Eine sehr abwechslungs- und aussichtsreiche Wanderung führt auf den Piz Lunghin. Das ist aber noch nicht alles, da ist auch noch die einzige Dreifachwasserscheide am Piz Lunghin. Und hier ist auch die Quelle des Inns. Drei sehr gute Gründe für diese Wanderung.

frau schaut durch das fernglas in den bergen
Eine grossartige Ödnis beim Pass dal Lunghin

Start im Morgengrauen

Noch früher als sonst, nämlich um sechs Uhr, starten wir vor der Haustüre. Wir hoffen, scheue Vögel zu sehen, die eher am frühen Morgen unterwegs sind. Wir durchqueren das Dorf und steigen beim letzten Restaurant Richtung St. Moritz hoch durch den Wald. Es ist noch still, die erhofften Vögel machen sich noch nicht bemerkbar. Weiter geht der Weg hoch über Alpwiesen, immer noch im Schatten. Erst als wir schon ziemlich Höhe gewonnen haben, steigt die Sonne hinter den Bergen empor.

Unter uns liegen die Seen noch im Schatten. Die Vögel machen sich immer noch rar, wir steigen weiter hoch in engen Kehren, bis wir eine Ebene erreichen. Der Bergbach, genauer der Inn, plätschert, eine Gebirgsstelze sucht an dessen Ufer nach Nahrung. Und dann sehen wir die ersten Steinböcke, schottische! Ach nein, es sind Hochlandrinder, die da gemütlich am Wegrand grasen und uns bestenfalls desinteressiert anschauen.

Eine spannende Pause

Kurz danach liegt am Fusse einer Felswand ein Trümmerfeld aus Steinen und Felsblöcken. Wir beschliessen, hier eine Pause einzulegen. Die Ferngläser haben wir immer griffbereit. Da tauchen auch schon die ersten Hausrotschwänze auf, Bergpieper lassen auch nicht lange auf sich warten. Auch die Steinschmätzer dürfen da natürlich nicht fehlen. Und da, dieser gesprenkelte, starengrosse Vogel, das ist… ein Steinrötel! Leider ist er zu weit weg für meine Kamera, aber wir können ihn gut beobachten. Es ist wohl noch ein junger oder ein Weibchen, jedenfalls ist weder die Brust orange noch der Kopf schiefergrau, freuen tun wir uns trotzdem sehr.

Jetzt geht es ziemlich steil aufwärts zum Lägh dal Lunghin, der in einer Senke liegt. Smaragdgrün leuchtet das Wasser. Wir halten uns nicht auf dort, steigen hoch zum Pass dal Lughin. Der beherbergt etwas Besonderes: Die einzige Dreifachwasserscheide in Europa. Ein Regentropfen, der hier fällt, fliesst entweder via Inn und Donau ins Schwarze Meer, via Julia und Rhein in die Nordsee oder via Mera und Po in die Adria. Faszinierend.

Auf zum Gipfel

Es ist nicht mehr weit zum Gipfel, die Landschaft wird karger, steiniger. Auch rundum ist das Grün der Bergwiesen, dem Grau-Braun der Felsen gewichen. Wir erreichen einen Grat und blicken fast senkrecht ins Bergell hinunter. Kurz vor dem Gipfel kommen wir an eine kleine Felswand mit dem blau-weiss-blauen Wegzeichen drauf. Ob wir jetzt links oder rechts gehen müssen, wird aber nicht klar. Wir versuchen es rechts und klettern eine Platte hoch, kurz darauf stehen wir auf dem Gipfel.

Was für eine Aussicht! Weit unten glitzern Silvaplaner- und Silsersee, hunderte Gipfel erheben sich rundherum. Wir blicken rüber ins Albignagebiet, wo unsere Jungs in einer Kletterwoche sind. Ob man sie wohl sehen kann? Ich nehme das Fernglas, kann aber niemanden entdecken, ist wohl doch zu weit weg.

Wir geniessen hier oben die kühle Luft, während im Flachland unten eine Backofenhitze herrscht, wie man so hört. Für kein Geld der Welt würde ich jetzt an einem Strand braten wollen.

Es kommen immer mehr

Im Abstieg nehmen wir einen etwas direkteren Weg durch das Geröll. Waren wir am Morgen noch bis fast zuoberst alleine unterwegs, hat es jetzt doch einige Leute am See. Im Abstieg kommen uns immer noch welche entgegen, es ist schon weit nach Mittag, das Schönste haben sie längst verpasst. Aber vielleicht haben die ja auch nur den See zum Ziel. Wir rasten nochmals dort, wo wir den Steinrötel gesehen haben. Zwar sehen wir ihn auch diesmal, aber er ist immer noch ausserhalb der Reichweite für ein gutes Foto. So steigen wir den gleichen Weg ab nach Maloja und beenden die Tour standesgemäss im „Schweizerhaus“. Viva Piz Lunghin!

Info

Eine schöne Wanderung mit ganz viel Aussicht bietet dieser Berg.

Start: Maloja
Ziel: Maloja
Strecke: Maloja – Lägh dal Lunghin – Pass dal Lunghin – Piz Lunghin und zurück
Distanz: 13 Kilometer
Höhenmeter: 1000 Meter
Wanderzeit: 4 ¼ Stunden
Schwierigkeit: T2 bis zum Pass dal Lunghin, auf den Piz Lunghin T3 (blau-weiss-blau)
GPS-Track: Route Piz Lunghin
Höhepunkte: Blick auf die Seen und ins Bergell, Aussicht vom Gipfel, Wasserscheide auf dem Pass dal Lunghin
Alternative: Um nicht die gleiche Route abzusteigen, kann man in Casaccia im Bergell starten oder die Tour dort beenden.

Relive ‚Piz Lunghin‘

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