Die erste Wanderung in Flims führt uns ab der Station Naraus über den Segnesboden zum Fil de Cassons. Uns erwarten eine grandiose Aussicht und interessante Einblicke in die Tektonikarena Sardona, ein UNESCO Weltnaturerbe.

Start bei Naraus
Start bei Naraus

Schon auf dem Weg zur Talstation der Flimser Bergbahnen bekommen wir einiges zu sehen. Zwölf Ballone schweben am blauen Himmel, es ist Flimser Ballonwoche. Ein Greifvogel flattert in der Ferne, ich kann ihn als Sperber identifizieren. Weniger Freude macht der Lärm unserer Schweizer Luftwaffe, die über unseren Köpfen donnert. Scheinbar ist jetzt gerade Bürozeit. Da wir den obersten Teil des Flimser Wasserweges machen wollen, lösen wir zwei Sektionen bis Naraus und retour von Cassons nach Flims. Macht fast 100 Franken. Hallo?!? Wir wollen nur ein Billette, nicht gleich den ganzen Lift kaufen! Zähneknirschend lösen wir halt die Fahrscheine und fahren hoch bis Naraus auf 1840 Meter.

Es ist sonnig, aber kühl, halt Herbst eben. Naraus ist auch der Start des bekannten Runcatrails, einer Bike-Downhill-Strecke. Dies weiss Fabian natürlich und beobachtet alles mit Sperberaugen. Zu seinem Leidwesen ist um diese Zeit noch kein Biker unterwegs, die schlafen wohl alle noch. Wir folgen dem separaten Wanderweg, der sich leicht abwärts dem Hang entlang schlängelt. Wunderschön, man geniesst ein herrliches Panorama.

Bei der Punt Desch steigt der Weg hoch durch lockeren Bergföhrenbestand, wir sind nun auf dem Flimser Wasserweg. Der Flem hat hier ein tiefes Tobel in den Untergrund gefressen. Während wir hier die Natur geniessen, wandert auf dem oberen Weg, der direkt zum Segnesboden führt, eine grosse Gruppe mit Kindern, die johlend und lärmend wohl alle Tiere vertreiben. Zum Glück übertönt bald wieder der Flem mit seinem Rauschen den Kinderlärm. Bei der nächsten Brücke ist eine Pause fällig, unsere Kinder haben Hunger. Wir werden im Verlaufe der Woche feststellen, dass sie grösser geworden sind und immer mehr zu essen brauchen. Sie verputzen jetzt schon fast den ganzen Lunch.

Auf dem Segnesboden

Nach der Rast geht es hoch zum Segnesboden, wo wir die lärmende Bande kreuzen. Gemäss ihrem Leiter werden sie bis nach Flims hinunter gehen. Die werden sich jedenfalls am nächsten Tag nicht mehr viel bewegen. Wir erreichen den Segnesboden: Einfach fantastisch schön, diese Hochebene! Topfeben ist die Schwemmfläche, rundherum erheben sich die Berge, die bereits mit Schnee bedeckt sind. Ich liebe solche Landschaften, wie man der Anzahl Bilder an merkt, sie erinnern an einsame nordische Landschaften (obwohl es hier nicht wirklich einsam ist). Etwas weiter hinten stürzt ein Wasserfall ungefähr hundert Meter hinab, wir gehen bis dort hin, um den zu bestaunen. Die Kinder vergnügen sich am Wasser, während wir die Umgebung geniessen und die Kletterrouten suchen, die es hier eingerichtet sein sollen. Das berühmte Martinsloch ist von hier aus noch nicht zu sehen, aber die eindrücklichen Tschingelhörner, die die Grenze zwischen den Kantonen Glarus und Graubünden bilden.

Auf zum Fil de Cassons

Wir gehen die fünf Minuten wieder zurück und folgen dem Wegweiser zum Fil de Cassons. Immer wieder kommen uns Leute entgegen. Ich möchte nicht mit ihnen tauschen. Eine Mutter jammert jetzt schon, dass ihr die Beine weh tun, während die Kinder locker wandern. Wir gewinnen schnell an Höhe, der Segnesboden liegt inzwischen weit unter uns, und dann kommt auch das Martinsloch in Sicht, durch das im Frühling und im Herbst die Sonne jeweils für ein paar Tage auf die Kirche von Elm auf der anderen Seite der Tschingelhörner scheint.

Eine karge Landschaft

Die Landschaft wird immer karger, die Aussicht immer grossartiger, wir sehen immer weiter, sofern nicht Wolken den Blick auf die Berge verhindern. Inzwischen ist es ruhiger geworden, die meisten Abwärts-Wanderer sind wohl schon an uns vorbei. Bald erreichen wir den höchsten Punkt, der mit Informationstafeln zur Tektonikarena markiert ist. Es weht allerdings ein kühler und starker Wind, so dass wir schnell die schützende Bergstation aufsuchen. Im Windschatten geniessen wir nochmals die Aussicht, bevor wir mit der Seilbahn wieder hinunter fahren. Aus der Kabine heraus sehen wir Murmeltiere und Steinböcke, was bei dem Preis schon drin liegen darf.

Infos

Start: Bergstation Naraus
Ziel: Fil de Cassons
Route: Naraus – Punt Desch – Segnesboden – Fil de Cassons
Distanz: 8 Kilometer
Höhendifferenz: 950 Meter
Dauer: 3 ½ Stunden
Höhepunkte: Aussicht während der ganzen Wanderung, Segnesboden, Wasserfall Segnesboden, Tschingelhörner und das Martinsloch

Update: Die Seilbahn vom Fil de Cassons wurde stillgelegt und rückgebaut. Damit verlängert sich die ganze Wanderung erheblich. Entweder geht man den gleichen Weg zurück oder steigt nach Bargis ab (Auch im Nebel ist es schön).

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