Die Frau und ich wollten an diesem Samstag den Diethelm besteigen, und das hatte absolut nichts zu tun mit einem Dreier oder sowas. Diethelm heisst einer der Gipfel des Fluebrig-Massivs zwischen dem Sihltal und dem Wägital. Der Name ist auf ein im Ausserschwyzer Bezirk March verbreitetes Geschlecht zurückzuführen.

Stanserhorn, Mythen, Pilatus und Rigi als Kulisse
Stanserhorn, Mythen, Pilatus und Rigi als Kulisse

Die Kinder wollten mit der SAC-JO mit, das heisst, wir haben einen Tag für uns. Also plante ich eine Wanderung in einem Gebiet, das mir bis jetzt fremd war, das Sihltal mit dem berühmten Wallfahrtsort Einsiedeln. Wir fahren nach Studen SZ und starten unter der Nebeldecke beim Golfplatz. Eine Waldstrasse lässt uns rasch und angenehm Höhe gewinnen, ereignisreich ist die Strecke aber nicht. Als wir uns der Waldgrenze nähern, gelangen wir auch in den Nebel. Reif verzaubert die Landschaft. Es dauert nicht lange, bis wir oben am Grat die ersten Sonnenstrahlen ausmachen können. Tatsächlich lichtet sich der Nebel mehr und mehr. Von der Sonne haben wir noch nichts, wir wandern im Schatten des Gantspitz. Am Grat sehen wir drei Gämsen vorbeirennen.

Pause an der Sonne

Als wir aus dem Schatten treten, legen wir ein Pause ein und geniessen die Novembersonne. Unter uns wabert nun das Nebelmeer. Wir wandern weiter an der Alphütte vorbei auf einen Grat, von wo wir zum ersten Mal auf die nördliche Seite blicken können. Langsam löst sich der Nebel auf, wir können den Sihlsee teilweise erkennen. Wir blicken nun aber auch auf ein riesiges Nebelmeer, das das ganze Mittelland bedeckt. Zur Innerschweiz hin erheben sich die berühmten Berge Stanserhorn, Mythen, Pilatus und Rigi aus der grauen Masse, östlich thront das Glärnischmassiv mit dem Vrenelisgärtli. Gleich vor uns ragt der Wändlispitz in die Höhe, der ein markantes Loch aufweist.

Auf zum Gipfel

Wir erreichen den Gipfelaufschwung. Bis hierher war der Weg einfach, nun wird es aber anspruchsvoll. Eine kurze Leiter dient als Einstieg in die kettenversicherte Kletterei. Hier braucht man die Hände definitiv, Kletterskills sind von Vorteil. Es gibt zwar eine Kette, ich halte mich aber lieber am Fels fest. Zum Glück ist es trocken, bei Nässe wäre der Weg noch anspruchsvoller. Ein kurzer Grat, dann geht es links einer Felswand hoch auf den Schlussgrat. Nun öffnet sich uns eine fantastische Rundsicht, vom Säntis und den Churfirsten, wo wir erst vor gut einem Monat waren, bis zum Pilatus und zur Rigi reiht sich Berg an Berg auf. Der Blick ins Mittelland bleibt uns immer noch verwehrt, das Nebelmeer wogt ins Unendliche.

Im Abstieg

Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns wieder an den Abstieg, welcher bekanntlich schwieriger ist als der Aufstieg. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mir eine gute Klettertechnik angeeignet habe, aber der abgespeckte Fels ist mir trotzdem nicht geheuer. Wir erreichen sicher den Pass zwischen Diethelm und Turner. Und nun? Auf dem gleichen Weg zurück, dafür an der Sonne, oder durch das unbekannte Schattenreich? Unserem Naturell entsprechend wählen wir den unbekannten Pfad auf die Nordostseite unter Verzicht auf die wärmende Sonne. Steil geht der Weg abwärts, aber unschwierig. Ich spüre jetzt schon: Das wird einen gewaltigen Muskelkater geben. Unter uns liegt der Wägitalersee. Wie im Aufstieg sind wir auch im Abstieg wieder ganz alleine unterwegs, nachdem uns ein anderes Paar überholt hat und davongezogen ist. Wir geniessen diese Zweisamkeit, die ganze prächtige Natur für uns alleine.

Wieder im Nebel

Plötzlich aber sind wir wieder von Wolken umhüllt, was die mystische Stimmung noch verstärkt. Auf Höhe 1407 dreht der Weg nach Nordwesten zum Fläschlipass. von dort durch den Wald abwärts. Das Gebiet ist sehr feucht, deshalb hat der örtliche Zivilschutz 2011 Holzwege erstellt, die es gestatten, mit relativ sauberen Schuhen abzusteigen. Es ist lichter Wald, durchsetzt mit Mooren. Man meint (und hofft), jeden Moment einem Auerhahn zu begegnen. Dem ist leider nicht so, schön ist es aber allemal. Noch über die Ebene und der Strasse entlang zurück, dann haben wir unsere Runde abgeschlossen. Was für eine tolle Wanderung, was für ein fabelhafter Tag!

PS: Es wurde dann auch ein heftiger Muskelkater, das Treppensteigen war schon problematisch. Radfahren hilft scheinbar nicht, einen Muskelkater zu vermeiden. Tja.

Info

Hat man mal den langweiligen Einstieg hinter sich, geniesst man eine wunderbare und abwechslungsreiche Wanderung mit viel Aussicht und zuoberst gar noch einigen Kletterstellen. Wer sich die Kletterei nicht zutraut, muss auf die Tour nicht verzichten, nur auf den Gipfel. Ohne diesen ist es eine normale Bergwanderung.

Start: Golfplatz Studen SZ
Ziel: Golfplatz Studen SZ
Strecke: Golfplatz – Schärm – Obergross – Diethelm – Pt. 1589 – Fläschli – Fläschlipass – Chalchboden – Golfplatz
Distanz: 13 Kilometer
Höhenmeter: 1210 Meter
Dauer: 5 Stunden
Schwierigkeit: T4, ohne Gipfel T2
GPS-Track: Bergtour Diethelm
Höhepunkte: Kletterei auf den Gipfel, Aussicht
Alternative: Wer die nötige Klettereigenschaft nicht besitzt, muss auf den Gipfel, nicht aber auf die Tour verzichten. Einfach im Sattel warten, bis die Kameraden wieder zurück sind.

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