Wandern zum grössten Aargauer See, das tönt jetzt nach etwas Grossem. Nun, der grösste See des Aargaus, der vollständig im Kanton liegt, ist der Egelsee bei Spreitenbach, von wo wir starteten, und ist eher ein grosser Weiher. Ziel dieser (meist) schönen Wanderung war Bremgarten an der Reuss.

Egelsee von herbstlichem wald umgeben
Der Egelsee

Start in der Agglo

Spreitenbach. Da kommen mir Industrie, Wohnsilos, Shoppingcenter Tivoli, Fressbalken und der Rangierbahnhof Limmattal in den Sinn. Aber wir verlassen ja den Ort schnell. Dass wir dabei auch ein normales Dorf mit alten Häusern durchqueren, überrascht mich, ist aber eigentlich logisch, dass so etwas auch noch vorhanden sein muss. Wir lassen aber auch dieses hinter uns und steigen im Wald hoch. Es nieselt, unsere Regenjacken bleiben aber im Rucksack.

Am Egelsee

Still ist es, nur das ferne Rauschen der Zivilisation ist vernehmbar. Schon bald erreichen wir den Egelsee, der ruhig in einem kleinen Tälchen liegt. Wir sind immer noch alleine, das Laub ist schön herbstlich gefärbt. Es regnet leicht, wir gehen auf dem braunen Laubteppich. Will man der Sage glauben, war es hier nicht immer so idyllisch.

Einst soll ein übler Ritter hier seine Burg gehabt haben, mit seinen Schergen plünderte er die Gegend. Eine Frau, deren Hause sie abbrannten, bat, wenigstens etwas für ihr kleines Kind dazulassen, damit es nicht mehr weint. Da packte es der Ritter, warf es in die Flammen und sagte, jetzt brauche es nichts mehr zu essen. In der Nacht kam ein gewaltiges Unwetter auf über der Burg, es donnerte und tobte. Am nächsten Morgen war anstelle der Burg ein See, der Ritter hatte für seine Bosheit teuer bezahlt. Wer die Sage noch etwas ausführlicher nachlesen will, findet sie hier.

Heute deutet nichts auf Raubritter und Unwetter hin, wir geniessen die Ruhe. An schönen Sommerwochenenden ist es damit nicht weit her, da wimmelt es von Ausflüglern. Am anderen Ende des Sees, dort, wo ein Sprungturm steht, steigen zwei Frauen aus dem See, heute, am 1. November! Uns ist nicht nach baden zumute, wir bewundern den See lieber vom Ufer aus. Am Seeende breitet sich ein Flachmoor aus. Es wäre interessant zu wissen, wie es im Frühling dort aussieht.

Auf zum Turm

Wir gehen weiter durch den Wald. Das Wetter ist jetzt freundlicher, das Geniesel hat aufgehört. Wir kommen an einen Wegweiser: „Guggehürlistein„. Gwundrig, wie wir sind, folgen wir dem Wegweiser in den Wald. Nach 80 Meter erreichen wir einen riesigen Felsblock, ein Findling, den der Linth-Rheingletscher während der vorletzten Eiszeit hierher transportiert hat.

Zur Burgruine Kindhausen könnten wir auch noch einen Abstecher machen, aber wir bevorzugen den direkten Weg zum Hasenbergturm. Er steht an einer Stelle am Waldrand, von wo man auch ohne Turm bereits eine grossartige Aussicht hat. Wir besteigen ihn natürlich trotzdem, 210 Treppenstufen führen uns zur Aussichtsplattform auf 36 Meter Höhe. Vermutlich hätten wir jetzt ein fantastisches Alpenpanorama, leider verhindert der trübe Tag, dass wir überhaupt Berge sehen. Aber auch so geniessen wir die Aussicht.

Das mittelalterliche Städtchen Bremgarten

Nun geht es abwärts, durch Widen hindurch, vorbei am Gyrenweiher. Wir durchqueren nochmals ein kleines, hübsches Wäldchen, bevor wir den letzten Kilometer Strassen entlang gehen, was leider nicht vermeidbar ist ohne grossen Umweg. Wir sind froh, als wir das autofreie Altstädtchen erreichen, welches dafür umso mehr glänzt, verwinkelte Gassen und schön restaurierte Gebäude erfreuen unser Auge. Das feiern wir in einem der wenigen Restaurants, die am heutigen Feiertag am 1. November offen haben. Wir begiessen die Entdeckung eines weiteren Stückes Aargau mit einem Kaffee und einem Stück Kuchen.

Info

Die Wanderung vom Limmattal ins Reusstal lässt sich zu jeder Jahreszeit machen und zeigt die andere Seite des dicht bebauten Limmattales.

Start: Bushaltestelle Spreitenbach Dorf
Ziel: Bremgarten
Strecke: Spreitenbach – Egelsee – Guggehürlistei – Hasenbergturm – Widen – Bremgarten
Distanz: 13 Kilometer
Höhenmeter: 425 Meter
Wanderzeit: 3 ¼ Stunden
Schwierigkeit: T1
Höhepunkte: Egelsee, Guggehürlistei, Hasenbergturm
Alternative: Man kann bereits in Widen den Zug besteigen.

Relive ‚Spreitenbach – Egelsee – Bremgarten‘

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.