Jedesmal, wenn wir über den Hirzel fuhren, bestaunte ich die sanft gerundeten Hügel mit den Bäumen oben drauf. Wie die wohl entstanden? Einmal musste ich diese Landschaft zu Fuss erkunden und mich schlau machen über die Entstehung.

Panorama Richtung Zürichsee
Panorama Richtung Zürichsee

Bei der Planung der Wanderung stellte ich fest: Es gibt im Internet keine dokumentierte Wanderung. Eigenartig. Ob das Gebiet doch nicht so geeignet ist zum Wandern? Dafür fand ich anderes heraus: Die Hügel werden Drumlin genannt. Die Bezeichnung stammt vom Irischen „droimnin“ ab, was „kleiner Rücken“ oder „Höhenrücken“ bedeutet. Die Drumlin entstanden zur Eiszeit, als die Gletscher bis ins Mittelland vorstiessen. Sie werden zwischen 10 und 40 Meter hoch und mehrere 100 bis 1000 Meter lang. Sie entstehen, vereinfacht gesagt, dadurch, dass Geschiebe auf einen Felshöcker trifft und sich hinter diesem ablagert.

Katholisch geprägte Landschaft

Wir begeben uns also nach Menzingen, wo unsere Wanderung startet. Das Dorf wird von einem riesigen Klosterkomplex dominiert, dem Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz. Es ist noch frisch, aber das ist ja für einen Januarmorgen nicht ungewöhnlich. Wir lassen das Dorf hinter uns, wandern vorbei an Obstbaumgärten zum Schloss Schwandegg, das von der Piusbruderschaft geführt wird. Die Gegend ist doch sehr katholisch geprägt.

Zeugen aus der Eiszeit

In Finstersee käme uns ein Kaffee gelegen, doch es gibt hier kein Restaurant, nur eine Bar, die aber nur freitags und sonntags geöffnet hat. So gehen wir weiter zum Wilersee. Auch er ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit, ein Toteissee, entstanden aus den Eisresten des sich zurückziehenden Gletschers. Die Eisblöcke blieben zurück und schmolzen allmählich, wegen dem wasserundurchlässigen Untergrund entstand der See.

Wie die Drumlins entstanden sein sollen

Wir wandern mitten durch die Drumlinlandschaft, vorbei an Mooren, ebenfalls Überresten der letzten Eiszeit. Früher hatte man andere Erklärungen für die Entstehung der Hügel: Der Sage nach wuchs die Bevölkerung und die Anbaufläche reichte nicht mehr. So bat man Gott, er möge ihnen mehr Land geben. Dieser beschied ihnen aber, sie sollten bescheiden bleiben und das nehmen, was ist. In der Not wandten sie sich an den Teufel, der mit seinen Gehilfen diese Hügel machte. Die Leute freuten sich zuerst, merkten aber bald, dass die Felder viel zu steil waren. Als Rache stellten sie zuoberst auf jeden Hügel ein Kreuz oder einen Lindenbaum, der den Teufel vertreiben soll. Was es mit diesen Bäumen wirklich auf sich hat, kann man im Artikel der Zuger Zeitung nachlesen.

Die Landschaft ist fantastisch, in sanftem Auf und Ab wandern wir zwischen den Hügeln durch, vorbei an Gehöften. Nur die kläffenden Hunde dort sind lästig, sie sind wohl Wanderer nicht gewohnt, jedenfalls nicht um diese Jahreszeit. Allmählich schliesst sich der Kreis, ein letzter längerer Aufstieg führt uns zurück nach Menzingen. Selbstredend, dass wir hier unseren lange ersehnten Kaffee trinken im Café Schlüssel.

Warum so unbekannt?

Nach dieser Wanderung ist es mir unerklärlich, warum man keinen Wandervorschlag für die Gegend findet. So eine liebliche Landschaft gehört ins Portefeuille eines jeden Genusswanderers. Aber nun ist die Lücke ja geschlossen. Und im Frühling werde ich die Wanderung mit dem SAC Homberg wiederholen, dann mit blühenden Obstbäumen. Das wird schön! Ergänzungen werden dann folgen. Die Wanderung kann man, je nach Schneemengen, das ganze Jahr machen, ich denke aber, dass der Frühling die schönste Zeit ist, wenn die Obstbäume blühen. Ich werde das auf jeden Fall noch verifizieren.

Info

Die Wanderung bietet keinerlei Schwierigkeiten, bietet puren Wandergenuss. Zwei Wermutstropfen gibt es, zum Einen gibt es keine Einkehrmöglichkeit unterwegs, zum Anderen verläuft wohl mehr als die Hälfte auf Asphalt. Allerdings ist man von der grossartigen Landschaft so abgelenkt, dass man das gar nicht richtig wahrnimmt.

Die Sonne versteckt sich
Die Sonne versteckt sich
Start und Ziel: Menzingen, ZG
Strecke: Menzingen – Schwandegg – Finstersee – Wilersee – Schwand – Hinterbüel – Erlenbach – Äschegg – Menzingen
Distanz: 14 Kilometer
Höhenmeter: 400 Meter
Dauer: 3 ½ Stunden
Schwierigkeit: T1
Höhepunkte: Schloss Schwandegg, Wilersee, Moore, Drumlin
Alternative: Die Tour kann nach dem Wilersee an mehreren Stellen abgekürzt werden.

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