Es hätte eine einfache Mountainbiketour werden sollen: Durchs Leukerfeld der Rhone entlang nach Gampel radeln, dort mit der Seilbahn hoch nach Jeizinen und dann eine coole Abfahrt zurück nach Leuk. Aber die Biketour fiel dem Föhn zum Opfer. Gekommen ist es deshalb anders, vermutlich besser.

Im Leukerfeld
Im Leukerfeld

Die abenteuerliche Suone

Die Frau findet die Tour, die ich geplant habe, nicht besonders prickelnd und findet auf der Karte oberhalb Agarn eine Suone, eine dieser bekannten Wasserleitungen, die früher genutzt wurden, um die Felder zu bewässern. Also beginnen wir die Tour erst mal mit dieser Zusatzschlaufe. Zuerst geht es so steil bergan, dass wir schieben müssen. Dann aber erreichen wir die Suone, nun sollte es mehr oder weniger ebenaus gehen. Der Weg scheint aber kaum mehr begangen geschweige denn unterhalten zu werden, schon beim Start müssen wir eine kleine Brücke überqueren, die eine ziemliche Lücke hat. Das hindert die Jungs nicht daran, darüber hinweg zu fahren. Auch sonst ist der Weg herausfordernd, auch weil es links senkrecht abwärts geht und er ist stellenweise abgerutscht, so dass nur noch ein sehr schmales Band begehbar ist. Nicht gerade mein Fall, ich schiebe lieber mal. Müssen die Jungs halt wieder auf uns Alte warten, denn sie finden es spannend. Am Schluss meint Fabian, „ich bin auch einmal abgestiegen.“ Nun gut, ich und die Frau etwas mehr.

Durchs Leukerfeld

Nun fahren wir gemütlicher weiter, durch Agarn ins Leukerfeld, das wir bereits 2016 besucht haben. Damals entdeckten wir die wunderschönen Bienenfresser, jetzt, im April, sind sie noch nicht da, wir sind ungefähr drei Wochen zu früh. So geniessen wir die Aussicht vom Beobachtungshügel ohne die bunten Vögel. Auf einer Wiese nebenan stärken sich Braunkehlchen für die Weiterreise, denn sie sind nur auf dem Durchzug, weil sie in der Schweiz fast nirgends mehr ideale Brutgebiete finden, nicht mal im Wallis.

Auf einer Halbinsel suchen wir das Gewässer nach Vögel ab, ausser Kormoranen zeigen sich aber keine. Da kommt ein Ornithologe mit einem Spektiv, stellt es auf und richtet es auf ein Ziel. „Wollt ihr den Purpurreiher anschauen?“, fragt er. Klar wollen wir! Tatsächlich, da steht am Ufer dieser schöne Vogel! Nicht mal mit dem Feldstecher hätten wir den gesehen. „Moment, ich zeige euch noch den Nachtreiher.“ Die Vögel scheinen ihre bevorzugten Plätze zu haben, der Nachtreiher sitzt in einer Birke, kaum sichtbar, selbst mit dem Teleskop nicht.

Schöner Ausblick vom Beobachtungshügel auf die Alte Rhone
Schöner Ausblick vom Beobachtungshügel auf die Alte Rhone

Der Rhone entlang

Wir überqueren den Rotten, wie der Fluss im Oberwallis heisst, und fahren auf der Rhoneroute 1 Richtung Gampel. Der Föhn bläst heftig, es ist mühsam zum Vorwärtskommen. Die Familie fährt, so gut es geht, in meinem Windschatten. Bei einem Rastplatz legen wir eine Pause ein, die die Jungs zum Springen nutzen.

Trotz Föhnsturm erreichen wir Gampel, wo wir mit der Seilbahn hoch nach Jeizinen wollen. „Tut mir leid, die Bahn fährt nicht wegen dem Wind.“ Tja. Sieht nach einer Planänderung aus, die Biketour fällt also dem Föhn zum Opfer, zumindest in dieser Variante. Wir fahren auf dem gleichen Weg zurück, diesmal allerdings wesentlich gemütlicher wegen dem Rückenwind. Bei der ARA hat die Frau wieder einen Weg auf der Karte gesehen, den wir nun suchen. Die Karte scheint aber nicht mehr mit der Realität übereinzustimmen, denn wir finden den Weg nach einigen Irrungen an einem anderen Ort, mitten im Schilf. Bald sind wir aber auf coolen Singletrails, fahren zwischen den Büschen hindurch. Schon auf der Hinfahrt haben wir die Schlucht gesehen dort, nun wollen wir den Schluchtausgang näher inspizieren in der Hoffnung, einen Mauerläufer zu sehen, jenen schmetterlingshaften farbigen Vogel, der sich mit Vorliebe in senkrechten Felswänden aufhält. Auf dem Weg dorthin entdeckt Silvan eine schöne Smaragdeidechse, genauer eine Westliche Smarageidechse, wie wir später belehrt werden von einem Spezialisten der karch. Den Mauerläufer sehen wir nicht, aber das Gebiet scheint zum Klettern geeignet zu sein, allerdings ist es nicht anfängertauglich, die Schwierigkeiten bewegen sich in höheren Graden.

Singletrail mit Aussicht

Wir fahren weiter der Rhone entlang, der Weg steigt kurz leicht an, wird eng und felsig und geht dann mehr oder weniger ebenaus. So richtig cool halt, was auch die Giele zu würdigen wissen. Bald erreichen wir aber wieder eine Asphaltstrasse, fahren nun abwärts nach Leuk. Unten sehe ich eine Brücke, wäre schön, wenn wir die überqueren könnten, damit wir nicht auf die stark befahrene Strasse müssen. Beim Näherkommen stellt sich aber heraus, dass das nicht so eine gute Idee wäre, die Brücke ist verrostet und die Bretter verfault. Sie ist ein Überbleibsel der ehemaligen Bahn nach Leukerbad, deren Betrieb 1967 eingestellt wurde. Wir brauchen trotzdem nicht auf die Strasse auszuweichen, ein separater Rad- und Fussweg führt uns zurück zum Bahnhof Leuk. Bleibt nur noch der steile Weg hoch zu unserer Wohnung…

Info

Obwohl die Tour anders rausgekommen ist als geplant, war sie ein abgerundetes Erlebnis. Wenn man das Abenteuer sucht, kann man die Suone fahren, sonst lässt man es besser sein.

Start und Ziel: Leuk
Strecke: Leuk – Feithieren – Suone – Agarn – Leukerfeld – Leiggerfeld – Gampel – Leiggerfeld – Färbi – Leuk
Distanz: 28,7 Kilometer
Höhenmeter: 420 Meter
Dauer: 3 Stunden
Kondition: leicht
Technik: schwer mit Suone, sonst leicht
GPS-Track: Zwischen Leuk und Gampel
Höhepunkte: Leukerfeld, Singletrails Leiggerfeld, Felstrail
Alternative: Ohne Suone

(Die Kilometer- und Zeitangabe stamme von meiner Strava-Aufzeichnung)

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