Schon des Öftern habe ich über das Projekt Farnsberg von Birdlife gelesen, die Aufwertung der Landschaft zur Erhaltung der Biodiversität. So fuhren wir am Auffahrtstag ins Baselland und erfreuten uns an einer fast heilen Welt am Farnsberg.

Unterwegs am Farnsberg

Start beim Junkerschloss – oder so

In Gelterkinden steigen wir um in den Bus, das Ziel ist die Haltestelle Hemmiken Junkerschloss. Mitten im Nirgendwo steigen wir aus, mit uns ein Paar mit Hund. Sie scheinen nur für einen Spaziergang gerüstet zu sein, was hier auch vollkommen reicht. Silvan muss aber zuerst das Objektiv wechseln, denn über dem Getreidefeld jagen Rauchschwalben. Wir bestaunen erst mal die Landschaft des Basellandschäftler Tafeljuras. Bald kommen wir zu diesem Junkerschloss, das aber kein Schloss ist, sondern ein Bauernhof. Vielleicht stand hier mal ein Schloss. Wir erreichen den Wald, der voller Vogelstimmen ist. Am Wegrand entdecken wir ein Höhlensystem vom Dachs oder Fuchs.

Ein Blick auf die andere Seite

Kurz kommen wir aus dem Wald heraus, blicken in die nächste Geländekammer, die ebenso grün ist wie alle anderen. Hügelig ist das Gelände, mit vielen Obstbäumen. Schon tauchen wir wieder in den Wald ein, Immenblatt blüht am Wegrand. Wir lauschen den Vogelgesängen, eine gute Gelegenheit, nochmals zu üben vor der grossen Prüfung des Feldornithologiekurses am Pfingstsamstag. Ausgangs Wald kommen wir an eine Tafel, wo das Projekt „Obstgarten Farnsberg“ erläutert wird. Es will nicht nur die Biodiversität fördern, sondern den Bauern auch ein Auskommen sichern. Man kann zum Beispiel direkt Produkte auf dem Hof kaufen.

Fabian mault: „Beim letzten Wegweiser waren 40 Minuten angegeben bis zur Farnsburg, jetzt sind wir schon eineinhalb Stunden unterwegs!“ Junge, wenn du laufen willst, mach das, wir wollen geniessen. Aber immerhin ist er freiwillig mitgekommen.

Eine fast heile Welt am Farnsberg

Beim Weitergehen entdecken wir verschiedene Strukturen: Wurzelstöcke, Asthaufen, Brachstreifen, Altholzhaufen, Hecken und vieles mehr. Auf Tafeln werden diese erklärt. Und natürlich sind da die blühenden Wiesen, mit vielen verschiedenen Blumen und Gräsern, wie man sie bei uns kaum mehr findet.

Bei uns im Landwirtschaftsgebiet gibt es ja nur noch diese grünen Wüsten, auf Ertrag optimiert und praktisch ohne Leben. Ob den Kühen das schmeckt? Oder ob sie nicht lieber abwechslungsreiches Heu von so einer Magerwiese hätten, mit vielen gesunden Kräutern? Wir kommen an einer mit Sträuchern bestandenen Weide vorbei. Da könnte ein ideales Gebiet sein für verschiedene seltene Vögel des Kulturlandes. „Da, da sitzt einer! Und da das Weibchen!“ Die Frau hat ein Neuntöter-Pärchen entdeckt. Genau diese lieben solche Orte.

Mitten im Grün entdecken wir eine braune Pflanze. „Die ist wohl schon verblüht“, sage ich. „Nein“, wendet Silvan ein, „das ist wohl ein Labkraut-Würger, die blüht so. Sie ist ein Parasit und entzieht den anderen Pflanzen über die Wurzeln Nährstoffe, braucht kein Chlorophyll und betreibt deshalb auch keine Fotosynthese.“

Eine Stärkung ist jetzt willkommen

Wir erreichen das Hofgut und Restaurant Farnsburg. In einer Ecke werden Produkte vom Hof verkauft, alles natürlich in Bio-Qualität. Wir entscheiden uns für Würste aus Gallowayrindern, die hier gehalten werden. Diese Rinderrasse ist leicht, zerstört dadurch die Grasnarbe nicht, und ist anspruchslos. Das Restaurant öffnet erst um halb zwölf, es ist aber erst Viertel vor elf. Schüchtern fragen wir die Bedienung, ob wir trotzdem etwas bekommen. Natürlich, sie sei ja sowieso hier. So geniessen wir Kaffee und Rivella auf der Terrasse und schauen den vielen Schmetterlingen zu, die sich an den Blüten gütlich tun. Silvan kommt fast nicht zum Trinken, er wuselt mit seiner Kamera umher. Da entdeckt er eine Mauereidechse, die sich an einen Schmetterling heranpirscht – und zuschnappt!

Durch Wald und Flur

Schöne Wiesen säumen weiterhin unseren Weg, zahlreiche Schmetterlinge gaukeln über den Blumen und lassen sich auf ihnen nieder, um sich am Nektar gütlich zu tun. Auf einer Brache hält ein Neuntöter auf einer Karde Ausschau nach Beute, eine Goldammer singt irgendwo im Gebüsch. Im Wald geniessen wir den Schatten und die Kühle. Da ruft ein Schwarzspecht, andernorts lässt ein Gartenbaumläufer seinen hohen, feinen Gesang ertönen. Bevor wir wieder an die pralle Sonne kommen, ist es Zeit fürs Mittagessen, das aus Brot, Käse und etwas Fleisch besteht.

Nach der Stärkung gehen wir abwärts, an so vielen Obstbäumen vorbei, wie es sie bei uns zu Hause längst nicht mehr gibt. Trotzdem ist es nur noch ein kleiner Rest, wenn man es mit Bildern von vor 70 und mehr Jahren vergleicht. Wir sind froh, dass man sich besinnt und bewahrt, was noch bewahrt werden kann. Mit diesen Eindrücken erreichen wir Gelterkinden, wo uns der Zug bald wieder auf die andere Seite des Hauensteins bringt.

Info

Es ist eine kurze Wanderung oder eher ein Spaziergang, trotzdem benötigten wir viel Zeit, da wir uns diese nahmen, die Landschaft auf uns wirken zu lassen und zu geniessen.

Start: Haltestelle Hemmiken, Junkerschloss
Ziel: Bahnhof Gelterkinden
Strecke: Haltestelle Hemmiken, Junkerschloss – Junkerschloss – Schlossmatte – Landgasthof Farnsburg – Cholacher – Mittlerer Homberg – Bahnhof Gelterkinden
Distanz: 9 Kilometer
Höhenmeter: ↑ 200 Meter, ↓ 350 Meter
Wanderzeit: 2 ½ Stunden
Schwierigkeit: T1
GPS-Track: Obstgarten Farnsberg
Höhepunkte: Basellandschäftler Hügellandschaft, Vogelwelt, Blumenwiesen
Einkehren: Landgasthof Farnsburg

Relive ‚Durch den Obstgarten Farnsberg‘

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.