Das Schlimmste der Coronakrise ist überstanden, man darf sich wieder weiter fort wagen. Wir liessen es gemächlich angehen und wanderten über den höchsten Basellandschäftler, die Hinteri Egg, der mit 1168 Meter höchste Berg des Kantons Baselland.

Ein fantastische Aussicht vom Chellenchöpfli
Ein fantastische Aussicht vom Chellenchöpfli

Eigentlich wollte ich diese Wanderung bereits am 1. August letztes Jahr machen, aber das „Waldenburgerli“ fuhr damals nicht, es gab Bahnersatzbusse. So nicht! Nun suchte ich für die Pfingsttage eine Wanderung, et voilà, da bietet sich diese doch geradezu an, zumal die Wasserfallenbahn, die einzige Gondelbahn im Kanton Baselland, noch nicht fährt und deshalb nicht so mit einem Auflauf zu rechnen ist.

Anreise mit dem „Waldenburgerli“

In Liestal besteigen wir also das „Waldenburgerli“, ein Tram von Liestal nach Waldenburg. Mit 750 Millimeter Spurweite ist sie die schmalste Bahn in der Schweiz, vermutlich auch eine der lautesten. Man muss ziemlich laut sprechen, um einander zu verstehen. Und gerade noch rechtzeitig, denn aus Kostengründe wird sie auf Meterspur umgestellt bis 2022. Keine halbe Stunde dauert die Fahrt durch eine uns völlig unbekannte Gegend. Angekommen in Waldenburg, durchqueren wir das mittelalterliche Städtchen, das, wie ich auf der Fahrt gelernt habe, an der Strasse zum Oberen Hauenstein liegt, dem Pass nach Langenbruck und Balsthal.

Durch Wiesen und Wälder

Steil steigt nun der Weg an, wir kommen an einer wunderschönen Magerwiese vorbei, allerdings nur langsam, denn Silvan ist wieder voll im Element und bestimmt die Pflanzen. Gegenüber blicken wir auf eine Burgruine. Die Burg lag strategisch günstig an der Hauensteinlinie. Eine liebliche Hügellandschaft entzückt das Auge, jetzt, wo alles saftig grün ist. Grün geht es auch im Wald weiter, ziemlich steil ist der Weg. Ein Reh huscht über den Weg, ansonsten ist es still hier. Bei der Waldweid, einem Bergrestaurant in traumhafter Umgebung, könnten wir ein erstes Mal einkehren, wir ziehen es aber vor weiterzuziehen. 

Auf dem höchsten Basellandschäftler

Es ist nicht mehr weit, ein paar Kehren und dem Waldrand entlang, dann haben wir den Aussichtspunkt erreicht. Noch ein paar Meter aufwärts, dann stehe ich auf der Hintere Egg (die anderen interessierte der Proviant mehr als der Gipfel). Welch ein Name, da ist unser „Stierenberg“, der Name des höchsten Aargauer Berges, noch prätentiöser. Auch die Aussicht hält sich in Grenzen, man steht buchstäblich im Wald. Aber eben, unten ist ein Grillplatz mit Bänken und viel Aussicht.

Der nächste Halt ist das Chellenchöpfli, 200 Meter weiter vorne auf der Grenze zu Solothurn. Von hier hat man eine wirklich grandiose Aussicht, bei sichtigem Wetter bis in die Alpen. Heute ist es diesig, wir sehen nur knapp ins Mittelland. Steil geht es danach hinunter Richtung Wasserfallen, wo wieder ein Restaurant bereit wäre, unseren Durst zu stillen. Eine Wiese lässt Silvan den Kiefer runterklappen: „Boaaah, alles Wiesenbocksbarte! So viele habe ich noch nie gesehen!“ Wirklich, eine Wiese, ganz in gelb, und das meiste sind Wiesenbocksbarte, umgangssprachlich als Habermarch bekannt. Wunderschön anzuschauen!

Der Vogelberg wartet

Nun wandern wir immer auf der Krete, was uns viele schöne Ausblicke beschert. Inzwischen sind auch die Wanderer zahlreicher geworden, aber man kommt noch gut aneinander vorbei. Seit dem Chellenchöpfli wandern wir auf Solothurner Boden, vom Baselland bekommen wir eigentlich nicht so viel mit. Auf dem Vogelberg geniessen wir nochmals die Aussicht, diesmal sogar bis Basel und zum Flughafen, die sich beide im Dunst abzeichnen. Auf der anderen Seite blicken wir in die sanft gewellte Juralandschaft, auf vergangene Ziele wie den Roggen und künftige wie den Weissenstein.

Beim Bauernhof Ober Passwang ist wieder einmal ein Restaurant, allerdings unbedient. Das macht nichts, wir haben jetzt Durst. Die Bise macht sich unangenehm bemerkbar, die Getränke direkt aus dem Kühlschrank vermitteln auch nicht gerade Wärme, aber sie löschen den Durst.

Ziel erreicht

Bis zur Haltestelle „Ramiswil, Alpenblick“ gibt es nochmals eine halbe Stunde Fussmarsch, dann beenden wir unsere erste grössere Wanderung in diesem Jahr. Schön war es! Weniger schön ist die Warterei an der Passwangstrasse, die offensichtlich bei Töfffahrern sehr beliebt ist. Auch das geht vorbei, nach einer halben Stunde kommt das Postauto, das uns nach Balsthal bringt. Dort haben wir nochmals eine halbe Stunde Zeit, die wir für einen Kaffee nutzen. Weiter geht es danach mit der kürzesten Privatbahn der Schweiz, der OeBB Oensingen-Balsthal-Bahn, deren Schienen“netz“ nur vier Kilometer lang, für die Industrie in der Klus aber wichtig ist. Entspannt fahren wir nun auf bekannten Strecken nach Hause. Tat das gut, wieder mal in unbekannten Gegenden unterwegs zu sein und Neues zu entdecken.

Info

Die Wanderung ist für den ÖV prädestiniert und vor allem im Frühling empfehlenswert, wenn die Wiesen blühen. Je nach Verhältnissen kann die Wanderung zu jeder Jahreszeit unternommen werden.

Start: Waldenburg
Ziel: Passwang, Alpenblick
Anreise: Mit dem „Waldenburgerli“ von Liestal nach Waldenburg
Rückreise: Von der Haltestelle „Ramiswil Alpenblick“ nach Balsthal, mit der OeBB nach Oensingen, dann mit der SBB nach Olten oder Solothurn
Strecke: Waldenburg – Waldweid – Hintere Egg – Chellenchöpfli – Rochuskapelle – Vogelberg – Ober Passwang – Alpenblick am Passwang
Distanz: 11 Kilometer
Höhenmeter: 860 Meter
Dauer: 3 ½ Stunden
Schwierigkeit: T2
GPS-Track: Zum höchsten Punkt von Basel-Landschaft
Höhepunkte: Aussicht, höchster Punkt von BL, blumenreiche Wiesen im Frühling
Alternative: Mit der Wasserfallenbahn kann die Route abgekürzt werden, entweder ab dort oder bis dort.

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