Hast du schon mal vom Neuntöter gehört? Nicht? Solltest du aber, er ist der Vogel des Jahres 2020. Warum uns dieser Vogel gerade so in Entzücken versetzt. Und warum Spiessgeselle?

Männchen und Weibchen des Neuntöters

Ein Spiessgeselle erfreut uns

Sein Name tönt ziemlich martialisch, ebenso sein zweiter, Rotrückenwürger. Wie kommt es dazu? Der Neuntöter ernährt sich von Insekten und mitunter sogar von kleinen Wirbeltieren. Diese spiesst er auf Dornen auf als Notvorrat. Früher glaubte man, dass er immer zuerst neun Beutetiere aufspiesst bevor er welche frisst. Das ist natürlich Unsinn, aber der Name blieb erhalten.

Neuntöter stürzt sich auf Beute

Aussehen

Das Männchen trägt eine markante schwarze Augenmaske, die an „Zorro“ erinnert. Kopfoberseite und Nacken sind grau, der Rücken rotbraun. Brust und Bauch sind hellrosa, die Kehle weiss. Das Weibchen ist dezenter gefärbt, die Unterseite ist cremeweiss mit Querbänderung, die Maske wesentlich undeutlicher und der Rücken braun.

Neuntöter-Männchen

Auf der Suche nach dem Neuntöter

Der Neuntöter war in unserer Gegend seit langem verschwunden, zu viele Hecken wurden in den letzten Jahrzehnten zerstört. So horchten wir auf, als in der Sendung „Mini Schwiiz, dini Schwiiz“ von SRF Menziken vorgestellt wurde, unter anderem mit einem Besuch des Trolerhofes, einem Bio-Bauernhof und beliebten Ausflugsrestaurant. „Troler-Ruedi“ verriet in dieser Sendung stolz, dass der Neuntöter auf seinem Land wieder brüte.

Mitte Mai hielten wir die Zeit für gekommen, um bei ihm nachzufragen, ob er den Neuntöter schon gesehen habe. „Leider nein“, antwortete er etwas enttäuscht. Schade. Wir spazierten am nächsten Tag trotzdem zum Trolerhof, standen aber nicht extra früh auf. Ruedi hat in den letzten Jahrzehnten enorm viel gemacht auf seinem Hof für die Biodiversität, darunter auch Hecken angepflanzt. Die Hecke an dem beliebten Spazierweg zur Lüsch suchten wir gar nicht gross ab, zu gering erschien uns die Chance, den Neuntöter hier zu entdecken. In der Fortsetzung gab es aber auch eine Hecke, die abgeschirmt ist vom Trubel. Ich blickte durch ein Loch im Gebüsch und suchte mit dem Feldstecher die Hecke ab. „Da sitzt er auf der Stange!“, rief ich erfreut. Silvan und die Frau entdeckten ihn auch schnell.

Ein schönes Paar

Während ich noch an meiner Kamera herumwerkelte, suchten sie eine Stelle auf, wo man einen besseren Blick auf die Hecke hat. Tatsächlich war da noch das Weibchen! Sie sind also auch dieses Jahr wieder gekommen.

Ein Schwatz mit Ruedi

Beglückt von diesem Erlebnis, gingen ins Restaurant einen Kaffee trinken, als auch schon Ruedi auftauchte. Wir erzählten ihm von unserer Begegnung. „Das ist das Higlight des Tages!“, freute er sich. Er erzählte uns, wie früher eine riesengrosse Wildrose blühte hier, wo immer der Neuntöter brütete. Eines Tages, die Neuntöter waren noch am brüten, holzte der damalige Bauer die ganze Hecke ab und verbrannte alles, mitsamt den Nestern. Dieses Erlebnis habe ihn geprägt. Umso schöner ist zu sehen, wie Ruedi mit Herzblut den Betrieb auf Bio umgestellt hat und die Biodiversität fördert.

Er nahm an einer Studie der Vogelwarte teil, die die Biodiversität von Biobauernhöfen untersuchte. Sein Hof schnitt sehr gut ab, wie die Listen zeigen, die angefertigt wurden. Wir freuen uns jedenfalls, in der Nähe einen solchen Musterbetrieb zu wissen, wo interessante Beobachtungen gemacht werden können.

Der Neuntöter sitzt gerne auf erhöhten Warten

Steckbrief

Name(n): (d) Neuntöter, Rotrückenwürger
(f) Pie-grièche écorcheur
(i) Averla piccola
(e) Red-backed Shrike
Wissenschaftlicher Name: Lanius collurio
Länge: 16 – 18 cm
Spannweite: 24 – 27 cm
Nahrung: Insekten, kleine Wirbeltiere
Lebensraum: Halboffene, reich strukturierte Landschaften mit Hecken und Einzelbüschen, vor allem Dornenbüsche.
Überwinterung: Tropisches Afrika
Zu beobachten: Mai – September
Gefährdung (Rote Liste): Nicht gefährdet, aber Bestand abnehmend, vor allem in den Alpentälern, wo die Intensivierung der Landwirtschaft zunimmt.
Brutort: Sträucher

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.