Zugegeben, ich hatte schon bessere Ideen, als eine Mountainbiketour von Savognin auf den Aussichtspunkt Motta Palousa über Tiefencastel. Die Anstrengung hat sich aber gelohnt, die Aussicht von dort oben ist tatsächlich fantastisch. Und am Schluss pflichteten mir auch die Kinder bedingungslos zu.

Eine fantastische Abfahrt in grossartiger Umgebung
Eine fantastische Abfahrt in grossartiger Umgebung

Heute wollen wir mal so richtig Gas geben. Dass das dann aber etwas ausarten wird, wissen wir zum Glück noch nicht. Wer weiss, vielleicht wären wir umgekehrt. Auf der Karte sah die Tour jedenfalls gut aus. Wir starten also in Savognin, das erste Ziel ist die Alp Promastgel. Es geht aufwärts. Einfach nur aufwärts. Nicht ein flaches Wegstück, um sich etwas zu erholen. Die Kinder schlagen sich tapfer. Die Strasse ist immerhin asphaltiert, was das Fahren etwas weniger anstrengend macht, aber halt einfach – steil.

Trinkflaschen füllen

Die Aussicht hält sich in Grenzen, nur dann und wann können wir einen Blick durch eine Lücke im Wald erhaschen auf die gegenüberliegenden Berge. Bei Promastgel haben wir schon fast 500 Höhenmeter gesammelt, höchste Zeit für eine ausgiebige Pause. Von hier hat man endlich auch mal Aussicht, und was für eine. Bis zu den Tschingelhörnern bei Flims können wir blicken. Hier nutzen wir auch die Möglichkeit, die Trinkflaschen nachzufüllen, wer weiss, wann wir das nächste Mal Gelegenheit haben.

Schwatz mit den Jägern

Frisch gestärkt fahren wir weiter, nun auf Naturstrasse. Zwei Jäger, die einen Schneehasen geschossen haben, kommen uns entgegen. „Es wird dann noch steil“, warnen sie uns. Was, noch steiler? Und wirklich, bald wird die Strasse unfahrbar. Was machen? Weiter oder umkehren? Die Kinder sind fürs Weitergehen, also dann los. Die Frau und Silvan tauschen die Bikes, denn das vom Jüngsten ist gleichzeitig das schwerste. Unbarmherzig steigt der Weg an, wir kommen noch mehr ins Schwitzen.

Nach 300 Höhenmetern erreichen wir Curtegns oberhalb der Waldgrenze auf 2000 Meter. Endlich etwas verschnaufen. Aber wie weiter? Von hier würde ein Weg weiter hoch führen in die Richtung, wo wir die Abfahrt geplant haben. Auf die andere Seite geht der Weg hoch zur Motta Palousa. Wir sehen zwei Alphütten und beschliessen, mal bis dorthin zu gehen. Von dort führt ein Kuhpfad in die Richtung, in die wir später abfahren wollen.

Weiter geht es zu Fuss

Wir lassen deshalb die Bikes bei den Hütten und gehen zu Fuss weiter. Wir wandern durch herbstliche Alpweiden, vorbei an einzelnen Fichten und Arven. Die Wacholder tragen Früchte, wir könnten jetzt ernten. Aber unser Ziel ist ja die Motta Palousa, die immer noch ungefähr einen Kilometer entfernt ist. Der Weg dorthin ist eben, am Schluss wird es kurz alpin, aber das ist kein Problem. Und nun eröffnet sich uns die ganze Pracht, wir werden für unsere Anstrengung belohnt: Ein umwerfendes Panorama eröffnet sich uns!

Eine sensationelle Aussicht

Wir blicken bis ins Hinterrheintal, ins Albulatal mit dem berühmten Landwasserviadukt, die Lenzerheide und hunderte Berge rundherum, darunter Piz Beverin, die Tschingelhörner mit dem Martinsloch und der Piz Kesch. Es ist grossartig! Nach einer ausgiebigen Pause kehren wir wieder zu unseren Bikes zurück. Der Kuhpfad, den wir als Weg auserkoren haben, ist gar nicht so einfach zu fahren wie wir erwartet haben. Der zwei Hand breite Weg war so ausgetreten von den Kühen, dass wir immer wieder mit den Pedalen anstossen. Aber wir kommen vorwärts, immer leicht aufwärts. Der Weg führt durch ein Rutschgebiet, wir müssen die Bikes kurz tragen, bevor wir wieder fahren können, diesmal endgültig. Der Pfad ist besser, flüssiger zu fahren, über die Wiesen, an Föhren vorbei. Die Kinder fahren jauchzend auf und davon, um beim nächsten Wegweiser doch noch auf uns zu warten.

„Und, wie ist es?“, frage ich. „Voll cool!“, antworten sie mit leuchtenden Augen. Also war meine Idee doch nicht so schlecht. Weiter oben suchen drei Gämsen das weite, noch weiter oben, im Geröllfeld, entfernen sich zwei Hirsche. Auch naturmässig hat sich die Tour also mehr als gelohnt. Nun kommen wir allmählich wieder in den Wald, Kurve um Kurve fahren wir hinunter, die Kinder voraus, wir Eltern hintennach. Einfach sensationell, diese Tour! Und wir sind einmal mehr mutterseelenallein unterwegs. Nach dem kilometerlangen Singletrail erreichen wir eine Waldstrasse. Fabian, der noch hart gekämpft hat im Aufstieg und fixfertig war, fragt nun hellwach, wo der nächste Singletrail ist. „Da links hoch“, sage ich noch, schon fährt er los, aufwärts. Wir erreichen die Alp Tussagn, wo es wieder abwärts geht mit freier Sicht auf die andere Talseite, bevor uns der Wald wieder verschluckt. Viel zu schnell sind wir wieder in Savognin, aber es gilt immer noch: „Die Tour war voll cool!“

Info

Biketour

Als Biketour ist die Unternehmung nicht so familientauglich: Fast 1400 Meter steiler bis steilster Aufstieg, dann eine wirklich schwierige Abfahrt auf Singletrails. Wen das alles nicht abschreckt, wird mit einer fantastischen Tour belohnt, die viel Anstrengung, Aussicht und Singletrails bietet.

Wandern

Wem die Biketour doch einige Nummern zu gross ist, kann sie auch als Wanderung machen, allerdings auf dem gleichen Weg hin und zurück. Mit dem Auto kann man bis Motta (1625 m) unterhalb Promastgel fahren und dort parkieren. Ab hier sind es nur noch ungefähr 550 Höhenmeter, die Steilheit bleibt.

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