Auf dem Weg nach Graubünden fährt man an ihnen vorbei, an den Churfirsten. Dieser Gebirgszug am Walensee fällt gegen diesen fast senkrecht ab. Auf der Toggenburger Seite sind sie wanderbar, aber zum Teil sehr anspruchsvoll – und grossartig.

Der Walensee auf der Südseite der Churfirsten
Der Walensee auf der Südseite der Churfirsten

Der Name „Churfirsten“ geht vom Kloster St. Gallen aus, das damit seine Stellung als Reichsabtei des Heiligen Römischen Reiches unterstrich. Eine andere Theorie besagt, dass der Namen auf die sieben Kurfürsten des Reiches hinweisen soll, belegt ist dies jedoch nicht. Je nach Zählweise sind es sechs bis dreizehn Gipfel, die die Bergkette bilden. Einige tragen lustige Namen wie Frümsel, Brisi oder Chäserrugg.

Wir entscheiden uns für den Schibestoll, dessen Gipfel 2334 Meter über Meer liegt.Die erste Etappe bringen wir ganz bequem hinter uns, wir nehmen die Kombination aus Gondelbahn und Sessellift von Alt St. Johann zur Sellamatt. Nun könnten wir die Tour gemütlich mit einem Kaffee starten, den sparen wir uns aber für nach der Tour auf. Die Wanderung beginnt sanft, auf breiter Alpstrasse kommen wir gut vorwärts. Am Wegrand stehen Tafeln, wir befinden uns auf dem Sagenweg. Wie immer sind sie recht gruselig. Der Himmel ist heute ausnahmsweise mal bedeckt, vermutlich aus Solidarität mit den Flachländern, die schon die ganze Woche keinen klaren Himmel haben. Auf schmalem Pfad geht es weiter, der Wald wird lichter, Weiden lösen die Fichten ab. Der Herbst ist endgültig da, farbenprächtig präsentiert sich hier die Natur.

Jetzt geht’s aufwärts

Wir bewegen uns nun auf Schrattenkalk, man erkennt gut die eingelagerten Versteinerungen. Was es aber sind, haben wir keine Ahnung. Nach der Pause steigt der Weg nun an, wir gehen am Fusse einer Felswand entlang. Von weitem habe ich schon versucht zu erkunden, wo der Weg durch geht, alles sieht so abweisend aus. Er ist nicht ausgesetzt, aber man muss trotzdem konzentriert gehen, ein Fehltritt könnte schnell fatale Folgen haben. Der Weg schlängelt sich immer noch der Wand entlang.

Als wir mal aufblicken, merken wir, dass wir beobachtet werden: Eine Gämse schaut auf uns herunter. Kurz darauf rennt sie unter uns im Gras davon. Unglaublich, wie die mit dem Gelände klar kommen! Nun sehen wir, wo der Weg durch die Felsen führt, es wird kurz steil, wir müssen sogar kraxeln. Oben wird es wieder flacher, ein normaler Bergwanderweg führt die weite Ebene aufwärts. Eine Gämse rennt abwärts, bleibt wieder stehen, beobachtet uns, rennt weiter. Schon zwei der schönen Tiere. Aber da oben, da sind ja noch mehr! Sechs weitere Tiere schauen uns in sicherem Abstand zu, sie scheinen zu wissen, dass wir keine Gefahr darstellen.

Auf dem Gipfel

3, 2, 1, Gipfel erreicht! Eine grandiose Rundsicht eröffnet sich uns, die Frau sieht endlich den Walensee („Ich will den Walensee schon noch sehen in den Ferien“). Et voilà. Gegenüber erhebt sich der markante Spitzmeilen, daneben und dahinter noch hunderte andere Berge, sie waren aber bei dem diffusen Licht nicht deutlich auszumachen. Es windet, wir halten uns nicht lange auf dem Gipfel auf, steigen auf dem gleichen Weg wieder ab. In der Felswand am Wegrand huscht eine Alpenbraunelle hoch. Die Herbstfarben beeindrucken im Abstieg noch fast mehr als im Aufstieg, man kriegt eine neue Perspektive darauf. Bald erreichen wir die Sellamatt wieder, aber statt diese links liegen zu lassen biegen wir rechts ab und belohnen uns mit einem feinen Stück Kuchen.

Info

Der Schibenstoll ist von den verschiedenen Churfirsten eher mittelschwer, gute Trittsicherheit ist nötig. Die Tour ist dank der Gondelbahn relativ kurz.

Start und Ziel: Sellamatt, Alt St. Johann
Ziel: Trin-Mulin
Strecke: Sellamatt – Zinggen – Hinterlücheren – Rüggli – Schibenstoll retour
Distanz: 10 Kilometer
Höhenmeter: 840 Meter
Dauer: 3 Stunden
Schwierigkeit: T3
Höhepunkte: Bergweg, Versteinerungen, Aussicht vom Gipfel
Alternative: Hinterrugg- Chäserrugg und mit der Bahn runter oder als Rundtour

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