Das Stapferhaus in Lenzburg ist bekannt für seine unkonventionellen Ausstellungen. Aktuell kann man „Geld – jenseits von gut und böse“ besuchen, allerdings läuft sie nur noch bis am 25. Juni 2016. Es ist deshalb Eile geboten, denn ein Besuch lohnt sich.

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Das Stapferhaus verdankt seinen Namen Philipp Albert Stapfer (1766 – 1840), der sich für eine gesamtschweizerische Kultur- und Bildungspolitik einsetzte und massgeblich an der Entstehung des Kantons Aargau beteiligt war. Zu Beginn des Bestehens des Stapferhauses wurden lediglich Expertendiskussionen fernab des Publikums geführt. Erst 1992 wurde das Konzept geändert und die Auseinandersetzungen für ein breites Publikum geöffnet. Statt wie in einem Museum üblich wird nicht bloss Wissen vermittelt, sondern der Besucher wird gezwungen, sich selber mit dem Thema auseinanderzusetzen, sich zu überlegen, wie er eigentlich selber dazu steht.

Geld – jenseits von Gut und Böse

Die aktuelle Ausstellung endet bald, höchste Zeit, dass wir sie auch noch besuchen. Da eignet sich dieser verregnete Sonntag besonders gut. „Stapferhaus“ tönt recht pompös, wir erwarten eine ehrwürdige Fabrikantenvilla. Stattdessen treffen wir auf ein tristes Gebäude auf einem ehemaligen Zeughausareal. Aber das ist ja alles nur Fassade, entscheidend ist, was drin ist. Und das hat es tatsächlich in sich. Der Eintritt ist frei, warum, das wird am Eingang erklärt. Und schon geht es wieder nach draussen, eine Treppe hoch und wieder rein. Ich will nicht ins Detail gehen, da die Ausstellung ja bald endet, aber sie zeigt das Ausstellungskonzept des Stapferhauses.

Die Ausstellung ist als Rundgang angelegt, zum Teil mit Timeslots, wie zum Beispiel im zweiten Raum, wo Philosophen vom Altertum bis zu Ökonomen der Neuzeit darüber debattieren, ob Gier gut oder schlecht ist. Die grossen Denker liefern sich einen Battle, von Aristoteles über Cicero, Thomas von Aquin, Martin Luther, Voltaire bis zu Adam Smith. Auch John Maynard Keynes und Milton Friedman kommen zu Wort. Das verspricht eine interessante Diskussion, und ist es auch.

Bei einem Frage-Antwort-Spiel an einem bancomatähnlichen Gerät muss man sich Gedanken darüber machen, wie das eigene Verhältnis zum Geld ist.

Geld Wert

Alltägliche Gegenstände und Waren werden gezeigt, mit Preis und wie er zustande kommt. Da staunt man zum Teil schon sehr und kommt ins Grübeln. Ebenso bei der gegenständlichen oder bildlichen Darstellung der Unterschiede bei der Verteilung des Reichtums.

Einmal Dagobert Duck sein

Im „Raum der Offenbarung“ kann man mal so richtig im Geld wühlen. 5-Rappen-Stücke im Wert von rund 200’000 Franken bedecken den Boden. Allerdings soll der Raum eben eine Offenbarung liefern. Eine Stimme mit meditativem Unterton stellt Fragen.

Was bedeutet mir Geld? Freiheit oder Sicherheit? Erfolg oder Macht? Lebendigkeit oder Unabhängigkeit? Was machen Sie mit Geld? Und was macht das Geld mit Ihnen?

Und so weiter. Eine Viertelstunde lang wird man mit solchen Fragen konfrontiert, die jeder für sich im Stillen beantwortet. Eine spannende Erfahrung.

Eine letzte Multimediashow zeigt zuerst die Geschichte des Geldes und lässt anschliessend acht mehr oder weniger namhafte Ökonomen mit ihren Theorien gegeneinander antreten. Man stellt sehr schnell fest, dass Ökonomie alles andere als eine exakte Wissenschaft ist, sondern eher eine Verwissenschaftlichung der eigenen Weltanschauung. Die Bandbreite reicht von Reiner Eichenberger, einem ebenso umtriebigen wie umstrittenen Professor, der die reine Marktwirtschaftslehre vertritt bis zu Niko Paech, einem deutschen Professor und Buchautor, der eine Postwachstumsökonomie postuliert.

Nun sind wir am Ende der Ausstellung angelangt. Und wie wir uns erinnern, ist der Eintritt frei. Dafür zahlt man einen Austritt, den man selber festlegen kann. Ein letztes Mal wird man konfrontiert mit der Preisökonomie. Wir müssen uns fragen:

Wieviel ist mir der Besuch der Ausstellung Wert?

Fazit

Eine sehr gelungene Ausstellung zu einem, wie man meint, profanen Thema. Sie regt zum Nachdenken an, lässt einen die eigene Einstellung zum Geld hinterfragen. Ich hoffe, die nächste Ausstellung wird wieder so ein interessantes Thema bringen, dann sind wir wieder zu Gast. Für kleinere Kinder mag die Ausstellung eher langweilig sein, für ältere hingegen ist sie durchaus geeignet. Es gibt auch spezielle Kinderführungen, die das Thema altersgerecht vermitteln.

Mehr Infos gibt es auf der Seite des Stapferhauses: http://www.stapferhaus.ch

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