Der Naturpark Wallis organisierte in der Woche, wo wir in den Ferien in Leuk weilten, eine Exkursion ins Leukerfeld. Das passte doch perfekt, also meldeten wir uns an, egal, dass der Start morgens um sechs Uhr war. Einmal kann man ja früh aufstehen in den Ferien, gelohnt hat es sich jedenfalls.

Das Leukerfeld links und der Golfplatz
Das Leukerfeld links und der Golfplatz

Pünktlich um sechs Uhr treffen wir am Bahnhof ein. Man händigt uns zwei Feldstecher aus, edle Teile von Swarovski. Da bin ich mal gespannt. In der Dämmerung werden wir nach Agarn gefahren, am anderen Ende des Dorfes steigen wir aus. Der Exkursionsleiter möchte, dass wir die Ohren offen halten und vor allem die Pfähle absuchen. Nun, einfach gesagt, bei diesem Föhnsturm hört man hauptsächlich den Wind, aber keine Vögel. Einzig Rabenkrähen und Elstern können wir entdecken, die kleineren Vögel halten sich auch lieber bedeckt.

Wir unterqueren die Hauptstrasse und halten bei einem Brachfeld. Nun sollen wir wieder die Pfosten absuchen im Feld, aber auch den Boden selber. Da fliegt etwas! Ach so, eine Stockente. Aber da hinten, auf dem Pfosten, da sitzt es, das Schwarzkehlchen! Im Gegensatz zum Braunkehlchen brütet dieses noch hier. Noch. Ich gebrauche nun den eingangs erwähnten Feldstecher. Dieses Bild! Diese Brillanz! Wir haben einen guten Feldstecher, aber kein Vergleich zu diesem. Ich denke, ich muss wieder sparen… Ich suche also das Feld ab und entdecke einen Steinschmätzer. „Genau den habe ich gesucht“, sagt der Exkursionsleiter. Nach diesem hatte er auch Ausschau gehalten.

Wo ist der Steinschmätzer? Die Exkursionsteilnehmer suchen den kleinen Vogel auf dem Feld
Wo ist der Steinschmätzer? Die Exkursionsteilnehmer suchen den kleinen Vogel auf dem Feld

Glücksfall Golfplatz

Früher war die Biodiversität im Talboden ausgesprochen reich, bis die Bauern mit dem Maisanbau begannen und das Gras immer früher und immer häufiger mähten. Statt vielfältige Wiesen herrschte nun auch hier die Agrareinöde, eine Vogelart um die andere verschwand, darunter eben auch das Braunkehlchen. Es mag jetzt ein wenig zynisch tönen, aber der Golfplatz von Leuk war ein Glücksfall für die Natur. Ein Drittel ist nun Green, ein Drittel gemischt und ein Drittel ist komplett der Natur überlassen, so konnte wenigstens etwas gerettet werden. Zudem wurde der Alte Rhonelauf unter Schutz gestellt.

Auf einer Weide grasen Kühe, dazwischen stelzen kleine, gelbe Vögel umher. Schafstelzen! Sie sollen da noch brüten, sind aber auch sehr selten in der Schweiz und meist nur auf dem Durchzug. Wir entdecken um die zehn Exemplare.

Weiter geht’s zum Beobachtungshügel, wo wir tags zuvor schon waren. Natürlich sind die Bienenfresser immer noch nicht da, dafür nervt der Föhn immer noch. Wir verkriechen uns in den Hide am Wasser, wo wir etwas geschützt sind. Gleich vor uns schwimmt ein Zwergtaucher umher, am Ufer stochern zwei Limikolen. Aber was für welche? Selbst unser Exkursionleiter weiss es nicht, auch die Konsultation der Bücher bringt uns nicht viel weiter. Etwas später, wieder an der Wärme, setze ich einen Tweet ab:

Kurz darauf erhalte ich Antwort von Thomas Lüthi, seines Zeichens Präsident von Birdlife Solothurn (Update 2024: Inzwischen nicht mehr, dafür Präsident von BirdLife Schweiz), dass es sich hier um Bruchwasserläufer handle, was kurz darauf von der Vogelwarte Sempach bestätigt wurde.

Inzwischen ist die Zeit auch um, wir fahren zurück nach Leuk und werden noch auf Kaffee und Gipfeli eingeladen.

Hoch an den Südhang

Es ist noch früh am Morgen, wir haben noch den ganzen Tag vor uns. Was tun? Wir fahren mit dem Bus bis zur Satellitenbodenstation und wandern von dort abwärts, immer die Augen und Ohren offen. Der Wind ist immer noch heftig, was nicht nur uns nervt, sondern offenbar auch die Vögel, sie lassen sich nicht blicken. Aber dann sehen wir doch noch einen im Gebüsch herumhuschen. Mit dem Feldstecher kann ich ihn identifizieren, es ist eine Zippammer! Dieser Vogel kommt nur in der südlichen Schweiz vor und hat sein Hauptverbreitungsgebiet im Mittelmeerraum und im Vorderen und Mittleren Orient. Auf schmalem Pfad steigen wir wieder hoch. Unterwegs treffen wir einen formidablen Rastplatz mit Tisch und Bänken an, der eine exquisite Aussicht auf das Rhonetal um Leuk bietet. Von hier wird offensichtlich, dass der südliche Teil von Leuk auf einem Schuttdelta liegt. Wir wandern zwischen den Satellitenschüsseln hindurch weiter zur Hohen Brücke, immer Augen und Ohren offen. Auf und ab geht es durch den Föhrenwald. Hier ist es fast windstill, was wir für eine Pause nutzen. Auch die Schmetterlinge nutzen das und gaukeln umher. Ein Brombeerzipfelfalter ruht sich gar aus, so dass wir ihn in Ruhe betrachten können. In den Bäumen zwitschern verschiedene Vögel, darunter auch Berglaubsänger, die wir dank einer App identifizieren können. Der Berglaubsänger gehört zur Gruppe der olivgrünen Vögel, die optisch kaum zu unterscheiden sind, zumal sie sehr lebhaft sind und sich selten ausgiebig beobachten lassen.

Wartet der Mauerläufer auf uns?

Weiden lösen den Wald ab, Blumen statt Bäume ziehen nun unsere Aufmerksamkeit auf sich. Da blüht denn auch ein wunderschönes Knabenkraut. Unser Ziel rückt näher, die Hohe Brücke, die eine tiefe Schlucht überspannt, in deren Felswänden soll der Mauerläufer zu Hause sein. Ob er sich uns heute zeigt? Die Brücke, die 1563 erstmals erwähnt wurde und auch Teufelsbrücke genannt wird, ist schön restauriert und der Blick hinunter in die Schlucht imposant. Nur der Mauerläufer zeigt sich nicht.

Wir könnten nun weiter hinunter wandern nach Leuk, oder wir nehmen den Bus. Die Kinder sind eindeutig für den Bus, wandern wir halt noch den halben Kilometer zur Haltestelle und warten dort eine Stunde, bis wir mitgenommen werden. Wir haben ja noch genug Zeit, und voller schöner Erlebnisse sind wir auch.

Der Naturpark Wallis Pfyn-Finges

Der Naturpark Wallis erstreckt sich von Salgesch bis Gampel und von der Gemmi bis zum Weisshorn. Er engagiert sich in der Umweltbildung und bietet verschiedene Kurse und Exkursionen an. Auf der Seite findet man verschiedene Wanderungen und Velotouren sowie einen Veranstaltungskalender, wo wir auch diese Exkursion gefunden haben.

www.pfyn-finges.ch

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