Wir haben die Rheinschlucht schon zweimal durchwandert, und waren jedesmal begeistert. Der Rhein, der sich später zum Strom entwickelt, hat sich hier durch das Bergsturzgebiet gefressen und steile Wände hinterlassen. Und dazwischen schlängelt sich noch der rote Zug der RhB. Das kann man ruhig noch ein drittes Mal anschauen.

Piz Mundaun
Piz Mundaun

In der Nacht zuvor hat es bis 1800 Meter hinunter geschneit. So machen wir uns auf, tiefere Gefilde zu erkunden. Mit dem Postauto fahren wir bis Sagogn. Der Wanderweg führt am Casti Aspermont vorbei, einem Gebäude, dessen Ursprünge ins 13. Jahrhundert zurück gehen, möglicherweise sogar ins 8. Jahrhundert. Auf der Karte ist der Wanderweg der Strasse entlang eingezeichnet, die Markierung weist auch nicht auf einen anderen Weg hin. Wir entdecken aber auf der Karte noch ein kleines Weglein, das an der Ruine Schiedberg vorbei führt. Es ist lustig, geht aber mal steil aufwärts, dann wieder steil abwärts. Kein Wunder, führt der offizielle Wanderweg nicht hier durch.

Die Blätter an den Bäumen haben sich in der vergangenen Woche verfärbt, es ist jetzt richtig Herbst. Im Talgrund angekommen, überqueren wir den Rhein und biegen beim Bahnhof Valendas-Sagogn in den Wanderweg ein. Ab hier kennen wir die Strecke, trotzdem freuen wir uns auf die Wanderung (oder muss ich schreiben: Umso mehr?). Wir wandern zwischen Rhein und Bahn, immer wieder gibt es Möglichkeiten für die Kinder, am Flussufer zu spielen. Entgegen den letzten beiden Malen sind die Kiesbänke viel kleiner, der Fluss führt anscheinend mehr Wasser als die beiden letzte Male.

Wir wandern auf und ab, mal am Fluss, mal weiter davon entfernt, dann wieder über Weiden und durch den Wald. Bis wir dann mittendrin stehen: Hoch erheben sich die Wände über uns, ein Konglomerat aus Steinen und Schutt, das jeden Moment einzustürzen droht. Das Material ist aber so verdichtet worden durch den Rheingletscher, dass hier keine Gefahr besteht. Dafür sind die Formen umso fantastischer.

Bald erreichen wir die Station Versam-Safien. Irgendwie kam mir die Strecke viel kürzer vor als vor vier respektive fünf Jahren. Kein Wunder, die Kinder sind grösser geworden, Tagestouren sind inzwischen zu Halbtagestouren geschrumpft. Im LinX-Beizli bei der Station Versam-Safien legen wir eine Pause ein und wärmen uns auf, im Schatten ist es doch recht kühl.

Wir setzen unseren Weg fort, bald kommen wir zur Halbinsel „Chli Isla“. Es geht hoch, man sieht auf den Fluss, der hier eine Biegung macht. Auf der Innenseite ist das Geschiebe zu erkennen, das abgelagert ist. Auf der Aussenseite, dem Prallhang, wird Material abgetragen. Da er hier aus Fels besteht, wird das wohl noch ein paar tausend Jahre dauern, bis diese Schleife durchbrochen wird und der Fluss einen neuen Verlauf nimmt. Wir steigen also hoch, nur um sogleich wieder auf der anderen Seite abzusteigen. Nach der Überquerung der Eisenbahnbrücke folgt nun der Aufstieg nach Trin.

Mit zunehmender Höhe kriegen wir eine bessere Übersicht, die Perspektive ändert sich laufen. Aber auch die Vegetation, sie ist hier recht trocken, nach dem Auenwald herrscht hier jetzt Föhrenwald vor. 200 Höhenmeter weiter oben wird es wieder flacher, wir haben die Ebene von Trin-Mulin erreicht. Müde, aber glücklich erreichen wir die Postautostation, eine wunderbare Wanderung endet hier.

Infos

Start: Sagogn, Haltestelle Vitg Dado
Ziel: Trin-Mulin
Strecke: Sagogn – Station Valendas-Sagogn – Rheinschlucht – Trin-Mulin. Der Weg ist nicht kinderwagentauglich
Distanz: 15 Kilometer
Höhenmeter: 550 Meter
Dauer: 4 ¼ Stunden
Schwierigkeit: T2
Höhepunkte: Rheinschlucht, RhB durch die Rheinschlucht
Alternative: Start in Ilanz oder Valendas, mit kleinen Kindern von der Station Valendas-Sagogn bis Versam-Safien.

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