Das Illhorn bietet vor allem zwei Sachen: Einen kurzen Aufstieg und gewaltig viel Aussicht. Von der Bergstation Le Tsapé oberhalb Chandolin im Val d’Anniviers auf den Gipfel sind es nur mehr 375 Höhenmeter, dafür überblickt man fast das ganze Rhonetal und hat die Hälfte der Viertausender der Alpen im Blickfeld. Dies ist die ideale Tour für Kinder, um mal richtig Bergluft zu schnuppern. Vielleicht lässt sich sogar ein Murmeltier blicken.

Blick ins Rhonetal vom Illhorn

Start im Nebel

Die ersten 400 Höhenmeter bringen wir nicht gratis, dafür ohne Anstrengung hinter uns. Mit dem Sessellift Le Tsapé fahren wir hoch zum gleichnamigen Begrestaurant. Dass hier im Winter Ski gefahren wird, lässt sich unschwer erkennen, aber wir schauen grosszügig darüber hinweg. Zuerst nehmen wir mal ein warmes Getränk ein, vielleicht lüftet sich der Nebel in der Zwischenzeit. Ausser einer Hose voller heisser Schokolade bringt es nichts, wir sind aber zuversichtlich und wandern trotzdem los.

Sanft zieht sich der Weg dem Hang entlang zum Pas de l’Illsee. Plötzlich Pfiffe. Ein Murmeltier warnt oben auf der Krete. Warum, bleibt uns schleierhaft. Wir selber sind ja keine Gefahr, und die Jagdsaison hat noch nicht begonnen. Unterwegs treffen wir auf eine Tafel mit einer Nummer. Es handelt sich dabei um einen Blumenlehrpfad, wie ich einer Broschüre entnehmen kann, die ich vom Restaurant mitgenommen habe. Nur dumm, dass man dazu einen Führer im örtlichen Tourismusbüro kaufen muss. Die Blütezeit ist offensichtlich sowieso bei den meisten Blumen vorbei hier anfangs August.

Alles „Ill“

Hangabwärts erblicken wir einen langen Wall, dessen Funktion sich uns nicht erschliesst. Allmählich lockern sich die Nebelfetzen auf, blauer Himmel kommt zum Vorschein. Auf dem Pas de l’Illsee sehen wir den See erstmals. Es handelt sich um einen Stausee, der von weiteren kleinen Seen umgeben ist. Auf der anderen Seite des Passes zieren rostige Lawinenverbauungen und ein Skilift den Hang. Vom Pass her steigen wir einen schönen Bergwanderweg hoch. Der Blick reicht immer weiter, bis wir ein erstes Mal auf die andere Seite hinunter blicken können. Hell leuchtet der Illgraben, eines der grössten Wildbachgerinne der Schweiz. Immer wieder treten hier Murgänge auf, weshalb die Rhone nie kanalisiert werden konnte und die heute einmalige Landschaft erhalten blieb.

Direkt unter uns liegt ein Jagdbanngebiet, wo wir auch prompt Gämsen entdecken mit dem Feldstecher. Nur noch ein paar Meter und auch dieser Gipfel ist unser. Vorsicht ist jedoch geboten. So einfach und ungefährlich der Weg auf den Gipfel ist, umso schroffer bricht dieser gegen Norden ab. Es empfiehlt sich also, nicht zu nahe an den Rand zu stehen.

Auf dem Gipfel

Noch sind wir in Wolken gehüllt, aber schon bald lüftet sich der Schleier, der Blick wird frei in das dicht bebaute Rhonetal. Wir blicken auf Montana gegenüber mit seinen Betonbunkern, die in die Landschaft passen wie die Faust aufs Auge. Derweil vergnügen sich unsere Jungs beim Tandemgleitschirmflug. Jedenfalls nennen sie es so: Die Rucksäcke am Hintern angeschnallt und hintereinander sitzend, bilden sie ein Tandem und haben ihren Spass dabei. Fast zwei Stunden verweilen wir auf dem Gipfel, mit der Zeit tauchen auch die Spätaufsteher auf. Trotzdem wollen sich uns die hohen Berge nicht zeigen. Dank der modernen Technik und der App „Peakfinder“ können wir nachträglich herausfinden, was wir gesehen HÄTTEN.

Ruhen auf dem Sesselliftsessel

Wir machen uns wieder an den Abstieg. Im Nu sind wir wieder im Pass, diesmal wählen wir aber den Weg über den Rücken zurück über die Breitwang. Wie der Name vermuten lässt, befindet sich hier auch die Sprachgrenze. Ein Sesselliftsessel lädt unterwegs zu einer Pause ein, ein Felszapfen verspricht nochmals Gipfelfeeling. Bald sind wir wieder bei der Bergstation. Die letzten 400 Höhenmeter lassen wir uns wieder bequem transportieren und geniessen sowohl die Aussicht als auch die Kühle, denn uns erwartet im Tal unten die Hitze des Sommers, der nun definitiv zurück ist.

Info

Die Tour haben wir im September 2012 nach dem ersten Schneefall unternommen. Die Angaben wurden wo nötig angepasst.

Start: Le Tsapé, Bergstation (Chandolin, Val d’Anniviers)
Ziel: Le Tsapé, Bergstation (Chandolin, Val d’Anniviers)
Charakteristik: Ideale Bergtour, um einen ersten Gipfelerfolg zu sammeln, verbunden mit einer grossartigen Aussicht auf das Rhonetal und viele Viertausender.
Schwierigkeit: T2
Gipfelhöhe: 2717
Distanz: 3.5 km
Wanderzeit: 2 – 3 Stunden
Höhendifferenz: 375 Meter
Einkehren: Restaurant Le Tsapé
Jahreszeit: Ende Juni – Mitte September (Betriebszeiten des Sesselliftes)
Karten: Karte 1:25 000 Blatt 1287 Sierre (GPS-Track Illhorn)
Route: Von der Bergstation Tsapé dem Wegweiser zum Illhorn folgen zum Pas de l’Illsee, von dort weiter auf das Illhorn. Auf dem Rückweg beim Pas de l’Illsee Gegenanstieg auf die Breitwang (kleiner Grat mit Blick auf beide Seiten), Abstieg zum Illpass. Von dort zurück zur Bergstation Le Tsapé.
Für Gemütliche:
  • Nur bis zum Pas de l’Illsee
  • Gleicher Weg zurück
Für Sportliche:
  • Abstieg zur Oberen Illalp und Gegenastieg zum Illpasse
  • Abstieg bis Chandolin ohne Benützung des Sesselliftes
Höhepunkte:
  • Kurze Tour mit einem richtigen Gipfel
  • Grossartige Aussicht
  • Blick in den Illgraben
  • Tiere
Geocaches in der Nähe: GC16AVT
Dann gibt es noch…
  • Andere Wanderwege, siehe entsprechendes Angebot bei den Office de Tourisme
  • Das mittelalterliche Dorf Fang
Links: www.chandolin.ch

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