In der Schweiz gibt es die Institution Jugend und Sport des Bundes mit dem Ziel, den Sport bei den Jungen zu fördern. Das ermöglicht Kindern und Jugendlichen, verschiedene Sportarten auszuprobieren, darunter auch Skitouren und Bergsteigen. Alle zwei Jahre muss man einen Fortbildungskurs besuchen, um die Leiter-Anerkennung zu behalten. Bei mir wäre es letztes Jahr schon so weit gewesen, etwas verspätet habe ich nun meine Pflicht im Rätikon erfüllt.

Der Kurs wurde vom SAC Prättigau durchgeführt, so war es denn auch ein Prättigauer Kurs mit ein paar „Fremden“. Wir trafen uns in Schiers, wo uns der Kursleiter begrüsste und nach der Gruppeneinteilung gleich zwei Aufgaben stellte: Zum einen eine Tour planen in die Pardutzerhütte, zum anderen einen Menuplan für die Gruppe zusammenstellen. Dafür standen uns 100 Franken für sieben Personen zur Verfügung. Ohä, eine Selbstversorgerhütte, nichts mit gemütlich aufs Znacht warten. So machten wir uns an die Tourenplanung im Restaurant, ich als Fremdling hatte natürlich keinen Plan, was man da so machen kann. So überliess ich den Einheimischen die Tourenplanung, die sich offensichtlich darauf einigten, nach St. Antönien zu fahren, um von dort über einen gewissen Schafberg zur Hütte zu gelangen. Beim zweiten Teil, dem Menuplan, konnte ich dann schon eher mitreden.

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Aufgabe 3: Einkaufen

Start in St. Antönien

Der dritte Teil war nun der Einkauf im Coop, bevor wir weiter nach St. Antönien fahren konnten. Schliesslich starteten wir kurz nach Mittag, für eine Skitour schon ziemlich spät. In flottem, sogar sehr flottem Tempo, das ich nicht mehr gewohnt bin, stiegen wir der Strasse entlang Richtung Partnun hoch, bevor wir links abbogen zur Alp Carschina. Endlich wurde es steiler, dieses Gehen im Flachen ist mühsam.

Der Bergführer Marco Benz stellte mir die Berge vor, ich kannte bisher nur deren Namen: Sulzfluh, Schijenflue und Drusenfluh. Auf der Alp gab es endlich mal eine Rast. Das Panorama war schon eindrücklich hier, aber mich beschäftigten meine Füsse ebenso. Durch das lange Tragen der Schuhe auf der Anreise und die Wärme im Aufstieg schwitzte ich, meine Füsse vertrugen sich gar nicht gut mit meinen Schuhen, die sonst schon nicht richtig passten. Weiter ging der Aufstieg, Pulverschnee wechselte mit Sulzschnee, was wiederum meinen Fellen nicht bekam, es bildeten sich lästige Stollen.

Abfahrt vom Schafberg

Endlich erreichten wir den Gipfel des Schafberges. Lange genossen wir aber das Panorama nicht, die Zeit drängte. Wir fuhren westwärts in einen Sattel ab, dann nordwärts durch feinen Pulverschnee. Der Hang wurde immer steiler, zwischendurch war er ungefähr 45° steil. Schwung um Schwung reihten wir aneinander, bis zur Talsohle. Der Spass war nun vorbei, flach, so dass man gerade nicht die Stöcke brauchte, ging es zum Grüscher Älpli weiter. Nochmals gab es einen kurzen Theorieblock zum Thema „Nivocheck„, er hilft Bergführern und Tourenleitern bei der Beurteilung der Lawinensituation im Gelände.

Nach diesem Intermezzo hiess es nochmals Felle montieren und die paar Meter zur Hütte aufsteigen. Diese liegt versteckt im Wald und ist sehr einfach eingerichtet. Es gab nun viel zu tun mit heizen, kochen und Touren planen. Und ich kümmerte mich mal um meinen Fuss: Nicht schön. Die beiden Bergführer fanden es das Beste, wenn ich am nächsten Morgen direkt nach Schuders und nach Hause gehe…

Nach Hause statt auf Tour

Ein anderer Teilnehmer war ebenfalls nicht fit, so dass wir zu zweit am nächsten Morgen die Hütte aufräumten, was auch den anderen zu Gute kam, und um halb sechs ebenfalls starteten. Ewig lang stöckelten wir auf einer Alpstrasse dem Hang entlang, bis es endlich etwas abwärts ging. Dafür wurde die Abfahrt immer wieder von aperen Stellen unterbrochen, gegen Schluss mussten wir die Skis endgültig tragen. Die andere Gruppe stieg hier tags zuvor zur Hütte auf, ohne eine Abfahrt. Was war ich froh, dass ich in der Gruppe von Marco gelandet war!

Wir waren früh in Schuders und konnten nochmals gemütlich frühstücken. Aber wir wollten zeitig dort sein, da das Postauto am Sonntag morgens um 9:23 Uhr, dann abends wieder um 17:23 Uhr fährt. Das sagt schon einiges aus über den Ort…

Die Bilder wurden alle mit dem Smartphone aufgenommen, deshalb ist die Qualität auch nicht berauschend.

Tourinfo

Die Tour auf den Schafberg ist eine ideale Aufwärmtour, um mal einen Überblick über das Gebiet zu kriegen. Von der Carschinahütte aus stehen viele Ziele zur Auswahl, wie zum Beispiel die Sulzfluh, die Drusenfluh oder die Schijenflue.

Start: St. Antönien
Ziel: Garschina-Hütte
Strecke: St. Antönien – Alp Carschina – Schafberg – Carschina-Hütte
Distanz: 12.5 Kilometer
Höhenmeter: 1000 Meter
Dauer: 3 ¼ Stunden
Schwierigkeit: L
Höhepunkte: Aussicht auf die Wände des Rätikon, Abfahrt auf der Nordseite
Alternative: Statt in der Pardutzerhütte kann auch in der Carschinahütte übernachtet werden. Diese ist allerdings nur von Juni bis Oktober offen, in der übrigen Zeit steht der Winterraum zur Verfügung.

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