Zum Abschluss der ersten Hälfte unserer Locarnese-Ferien soll es noch ein Gipfel sein. Und zwar jener, der hoch aufragt über Bosco Gurin und hinter dem die Sonne am Abend jeweils versinkt: Der Pizzo Bombögn, der eine steinige Besonderheit aufweist.

Tiefblick vom Gipfel auf Bosco Gurin
Tiefblick vom Gipfel auf Bosco Gurin

Vom Restaurant des Hotel Walser aus können wir einen Pfad erkennen, der sich durch den niederen Wald schlängelt und schon bald steil ansteigt. Diesen Weg müssen wir auch gehen, wenn wir den Pizzo Bombögn besteigen wollen. Das bedeutet 1200 Meter steiler Aufstieg und natürlich wieder Abstieg. Nach dem Ruhetag trauen wir das unseren Kindern zu. Kaum steigt der Weg an, geht Fabian voraus, schon bald sehen wir ihn nicht mehr. Er wartet jedoch immer wieder. Zum Glück können wir im Schatten gehen, die nordseitige Ausrichtung hat auch ihr Gutes.

Wir erreichen den Pass Pian Crosc. Eine wunderschöne Landschaft, auch hier dominieren alte Lärchen das Bild. Nun müssen wir aber wieder 150 Höhenmeter absteigen zur Alp Pian Crosc. Diese scheint zumindest im Moment nicht bestossen zu sein, das Gras steht kniehoch. Wir müssen nun Richtung Alpe Quadrella weiter. Mal Fichtenwald, mal Lärchenwald, jedenfalls geht der Weg wieder aufwärts. Zwischendurch säumen uralte, mächtige Lärchen den Pfad, einfach wunderschön und beeindruckend. Und dann gibt es wieder Stellen, die einen Bergsturz bezeugen, wir hüpfen von Felsblock zu Felsblock. Nach einer Pause zweigt ein unscheinbarer und unmarkierter Pfad ab Richtung Gipfel. Wir gewinnen schnell an Höhe, die Aussicht wird immer besser. Wir sehen einen Teil der zweiten und dritten Etappe unserer Mehrtageswanderung.

03_bongboegn_0042Über eine Steilstufe erreichen wir die bekannte Mauer des Pizzo Bombögn. Sie wurde 1948 erbaut, um die Ziegen aus dem Valle di Campo daran zu hindern, die empfindliche Grasnarbe zur Felsplatte hin abzufressen. Sie ist bis zu zwei Meter hoch und einen Meter breit. Aber schon in den Fünfziger Jahren verlor sie an Bedeutung und verfiel allmählich. Zu Beginn dieses Jahrtausends wurde ein 300 Meter langes Teilstück restauriert und das kulturelle Erbe gerettet. Wanderern dient sie heute als Treppe zum Gipfel, so auch meiner Familie.

Das grosse Gipfelkreuz rückt immer näher, und noch vor zwölf Uhr stehen wir auf dem Gipfel und schauen auf Bosco Gurin hinunter. Da der Berg ziemlich dominant ist, hat man eine hervorragende Rundumsicht. Und wie es sich für einen solchen Ort gehört, befindet sich hier auch ein Geocache, den wir schnell finden. Fabian findet darin eine Zange und legt ein – Kafirahmdeckeli hinein! (Sorry for that) Wir geniessen eine ausgiebige Pause, bevor wir uns wieder an Abstieg machen.

Wir gehen den gleichen Weg zurück, das heisst, diesmal 1200 Meter Abstieg. Das ist langweilig und spannend zugleich. Man kennt zwar den Weg, hat nun aber eine um 180 Grad gedrehte Sicht, was ganz neue Erkenntnisse und Entdeckungen bringen kann. Für Fabian ist das aber so langweilig, dass er beschliesst, nicht mehr zu können. Ständig will er Pause machen, während Silvan munter drauflos wandert. Bei einem Felsblock ist wieder mal Zeit für eine Pause. Silvan veranstaltet derweil mit seinem aus Draht gebogenen Mountainbike ein Downhillrennen, das er gleichzeitig auch kommentiert. Selbst nach der Pause kommentiert er die Heimfahrt des Siegers, die immer wieder von Stürzen und gelegentlich von Spitalaufenthalten unterbrochen wird. Darob vergisst Fabian, dass er soooo müde ist und der restliche Rückweg geht wie von selbst. In Bosco Gurin haben wir genug Zeit, um unseren Durst zu stillen, das Postauto, das uns ins Tal bringen soll, fährt erst um fünf Uhr abends. Mit dem Timing hatten wir Glück, der Gipfel hüllt sich nun nämlich in Nebelschwaden.
Der Tag wird noch lang, wir müssen  ein Plätzchen für die nächste Nacht (und folgenden) suchen. Die Fahrt mit dem Postauto ins Maggiatal ist nicht so spektakulär wie jene ins Onsernonetal, aber die Fahrt dauert auch ziemlich lange und wir entsteigen 1000 Meter tiefer dem Bus. In die Hitze.

Info

Mehr Bilder: Pizzo Bombögn auf Flickr
Start und Ziel: Bosco Gurin
Route: Bosco Gurin – Pian Crosc – Abzweigung auf ca. 2000 Meter auf Wanderweg zwischen Alpe Pian Crosc und Alpe Quadrella – Pizzo Bongbögn
Wanderzeit: 4 1/2 Stunden
Höhendifferenz: 1200 m
Schwierigkeit: T4 (bei Nässe nicht zu empfehlen)

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