Im März wird es wieder deutlich wärmer, der Schnee zieht sich in die Höhe zurück. Da sind entsprechende Touren gefragt. Schneesicher ist da das Urserental mit dem Winterhorn, das gut erreichbar und wieder eine schöne Skitour ist, seit der Liftbetrieb dort eingestellt wurde. Vor der Schlechtwetterfront gönnten wir uns also das Winterhorn.

Das Winterhorn mit dem alten Sessellift
Das Winterhorn mit dem alten Sessellift

Start in der Kälte

Das Mühsame an Skitouren ist jeweils die lange Anreise mit dem Auto. Zum Glück haben wir diesen Verkehrswahnsinn fürs Erste hinter uns, als wir in Hospenthal aussteigen. Es ist kalt, viele Autos stehen da, aber wir sehen weit und breit niemanden. Ab Mittag ist eine Schlechtwetterfront angesagt, ob sich die Leute davon abhalten liessen? Wir machen uns bereit und starten, das erste Stück verläuft auf der Gotthardpassstrasse, bevor wir nach einem Tunnel den Hang hoch steigen. Der Schnee ist hart, da wird auch die zu erwartende Sonne nichts ändern daran. Da werden dann wohl unsere Knochen durchgeschüttelt.

Wir schauen auf Andermatt hinunter, das inzwischen Sonne geniesst. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, denn in der Schöllenen wartet eine undurchdringliche, dunkelgraue Wand aus Schnee und Regen. Wir steigen weiter hoch und erreichen das ehemalige Pistenrestaurant. Alles steht noch nach 13 Jahren, auch die Lifte. Nur die Sessel wurden abmontiert. Für den restlichen Rückbau fühlt sich wohl niemand zuständig. Wie dem auch sei, wir geniessen die Ruhe. So allmählich kommen auch wir an die Sonne, während sich im Norden der Himmel weiter verdüstert.

Pulver gut

Auf dieser Höhe, so rund 2000 Meter, hat es vor kurzem geschneit, ein feines Pülverchen liegt auf der harten Unterlage. Die Sonne scheint diesig, aber immerhin. Wir queren nun unter dem Gipfel durch und blicken auf den Gotthardpass, der noch tief im Winterschlaf weilt. Eine gewisse Energie ist trotzdem zu spüren angesichts der Stromleitungen und Windräder, die dort stehen. Wir halten beim Skidepot. Zu Fuss weiter oder umkehren? Die Unterlage ist pickelhart, und genau dieser und Steigeisen fehlen, um weiter zu gehen. Zudem wabern weiter unten Nebel, die sich anschicken, zu uns aufzusteigen. Einen Teil der Aufstiegsroute sehen wir bereits nicht mehr, also ist die Entscheidung klar: Umkehren.

Die Schlechtwetterfront erreicht das Winterhorn

Die Felle runter und auf Abfahrt umstellen, bevor der Nebel uns hat. Von weiter unten höre ich Stimmen, da sind also doch noch andere unterwegs, ausser der jungen Frau, die uns im Aufstieg überholt hat. Der Schnee ist famos, schöner Pulverschnee. Schade, sind darunter die Spuren von früheren Abfahrten, die die unsrige etwas holprig machen manchmal. Und schon tauchen auch wir in den Nebel ein, kommen an einer Gruppe vorbei. Der Nebel wird dichter, wir sind froh um die Aufstiegsspuren, an denen wir uns orientieren. Da kommen schon wieder zwei hoch. Gegen unten nimmt der Neuschnee ab, die Fahrt wird wie erwartet etwas holprig.

Und es kommen immer mehr Schneetüüreler hoch. Es ist also nicht besonders einsam an einem Dienstag, sondern wir sind so früh dran! Einmal mehr sehe ich mich darin bestätigt, dass sich früh aufstehen lohnt. Die Spätaufsteher werden nun schlechte Sicht haben in der Abfahrt. Aus dem Nebel beginnt es nun auch noch zu schneien, aber unser Ziel ist nahe, noch durch den Tunnel, dann sind wir wieder beim Auto. Es ist zwölf Uhr, eigentlich würden wir jetzt einkehren und ein paar Franken da lassen, das geht in dieser Zeit aber nicht. Schade. Nach überstandener Heimfahrt blicken wir zurück und denken: Was für eine schöne Tour! Wenn nur diese Autofahrten jeweils nicht wären.

Wer jetzt meint, „wir sollten halt den Zug nehmen“: Mit dem Auto haben wir eineinhalb Stunden, mit dem ÖV mindestens dreieinhalb. Pro Weg. Wären also für eine kleine Skitour sieben Stunden Zugfahrt. Das ist denn auch der Grund, warum wir nur noch selten auf Skitouren gehen.

Info

Das Winterhorn ist, zumindest bis zum Skidepot, eine einfache, anfänger- und kinderfreundliche Tour, man kann ja jederzeit umkehren. Seit der Schliessung des Skigebietes hat es den Stotzigen Firsten bei Realp als Modeskitour der Region abgelöst.

Start und Ziel: Hospenthal
Strecke: Hospenthal – Lückli – Auf den Gitschen – Winterhorn – retour
Distanz: 10 Kilometer
Höhenmeter: 1150 Meter
Dauer: 4 Stunden
Schwierigkeit: WS
SAC Tourenportal: Von Hospenthal aufs Winterhorn
Alternative: Abfahrt über Winterplanggen nach Realp

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