Das milde Winterwetter veranlasste uns einmal mehr, statt auf Skitour auf eine Wanderung zu gehen. Wir machten dort weiter, wo wir vor gut einem Monat (fast) aufhörten (siehe hier), auf dem Hauenstein, und wanderten auf historischen Pfaden zur Belchenflue und durch die Tüfelsschlucht nach Hägendorf.

Aussicht oberhalb des General-Wille-Hause
Aussicht oberhalb des General-Wille-Hause

Start auf dem Hauenstein

Nachdem uns der Chauffeur auf dem Hauenstein endlich ausstiegen liess („Ach, ihr wollt hier aussteigen?“), konnten wir unsere Wanderung starten. An Bauernhöfen vorbei, durch hügeliges Gelände, erreichten wir bald den Wald.

Und wir bekamen einmal mehr den Vorteil von Laubbäumen vor Augen geführt: Im Sommer sorgen sie für Schatten und Kühle, im Winter lassen sie die Sonne durch, was wir jetzt sehr zu schätzen wussten. Unser Biologe prüfte die Mutter, er zeigte irgendeinen kahlen Ast, sie musste dann sagen, was für ein Baum oder Strauch das ist. Und erhielt nach der Auflösung (meistens wusste sie es nicht) auch gleich noch ergänzende Informationen geliefert. Mir erwächst da harte Konkurrenz im eigenen Hause.

Ein eigenartiges Chalet

Der Vorteil vom Winterwandern hier ist ja, dass man alleine unterwegs ist. Mutterseelenalleine. Bis zur Challhöchi, das war immerhin eine Stunde Wanderzeit, begegneten uns gerade mal zwei Personen. Bei diesem Übergang fielen uns zwei Sachen auf: Zum einen ragten vom Berg her kommend mehrere Reihen Eisenbahnschwellen aus dem Boden, zum anderen war oben am Waldrand ein Chalet. Eine eigenartige Lage für ein Ferienhaus oder so. Beim genaueren hinsehen fiel uns auf, dass die Balken und Fenster bloss aufgemalt waren, das ganze Haus aus härtestem Beton bestand: Ein Bunker, getarnt als Häuschen. Willkommen bei der Fortifikation Hauenstein. Diese wurde während des Ersten Weltkrieges erbaut und bestand aus Bunker, Schützengräben und anderen Bewehrungen. So sollte verhindert werden, dass weder die Deutschen noch die Franzosen eine Umgehung der feindlichen Linie über die Schweiz vornehmen konnten. Im Zweiten Weltkrieg kamen die Panzersperren hinzu.

Am General-Wille-Haus vorbei

Von der Challhöchi her wechselte der Charakter von Einsamkeit zu Trubel. Kein Wunder, konnte man doch bis hier hin mit dem Auto fahren und dann schnell auf die Belchenflue steigen. Wir liessen uns aber nicht abschrecken, wir wanderten weiter. Unterwegs holten wir noch schnell einen Geocache, der natürlich bei einem Bunker versteckt war. Wir passierten das General-Wille-Haus, das im Winter von der SAC-Sektion Olten bewirtet wird, kamen an den Wappen vorbei, die die verschiedenen Militäreinheiten hinterlassen hatten, bis wir die Belchenflue erreichten.

Wir haben den Winter gefunden

Dort, hinter einer Kurve, entdeckten wir ihn dann auch: Den Winter. Ganz scheu versteckte er sich vor der Sonne und wagte sich nicht hervor. Wir erklommen über eine Treppe die Spitze der Belchenflue, welche in den Weltkriegen als Beobachtungsplattform diente und entsprechend zurechtgesprengt wurde. Man genoss von hier wirklich eine hervorragende Aussicht: In den Schwarzwald, ins Mittelland und die Alpen schienen auch nicht fern. Wir konnten uns kaum satt sehen. Irgendwann machten wir uns trotzdem an den Abstieg, nicht aber ohne vorher noch eine Pause einzulegen unterhalb des Gipfelfelsens.

Abwärts durch die Tüfelsschlucht

Nach der Pause machten wir uns auf zum nächsten Ziel: Der Tüfelsschlucht. Wieder begegneten uns viele Leute, die von irgendwelchem Parkplatz her aufstiegen. Erst als wir mal nicht autogerecht abbogen, waren wir wieder alleine. Am Alterszentrum und Restaurant Allerheiligenberg (dieses hatte aber geschlossen) vorbei, erreichten wir bald besagte Schlucht. Dies war keine wilde Sache mit steil aufragenden Felswänden, sondern eher ein munter sprudelndes Bächlein, das sich durch ein Tobel zwängte. Schön war es allemal. Nach der Querung der Strasse erreichten wir den zweiten Teil der Schlucht, wo es schon mehr Wände und Brücken und Stege über den Bach hatte.

Aus dem Bächlein wurde inzwischen ein Bach, der mal ruhig dahinplätscherte, mal sich tosend über Steilstufen stürzte. Unterhalb eines Wasserfalls hatten sich kreative Köpfe ausgetobt: Steinmann reihte sich an Steinmann. Sie schienen zum Teil der Schwerkraft zu trotzen und man fragte sich, warum die überhaupt noch stehen. Auch im Winter ist es hier noch ziemlich grün (vorausgesetzt, es hat keinen Schnee) wegen dem vielen Moos und den Hirschzungen. Nein, Hirschzungen sind keine abgetrennten Körperteile, sondern eine Farnart (Asplenium scolopendrium L.). Während man sie andernorts selten sieht, sind hier ganze Hänge bedeckt damit. Allmählich erreichten wir das Ende der Schlucht und somit auch Hägendorf und das Ende der Wanderung. Es passte, denn verpassen tut man nichts in Hägendorf. Wir mussten nur ein paar Minuten warten, bis uns der Zug mitnahm.

Info

Strecke: Hauenstein – Belchenflue – Tüfelsschlucht – Hägendorf
Anfahrt: Von Olten mit dem Bus nach Hauenstein
Rückfahrt: Von Hägendorf mit dem Zug nach Olten
Distanz: 16 km
Wanderzeit: 4 1/4 Stunden
Schwierigkeit: T1
Einkehren: Allerheiligenberg
Wissenswertes: Wer wissen will, wie diese eigentlich liebliche Schlucht zu ihrem teuflischen Namen kam, kann dies hier nachlesen: www.tüfelsschlucht.ch (für diejenigen, die des Schweizerdeutschen nicht mächtig sind, würde ich auch die Übersetzung liefern:-). 
In der Schlucht herrscht ausdrücklich ein Bikeverbot, was die Kinder murrend zur Kenntnis nahmen.
Informationen zur Festung Hauenstein: www.fortifikation-hauenstein.ch

Gezeichnet mit Schweiz Mobil
Gezeichnet mit Schweiz Mobil

 

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