel: Bahnhof Oensingen
Strecke: Hägendorf – Tüfelsschlucht – Höchi Flue – Schlosshöchi – Roggen – Oensingen
Distanz: 20 Kilometer
Höhenmeter: 880 Meter
Dauer: 5 ½ Stunden
Schwierigkeit: T2
Höhepunkte: Aussicht über das Mittelland und in die Berge, Tüfelsschlucht, Schloss Neu-Bechburg
Alternative: Vom Berg-Restaurant Roggen her fährt ein Bus, allerdings nur sporadisch (Fahrplan prüfen). Damit kann die Tour um etwa drei Kilometer und 370 Höhenmeter abgekürzt werden.

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