Nein, wir sind an diesem Pfingstmontag nicht in ein Schuhgeschäft gefahren, sondern nach Goldau, wo gerade der Frauenschuh, eine sehr seltene und bekannte Orchideenart blüht. Und das sind die einzigen Frauenschuhe, die meine Frau interessieren.

Frauenschuh
Frauenschuh

Durch das Felssturzgebiet

Ausgangs Goldau, bei der Schneeschleuder (ja, tatsächlich), zweigt der Weg links ab und steigt in den Wald hoch. Der Weg geht ziemlich gerade hoch und ist eigentlich in Drittel unterteilt, nach jedem Drittel quert man wieder eine Asphaltstrasse. Das erste Drittel ist relativ ereignisarm, trotzdem kann Silvan einige Blumen bestimmen, seine Mutter fungiert als Trägerin seiner Blumenbibel, der „Flora Helvetica“. Schön die Felsblöcke, die über und über mit Moos und anderen Pflanzen bewachsen sind. Wir sind nämlich mitten im Goldauer Felssturzgebiet, wo 1806 ein gigantischer Bergsturz stattfand, der 457 Menschen das Leben kostete.

Frauenschuhe gucken

An der Strasse nach dem ersten Drittel treffen wir nebst vielen Akelei auch auf das Weisse Waldvöglein, eine weitere Orchideeart. Nur von den Frauenschuhen haben wir noch nichts gesehen. Wir steigen weiter hoch, treffen verschiedene Orchideen an, aber immer noch nicht die gesuchten. Ein älteres Paar macht Rast am Wegrand, wir halten auch kurz. Ob wir die Frauenschuhe gesehen hätten dort, fragen sie. Oh, tatsächlich, das ist ein ganzes Büschel! Silvan und ich gehen sofort hin zum Fotografieren. Von nun an treffen wir überall auf die gelben Orchideen. links und rechts des Weges führen Trampelpfade weg und enden immer bei einem Frauenschuh. Es sind tatsächlich beeindruckende und faszinierende Blumen.

Nach zwei Dritteln brechen wir ab, wandern der Strasse entlang wieder abwärts. Aber es ist noch nicht fertig mit Blumen, auch hier entdecken wir noch viele Orchideen. Und schon fast zuunterst, gleich hinter dem Tierpark, findet Silvan noch weitere Orchideen sowie Wollgras. Und wird Zeuge eines Dramas: Eine Veränderliche Krabbenspinne hat auf einem Knabenkraut einer Hummel aufgelauert und diese erbeutet.

Diese Bilder sind alle von Silvan.

Kein Auge für andere Schönheiten?

Uns ist aufgefallen, dass sehr viele Leute diesen Weg gehen. Was uns irritiert hat ist, dass deren einziges Ziel wohl nur der Frauenschuh ist. Haben sie den gesehen, rennen sie weiter. Wir wurden zwar schon gefragt, was wir hier sehen würden, aber so richtig interessiert hat es fast niemanden. Würden diese Leute mit offeneren Augen und mehr Interesse wandern, hätten sie rund acht verschiedene Orchideenarten entdecken können. Und noch etwas, was ja aber für die Leser hier sowieso klar ist:

Blumen werden nur auf der Speicherkarte im Fotoapparat oder Handy mit nach Hause genommen!

Es soll schon Leute gegeben haben, die Frauenschuhe für den eigenen Garten ausgegraben haben. Vergesst es einfach, denkt nicht mal daran: Sie wachsen dort nicht, denn sie brauchen einen bestimmten Pilz, um überhaupt wachsen zu können. Und der findet sich nur dort, wo der Frauenschuh eben wächst.

Wer übrigens noch eine falsch angeschriebene Blume findet, soll dies bitte im Kommentar vermerken. Mein Junior kennt sich zwar sehr gut aus, ist aber (noch nicht?) studierter Botaniker.

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