Die letzte Tour unserer Ferien in Flims führt uns mit dem Bike nochmals hoch hinaus, bis auf 2500 Meter über Meer. Sie war sozusagen ein Kondensat der vergangenen zwei Wochen: Sonnenschein, Rummel im Hochgebirge, aber auch Ruhe, Singletrails und ein gemütliches Restaurant unterwegs.

Sonniger Start bei Nagens
Sonniger Start bei Nagens

Wir fahren den Weg von Flims nach Laax. Dort haben wir zwei Möglichkeiten: Wir treten die steile, enge und endlos lange Strasse hoch – oder wir nehmen den Bus. Wir ent-scheiden uns, nicht ganz überraschend, für den Bus. Bis er fährt, haben wir noch ein wenig Zeit. Und da gibt es auch so einen Skillpark. Die Kinder sind natürlich nicht zu halten und fahren und springen was das Zeugs hält.

Dann wird es aber Zeit für den Bus, der uns nach Nagens bringen soll. Er windet sich die enge Strasse hoch, höher und immer höher. Oben, auf 2200 Meter, entlässt er uns in die Kühle des Morgens. Die Sonne scheint, aber es ist noch frisch. Die anderen starten, ich muss noch verschiedene Vorbereitungen treffen. Dann sprinte ich hinterher – und komme grausam ins Schnaufen! Auch die Kinder meinen, sie könnten nicht genug atmen. Kein Wunder, das ist halt die Höhe. Wir passen die Geschwindigkeit an und treten in einer tieferen Kadenz hoch.

Werkverkehr

Statt auf einem Singletrail wie auf der Karte eingezeichnet, fahren wir auf einer Alpstrasse. Oder eher eine Werkstrasse? Unglaublich, dieser Verkehr hier oben! So viele Fahrzeuge sind uns während den ganzen Ferien nie begegnet. Pickup rauf, Pickup runter, Bagger rauf, Lastwagen runter, Offroader runter. Biken in den Bergen stelle ich mir definitiv anders vor. Auch die nähere Umgebung mit all ihren Liften erinnert eher an eine Industriezone als eine unberührte Berglandschaft. Aber das wussten wir ja zum Vornherein. Steilen Anstiegen folgen wieder flachere Stücke, manchmal fahren wir sogar wieder abwärts.

Im Matsch

Kurz vor der Bergstation Vorab wird die Strasse richtig sumpfig, der Schnee der vorangegangenen Tagen ist geschmolzen, und mit dem ganzen Baustellenverkehr wurde die Strasse noch matschiger, wir bleiben fast kleben im Morast. Vollgespritzt mit Dreck erreichen wir die Bergstation, wo wir einen Platz suchen, der nicht allzu dreckig ist. Die Umgebung um die Bergstation sieht aus wie eine Kiesgrube: Alles plattgewalzt, ein Folienteich dient wohl als Wasserreservoir für die Beschneiungsanlagen, Baumaschinen stehen überall herum.

Pause mit Aussicht

Wir machen nicht lange Pause, fahren bald wieder abwärts. Der Dreck spritzt uns nur so um die Ohren. Rassig geht es Richtung Startpunkt, wir haben keine Zeit mehr für die Landschaft. Völlig verdreckt erreichen wir diesen. Die folgende Strecke ist asphaltiert, so dass sich der Dreck etwas löst. Beim Restaurant Alp Nagens halten wir. Bevor wir jedoch auf die aussichtsreiche Terrasse treten, putzen wir uns gegenseitig. Die Sonne hat viele Wanderer und Geniesser angelockt, wir finden aber noch einen Platz. Und der ist schön kuschelig: Man kann sich ein Schafffell nehmen und drauf sitzen oder es als Decke benutzen.

Restaurant Alp Nagens
Restaurant Alp Nagens

Ruppige Trails

Wir studieren die Karte und finden darauf einen Weg, wo man der Asphaltstrasse ausweichen kann. Wir machen uns wieder bereit und fahren bis zu dieser Abzweigung, die wir auf der Karte gefunden haben. Enttäuscht müssen wir aber feststellen, dass die Karte nicht mehr stimmt. Der Weg ist mit einem grossen Wall aus Stämmen, Ästen und Wurzelstöcken verstellt. Man will hier offensichtlich keine Wanderer und Biker. Fahren wir halt weiter auf der Strasse. Bis ich einen Weg über eine Wiese entdecke, der aussieht wie ein Bikepfad. Aber wo ist da die Einfahrt? Wir suchen auf und ab, bis eine Gruppe Biker weiter unten in diesen Weg hinein fährt. Ach, dort geht’s also lang.

Kettenprobleme

Wir stechen auch hinein, der Weg ist ziemlich ruppig, nichts mehr mit Verwöhntrail à la Runca. So werden auch die Federelemente mal wieder richtig gebraucht. Auf der nächsten Strasse ein kurzer Halt. „Cool!“ ist die einstimmige Meinung der Kinder. Weiter geht’s, zuerst über eine Wiese (natürlich auf dem Weg), dann wird es richtig steil und wild. Und jetzt bin ich froh, bin ich nicht in den Klickern. Ich fahre voraus, muss zwei-, dreimal absteigen. Bei der nächsten Querstrasse treffe ich wieder auf die andere Gruppe. Hinter mir geht eine Weile nichts. Ob wohl was passiert ist? Ich will gerade hochsteigen, als Fabian angebrettert kommt. „Wo warst du so lange?“ „Kette runtergefallen!“.

Eleganter Abgang

Die beiden anderen sind noch nicht in Sicht. Ich will wieder hoch, als Silvan angefahren kommt. Das Vorderrad steckt ein, das Hinterrad steigt hoch. Uiuiui, das sieht nicht gut aus. Aber irgendwie schafft er es, davon zu rennen, bleibt dann grinsend stehen. „Das war schon der dritte Lenkerabgang auf diesem Trail“. Er hat scheinbar Übung. Dann kommt auch die Frau. „Wem von euch ist die Kette nie heruntergefallen?“ Schweigen.

Nun habe ich genug von diesem ruppigen Trail, möchte nicht noch einen Unfall. Die Kinder protestieren noch leise, lassen sich aber überzeugen. Wir fahren nun der Strasse entlang, bevor wir kurz vor Laax nochmals einen einfacheren Singletrail finden. Im Dorf fragt Silvan, ob wir noch in den Bikepark gehen würden. „Wir haben eine grosse Tour gemacht, ich halte es nicht für klug, jetzt noch das Risiko zu suchen.“ „Ja, du hast recht, Papa.“ Ich bin fast ein bisschen verwirrt ob so viel kindlicher Einsicht.

Infos

Start: Nagens, erreichbar mit dem Bus (fährt nur Mittwoch bis Sonntag)
Ziel: Laax
Strecke: Nagens – Station Vorab – Nagens – Laax
Distanz: 21 Kilometer
Höhenmeter: Aufstieg 500 Meter, Abfahrt 1600 Meter
Dauer: 2 Stunden
Schwierigkeit: Mittel
Höhepunkte: Aussicht, Singletrails unterhalb Alp Nagens
Alternative: Ganze Abfahrt entlang der Strasse

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