Wieder mal in die Berge. Nicht zu weit. Am Samstagabend suchten wir noch ein Ziel für den nächsten Tag. Und kamen auf den Schimbrig in der Biosphäre Entlebuch, einem Berg in den Luzerner Voralpen. Dass der Schimbrig als Nebelfänger fungiert an diesem Tag, war nicht vorgesehen, verlieh aber der Exkursion eine besondere Note.

Der Schimbrig unter blauem Himmel
Der Schimbrig unter blauem Himmel

Start bei blauem Himmel

Wir starten unsere Wanderung bereits um halb acht bei Gfellen. Der Himmel ist stahlblau, kein Wölkchen über uns. Wie ich erst jetzt mit Schaudern feststelle, liegt unsere Wanderung an der Glaubenberg-Passstrasse, Lärmbelästigung durch Töffs ist uns also sicher. Noch ist es aber ruhig, wir wandern oberhalb der Grossen Entle über Weiden und durch Wälder bis zum Vordergrund, einer Alphütte. Dort weist uns der weiss-blaue Wegweiser nach rechts. War der Weg bis jetzt eher gemütlich, geht es nun steil bergan, meist durch den Wald, worüber wir froh sind, denn es ist schon ziemlich warm. Die Luft ist feucht, der Schweiss drückt aus den Poren. Wir kommen nicht so schnell voran, Silvan findet immer wieder Blumen zum Fotografieren. Aber wir haben ja Zeit. In den Lücken im Wald blicken wir immer wieder auf den Glaubenbergpass. Und je höher wir gelangen, desto mehr Berge sehen wir.

Auf dem Gatterweg

Wir erreichen durch ein Gatter eine Schafalp. Es wird an die Hundehalter appelliert, ihre Tiere an der Leine zu führen, denn die Schafherde wird bewacht. Nicht von Hunden, sondern von Lamas. Die Alp ist mit Zäunen unterteilt, immer wieder passieren wir ein Gatter. Beim ersten Blick auf die Mittellandseite stellen wir fest, dass sich ein Nebelmeer gebildet hat. Bald erreichen wir die Waldgrenze, steigen hoch zum ersten Gipfel, dem Hängst. Während wir die Innerschweizer und Berner Alpen bestaunen, erhebt sich in unseren Rücken eine Nebelwand.

Auf zum zweiten Gipfel

Man könnte vom Hängst direkt zum Schimbrig rüber, das erfordert aber eine kurze Kletterei abwärts auf einem sehr schmalen und ausgesetzten Grat. Da die Sicht schlecht und der Boden feucht und rutschig ist, steigen wir auf dem gleichen Weg ab bis zum weiss-blauen Wegweiser. Ein Pfad führt unaufgeregt auf den Schimbrig. Waren wir vorher fast alleine, hat es hier jetzt doch wesentlich mehr Leute. Der Nebel ist nun noch ausgeprägter. Das Wechselspiel ist spannend, aber die Aussicht ins Mittelland bleibt uns nach wie vor verwehrt.

Am Schimbrig Bad vorbei

Wir steigen nun auf dem Bergwanderweg ab durch den Wald und über die Kuhweide. Wir wählen den weiteren, aber weniger steilen Weg. Unterwegs begegnet uns der Älpler. Es ist ihm zum Plaudern zumute. „So, jetzt muss ich noch die Rindli*) und Guschti**) go zählen“, verabschiedet er sich dann doch. Der Weg geht nun knieschonend auf einer Alpstrasse weiter. Wir erreichen das Schimbrig Bad, eine Baracke, die auch ein Restaurant ist. Etwas weiter unten erzählt eine Tafel die Geschichte dazu. 1862 wurde ein mondänes Kurhaus gebaut, das die Schwefelquelle nutzte. Schon 1885 ist es abgebrannt und 1888/1889 wurde es für noch mehr Gäste wieder aufgebaut. Aber 1933 kommt es zur zweiten Katastrophe, es brennt wieder ab, wird aber nicht mehr aufgebaut.

Schwefliges Wasser

Dort, wo diese Tafel steht, kann man auch die ergiebigste Schwefelquelle der Schweiz bestaunen. Und riechen. Auf den ersten Blick sieht das Wasser trinkbar aus und man möchte die leere Flasche füllen, wenn einem aber der schweflige Geruch in die Nase steigt, vergeht einem der Durst. Inzwischen sind wir unter dem Nebel und sehen ins Mittelland, ich kann aber nicht ausmachen, auf welche Ortschaften man sieht.

Bei einer Verzweigung bleiben wir auf der Alpstrasse statt dass wir den Wanderweg nehmen, denn diese hat ein gleichmässiges Gefälle, was unseren Gelenken entgegenkommt. Die zusätzlichen zwei Kilometer nehmen wir dafür in Kauf. Von der Brücke her ist es nicht mehr weit. Zum Glück verläuft der Weg dem Bach entlang im Wald, weg vom Verkehr. Inzwischen hat das Restaurant am Ausgangspunkt geöffnet. Wie gut, dass wir Durst haben!

*) Rinder
**) Junge Stiere

Info

Die Tour würde eine schöne Aussicht ins Mittelland bieten, wenn es keine Wolken auf Gipfelhöhe hätte. Aber auch so ist es eine schöne Rundtour. Wählt man den Weg, den wir gegangen sind und startet früh, hält sich der Andrang sehr in Grenzen, auch die Töffs stören noch nicht so.

Start: Gfellen, Entlebuch
Ziel: Gfellen, Entlebuch
Strecke: Gfellen – Vordergrund – Pt 1476 – Hängst – Schimbriggipfel – Ober Loegg – Schimbrigbad – Flöschen – Gfellen
Distanz: 15 Kilometer
Höhenmeter: 840 Meter
Dauer: 4 ½ Stunden
Schwierigkeit: T3
GPS-Track: Schimbrig-Rundwanderung
Höhepunkte: Aussicht, Landschaft
Alternative: Vom Hängst kann man direkt auf dem Grat rüber zum Schimbrig, er ist allerdings ausgesetzt und nur für Schwindelfreie (T5).

Relive ‚Schimbrig blau-weiss‘

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.