Diesen Winter ist es wie verhext: Zuerst lange kein Schnee, dann schlechtes Wetter, dafür viel Schnee, dann Föhn und Schnee wieder weg. Am ersten Wochenende des Februars sollte es nun klappen, das Wetter ist gut, Schnee hat es auch wieder. Aber irgendwas ist immer, es will einfach nicht.

Ein schlechter Start

Wir suchten nach einer Skitour mit nicht allzu viel Höhenmetern und nicht allzu langem Anfahrtsweg. Wir entschieden uns darum für den Chli Glatten zuhinterst im Bisistal. 1200 Höhenmeter von Sali auf den Gipfel sollten machbar sein, zumal die Kinder ja Ferien hatten und ausgeruht waren. Wir brachen also auf in die Innerschweiz, an Schwyz vorbei durchs Muotatal weiter ins Bisistal. Doch oberhalb von Bisisthal (der Ort schreibt sich mit ‚h‘, das Tal ohne) tönte es plötzlich vom Rücksitz „mir ist schlecht!“ „Magst noch warten, bis wir beim Parkplatz sind, wir sind gleich da?“ „Nein!“ Also sofort irgendwo halten. Fabian stiess die Türe auf und *Böäääärp!*, gab das Frühstück zurück. Na toll, super Start!

Nachdem er sich einigermassen erholt hatte, stoppte uns ein Fahrverbotsschild. Wir guckten uns komisch an und parkierten halt dort. Das bedeutete aber zusätzliche 120 Höhenmeter und 2 ½ Kilometer Distanz! Verägert machten wir uns auf den Weg, zu Fuss. Noch viel mehr ärgerte ich mich, als ein Auto am anderen auf der aperen Strasse an uns vorbei fuhr unter grosszügiger Missachtung des Fahrverbotes, ich kam mir verschaukelt vor. Irgendwann erreichten wir diesen ominösen Parkplatz auch noch, hier konnte nun die Tour tatsächlich beginnen.

Vögel beobachten

Wir stiegen im Wald hoch, aber nach nicht mal 100 Höhenmeter brauchte Fabian bereits eine Pause. „Wir machen nach dem Wald eine Pause“, meinte die Frau. „Das ist ja noch schön weit!“ entgegnete Fabian. Denn er wusste tatsächlich, wie weit es noch ist, waren sie doch letzten November bereits hier mit dem Götti von Silvan. So leicht lassen sie sich nichts mehr vormachen, schon richtige alte Hasen. Also machten wir eine Pause. Aber auch nachher wollte Fabian nicht weiter, wir konnten ihn dennoch überzeugen, dass das hier noch keine anständige Abfahrt gibt. Wir kamen langsam voran, den Gipfel des Chli Glatten konnten wir sowieso vergessen. Ich hatte dafür Zeit, den Feldstecher hervorzunehmen und nach den Vögeln ausschau zu halten, die da in den Bäumen zwitscherten. Schlussendlich konnte ich aber nur einen Fichtenkreuzschnabel ausmachen. Wir erreichten die Strasse oberhalb des Waldes, wieder wollte Fabian abbrechen. Nur ein paar Meter oberhalb war eine Alphütte, der Gross Gade, bis dorthin wollten wir schon noch.

Zu zweit weiter

Wie versprochen legten wir dort eine Pause ein. Für Silvan, den Jüngeren, war das aber noch nicht genug. Wir beide stiegen weiter hoch. Der Schnee war gar nicht so schlecht, wie ich erwartet hatte, nur stellenweise leicht windgepresst. Silvan ging voran. Wir nahmen Kuppe um Kuppe, weit über uns die Felsmauer des Glatten. Im Rücken erstreckte sich das Bisistal, umgeben von Voralpenbergen. Es ist ein Phänomen, dass bei Skitouren jemand eine Spur legt und nachher alle dieser folgen, egal, wie schlecht sie ist. Wenn Silvan die Spur doof fand, scherte er aus und legte selber eine an. Wir machten ab, dass wir bis um zwölf Uhr hochsteigen und dann abfahren, denn unten warteten ja noch die beiden anderen.

So zogen wir Punkt Mittag die Felle ab und stellten auf Abfahrt um. Da wir nicht wirklich die ersten waren, war der Schnee schon ziemlich verfahren, ging aber trotzdem recht gut. Bald waren wir wieder bei den beiden anderen. Ein Hang noch, dann fuhren wir auf der Strasse abwärts, denn im Wald, wo wir aufgestiegen waren, war der Schnee bereits auf dem Hinweg feucht und schwer. Auf halbem Weg nach unten hielten wir vor einer Fichte, wo sich ein ganzer Schwarm Vögel niedergelassen hatte. Es waren zwar sehr viele, aber sie waren so rastlos, dass man sie gar nicht richtig beobachten konnte. Nur einen konnte ich kurz genauer anschauen, es könnte ein Zitronengirlitz Fichtenkreuzschnäbel gewesen sein. Weiter ging die Abfahrt, im gleichen Stil, bald waren wir wieder beim oberen Parkplatz. Wir mussten aber ja noch die Ebene queren. Ganz am Rand fuhren wir zum Teil auf Schnee, zum Teil auf Eis. Immerhin konnten wir bis zum Auto fahren.

Als wir das letzte Mal im Muotatal waren, schrieb ich, dass wir kein Café gefunden hätten. Darauf schrieb mir jemand, dass es emfau dort auch eines gäbe. So war es Ehrensache, dass wir dieses suchten – und fanden. Und ja, es hat sich gelohnt bei den leckeren Backwaren. Und irgendwann in diesem Winter werden wir auch noch einen Gipfel mit den Skis besteigen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Info

Der Chli Glatten ist eine einfache Skitour mit 1’200 bis 1’300 Höhenmetern, je nachdem, ob man sich ans Fahrverbot hält oder nicht. Die heiklen Stellen sind vor allem vor dem Gipfel, dort sind die Hänge zum Teil über 30° steil.

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