Alle Jahre findet im Mai das „Festival der Natur“ statt, so auch dieses Jahr. Dutzende von Veranstaltungen in der ganzen Schweiz vermitteln der Bevölkerung die Schönheit und die Probleme der Natur. Auch wir waren an einem Anlass dabei und waren den Orchideen auf der Spur.

Beat Wartmann erklärt

Schon länger stand der Orchideenlehrpfad in Erlinsbach im Aargauer Jura auf unserer Todo-Liste. Dass nun am Festival der Natur eine Exkursion dahin stattfand, kam uns daher gerade gelegen. Herr Kaiser vom Natuschutzverein Erlinsbach begrüsste die Gruppe und führte sie zum Lehrpfad. Dieser liegt im Gehrental am Hang der Egg, einem bescheidenen Jurahügel. Der Lehrpfad wird von der AGEO, der Arbeitsgruppe Einheimische Orchideen Aargau, gepflegt, wie uns Dr. Beat Wartmann, der unsere Gruppe übernommen hatte, erklärte. Jeweils im Herbst, nachdem die Blumen bestimmt versamt haben, wird die ganz Wiese gemäht. Herr Wartmann ist DIE Kapazität auf dem Gebiet der einheimischen Orchideen und hat das Standardwerk zu diesen schönen Blumen geschrieben.

Betrügerische Orchidee

Schmale Weglein führen kreuz und quer durch die Wiese. Schon die erste Orchidee, die er uns zeigte, war ein Highlight: Die Gewöhnliche Hummel-Ragwurz, die allerdings gemäss Herr Wartmann alles andere als gewöhnlich ist, in der Schweiz ist sie sehr selten. Neben der Orchidee steht eine Tafel mit den Informationen, mittels eines QR-Codes kann man noch mehr Informationen abrufen. Die Hummel-Ragwurz sondert spezielle Pheromone, also Sexuallockstoffe, ab, die die Männchen einer bestimmten Bienenart anlockt. Die Form der Blüte ähnelt einer Biene, das angelockte männliche Insekt will nun diese begatten – bestäubt aber stattdessen die Blüte. Die Orchideen werden zur Blütezeit wöchentlich überprüft und mit den entsprechenden Tafeln versehen, damit auch Laien wissen, welche Schönheit hier gerade blüht.

Vielfältige Wiesen

Eine gute Wiese ist, salopp gesagt, rot-blau-violette, das heisst, es gedeihen Blumen, die in diesen Farben blühen. In einer Fromentalwiese (das dominierende Gras) findet man 40 – 50 Pflanzenarten, in einer Magerwiese um die 100 Arten! Dominiert gelb, ist es aus der Sicht der Biodiversität eine „schlechte“, sprich artenarme Wiese mit viel Gras. Darin wachsen maximal zehn Arten, bei den Blumen dominieren Löwenzahn, Hahnenfuss, Pippau und andere gelb blühende Arten. Eine willkommene Art in der ökologischen Wiese ist der Klappertopf, ein Halbparasit. Mit speziellen Wurzeln zapft er die Wurzeln der Gräser an und lässt diese verkümmern. Logisch, dass er bei Bauern nicht beliebt ist und als Unkraut gilt. Wiesen sind übrigens streng genommen ebenfalls künstliche Gebilde. Ohne den Menschen wüchse im ganzen Mittelland durchgehend Buchenwald.

Der Boden ist entscheidend

Orchideen kann man nicht einfach so aussähen oder verpflanzen, denn nebst der richtigen Bodenbeschaffenheit braucht es auch die richtigen Mykorrhizen, also Bodenpilze, die mit den Pflanzen in Symbiose leben. Die Pilze beziehen durch die Pflanze Photosyntheseprodukte, während der Pilz der Pflanze Nährstoffe und Wasser verfügbar macht.

Beat Wartmann vermittelte uns noch viel Spannendes, aber irgendwann war die Zeit um. Zum Schluss erhielten wir noch allgemeine Informationen zum Ökosystem Wiese. Ökosysteme können in einem Diagramm dargestellt werden nach den Kriterien sauer – basisch auf der x-Achse und trocken – nass auf der y-Achse:

Beispiel für ein Ökogramm (Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/c/ca/%C3%96kogramm_verschiedener_Baumarten_selbst_erstellt.png)

Anhand dieser Kriterien können Experten voraussagen, welche Pflanzen zu erwarten sind. Herr Kaiser machte uns noch auf das Projekt „Wendehals“ aufmerksam, das zum Ziel hat, diesen Spechtvogel, der bis in die fünfziger Jahre weit verbreitet war, wieder anzusiedeln.

Für uns Naturfreunde selbstverständlich
Für uns Naturfreunde selbstverständlich

Gegen Mittag war die Exkursion zu Ende, wir hatten wieder viel gelernt. Mit diesen Eindrücken machten wir uns auf den Weg nach Aarau, zum Missfallen der Kinder zu Fuss.

Erst nach der Mittagspause besserte sich ihre Laune, so dass wir auf dem Aargauer Weg die schöne Stadt Aarau erreichten, wo es selbstverständlich eine Erfrischung gab.

Info

Auf der Website der AGEO kann man sich informieren, was aktuell gerade blüht.

Anreise: Von Aarau mit dem Bus der Linie 2 bis Erlinsbach „Sagi“, von dort durch die Saligasse und den Bandweg zum Wegweiser des Lehrpfades

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