Der Pfynwald zwischen Leuk und Sierre ist einer der grössten Föhrenwälder der Alpen und war früher wegen Banditen gefürchtet, so dass die Reisenden lieber den umständlichen Weg durch die tiefe Dalaschlucht zwischen Varen und Leuk nahmen. Diese Zeiten sind längst vorbei, wir konnten genussvoll den Naturpark Wallis zu Fuss erkunden.

Wandern im Pfynwald
Wandern im Pfynwald

Von unserer Wohnung her ist es nicht weit zur Buthanbrücke, einer Hängebrücke, die den Illgraben überspannt. Sie wurde erst gerade zwei Tage zuvor nach einer Revision wiedereröffnet. Der Illgraben ist ein sehr aktives Murganggebiet, immer wieder kommt es in dem Gebiet zu grossen Murgängen, die eine Vegetation verhindern. Wir überqueren also diese 134 Meter lange Brücke und gelangen damit in den Pfynwald. In der Nähe ruft der Kuckuck, der erste in diesem Jahr. Wir steigen nun durch den Föhrenwald ab. Fabian und Silvan diskutieren, wie sie den Weg fahren würden mit ihren Bikes. Wir sind aber nun zu Fuss und können so in Ruhe die Umgebung studieren. Die Vegetation spriesst überall, es ist schön, der Natur beim Erwachen zuzusehen. Und wir geniessen die Ruhe, keine anderen Menschen sind hier unterwegs. Bis wir die Strasse erreichen, wo uns der Verkehrslärm richtiggehend anbrüllt.

In der Steppe

Wir unterqueren die Strasse und tauchen nun in den flachen Teil des Föhrenwaldes ein. Bald ist es wieder ruhiger. Blumen erfreuen uns am Wegesrand, Silvan bestimmt sie alle. Idyllisch plätschert ein Bächlein durch den Wald, ein Holzsteg ermöglicht die Überquerung. Beim Zeltplatz zweigen wir vom offiziellen Wanderweg ab in die Steppe. Am Boden kriechen überall schwarze Käfer umher, es scheint Paarungszeit zu sein. Büsche und niedere Bäume wachsen auf dem kargen, sandigen Boden. Es wäre eine spannende Gegend, um Tiere zu beobachten, aber der Föhn weht heftig, er wird uns fast die ganze Woche begleiten. Ist der Weg anfangs noch breit, verengt er sich plötzlich, wir kämpfen uns durchs Unterholz. Ein Bach muss überquert werden, was mit Trittsteinen einfach ist, bevor wir wieder den offiziellen Wanderweg erreichen. Wir müssen uns diese Steppe mal bei weniger Wind und etwas später im Jahr anschauen.

An den Teichen vorbei

Wir erreichen nun das Gebiet der Teiche mit so schönen Namen wie Pfaffusee oder Rosensee. Wir umrunden den Pfaffusee, wo Frösche einen Riesenlärm veranstalten, der auch nicht verstummt, als eine Ringelnatter flink davon schwimmt. Beim Restaurant Ermitage wäre jetzt eine Pause angesagt, leider hat es geschlossen. Ein Bus sollte auch halten hier, allerdings nur auf Reservation, die natürlich nicht stattgefunden hat. So wandern wir weiter durch das hügelige Gelände, das von einem Bergsturz gestaltet wurde.

Wir gehen am Rosensee vorbei, die Vögel zwitschern überall. Es kommen Erinnerungen an 2012 auf, als wir auf dem Zeltplatz ‚Monument‘ ein paar Mal übernachtet hatten und die Gegend schon mal erkundet hatten. Diesmal gehen wir aber weiter, entdecken neue Gebiete. Der Weg steigt an, der Bewuchs wird karger und die Bäume niedriger, ein wunderschöner Segelfalter gaukelt vorbei. Es ist sehr trocken hier, weshalb sich hauptsächlich Pflanzen ausbreiten, die sich Trockenheit gewohnt sind. In engen Kehren geht es dann wieder abwärts, Fabian wünscht sich wieder sein Bike herbei. Mir wären die Kurven zu eng. Wir erreichen die Strasse, wo auch gleich eine Bushaltestelle steht. Der Bus fährt aber erst in zwei Stunden, so dass wir den Rest nach Sierre auch noch zu Fuss gehen. Es ist aber nur noch ein Die-Strecke-hinter-sich-bringen, die Beschreibung schenke ich mir.

Info

Der Pfynwald fasziniert durch seine Ursprünglichkeit. Er wurde erst 1997, nachdem die Pläne einer Autobahn mitten durch den Wald begraben wurden, unter Schutz gestellt. Seit 2013 ist der Pfynwald ein regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung.

Start: Leuk, Bahnhof
Ziel: Sierre, Bahnhof
Strecke: Leuk Bahnhof – Buthanbrücke – unter der Illgrabenbrücke durch – auf dem Wanderweg durch den Wald – beim Zeltplatz abzweigen in die Steppe – zurück auf den Damm – an den Teichen vorbei – durch die Hügel des Bergsturzgebietes – Sierre
Distanz: 18,5 Kilometer
Höhenmeter: 330 Meter
Dauer: 4 Stunden
Schwierigkeit: T1
GPS-Track: Von der Buthanbrücke durch den Pfynwald nach Sierre
Höhepunkte: Buthanbrücke, Illgraben, Föhrenwald, Steppe, Teiche
Alternative: Abkürzung mittels Rufbus ab Ermitage (nur an Wochenenden) oder mit dem Linienbus ab Haltestelle Sierre, Parc de Finges

Murgang

Wie so ein Murgang aussieht, kann man eindrücklich auf diesem Video erkennen:

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.