Die Altjahreswoche verspricht stabiles Wetter, aber bei uns im Flachland hat es keinen Schnee. Deshalb wollen wir in die Höhe, um die Skisaison seit langem wieder einmal im Dezember zu starten und im alten Jahr noch in den Schnee zu gehen. Aber wo?

Pilatus zur blauen Stunde

Der Entscheid fällt auf die Melchsee-Frutt: Mit dem ÖV gut erreichbar und mit dem Rotsandnollen gibt es auch eine einfache Skitour mit einer Abfahrt zur Stöckalp, der Talstation. Also alles bestens. Nun gut, den ersten Ärger haben wir am Vorabend, als wir die Billette lösen wollen. Das Skiticket kann man gleich zusammen mit dem Bahnticket auf den Swisspass laden. An sich eine gute Idee, beim ersten Mal allerdings etwas nervenaufreibend, bis man es kapiert hat. Am nächsten Morgen fahren wir im überfüllten Zug von Luzern nach Sarnen, um dann ins überfüllte Postauto auf die Stöckalp umzusteigen. Wir fahren höher und höher, ohne dass Schnee in Sicht ist. Vor dem Ziel schauen wir nochmals raus: Weit hinauf grün. Die Frau und ich schauen uns entgeistert an. Mit der Talabfahrt wird also nichts.

Ticketprobleme

Gut, haben wir das Skibillette auf dem Swisspass, so müssen wir nicht in der langen Kolonne anstehen. Beim Passieren der Schranke klappt auch alles, ausser bei der Frau. Die Aufsicht lässt sie trotzdem durch, es könne sich auch nur um ein temporäres Problem handeln. Beider nächsten Kontrollstelle öffnet sich die Barriere abermals nicht, die Frau wird zurückgeschickt: Sie hat das Ticket nicht auf den Swisspass geladen. Die Jungs und ich fahren derweil hoch zum Bonistock und wärmen uns an einem Getränk. Endlich kommt sie, ihre Ticketprobleme sind nun auch gelöst.

In den Weihnachtsferien am ersten schönen Tag, einem Samstag, auf der gut erreichbaren Melchsee-Frutt skifahren zu gehen, ist maximal die zweitbeste Idee, die man haben kann. So viele Leute! Wir müssen am Lift lange anstehen, um dann innert kurzer Zeit auf den eisigen Pisten hinunterzufahren und wieder anzustehen.

Der Horror für Skitourenfahrer

Wir wechseln die Seite, fahren beim Bonistock. Dort sind aber die Pisten so steil und eisig, dass wir gar nicht richtig fahren können mit unseren Tourenskis. Ich rutsche einfach seitwärts ab, kann gar nichts dagegen machen. Den anderen Leuten scheint das egal zu sein, haben Spass daran, wir aber haben bald genug.

Die blaue Stunde geniessen

Auf der Sonnenterrasse des Bonistock löschen wir unseren Durst und beziehen anschliessend die Unterkunft. Nachdem wir frisch geduscht wieder nach draussen gehen, ist es ruhig geworden, die Tagesausflügler sind alle weg. Welch ein Genuss! Im Mittelland schien die Sonne heute wohl auch nicht, jedenfalls breitet sich ein grosses Nebelmeer aus. Allmählich verschwindet die Sonne hinter der Bergkette.

Einzig einen Stock tiefer dröhnt noch Technomusik. Es dunkelt, die blaue Stunde rückt näher, die Grenze zwischen Tag und Nacht. Die Mondsichel erscheint am Himmel, erste Sterne funkeln in der klaren und kalten Luft. Was für eine Wohltat nach all dem Rummel! Auf den Pisten leuchten nun die Scheinwerfer der Pistenbullies, die die Pisten für den nächsten Tag präparieren.

Auf zum Rotsandnollen!

Wir sind vor Sonnenaufgang draussen, der Tag erwacht allmählich. Im Melchtal wandert eine lange Lichterkette zur Stöckalp, die Tagesausflügler fahren an.

Derweil stärken wir uns mit einem kräftigen Frühstück und starten anschliessend zur Tour. Zuerst fahren wir hinunter nach Melchsee-Frutt auf den bestens präparierten Pisten, wo inzwischen schon wieder ein gewaltiger Rummel herrscht. Nichts wie weg von hier! Wir queren unter den Felsen des Klettergartens Bonistock durch, sind alleine unterwegs. Der Schnee ist pulvrig, die Abfahrt könnte gar nicht so schlecht werden. Während Fabian davon zieht, kämpft Silvan, er hatte eine schlechte Nacht. Das verspricht nichts Gutes für den Gipfel.

An einem einigermassen windstillen Ort machen wir erst mal Pause, bewundern die Bergwelt um uns herum. Der Gipfel des Rotsandnollen scheint sehr abgeblasen zu sein, er verspricht keinen Fahrspass. Aber so weit planen wir gar nicht, wir erklären einen Grat vorher zum Ziel. So gehen wir diesem entgegen, Fabian wieder voraus, wir hinterher. Bei Silvan scheint es aber wirklich nicht zu laufen, wir halten auf dem nächsten Buckel und erklären den zum Gipfel. Felle weg, umrüsten auf Abfahrt. Fabian muss dazu noch einen Felsen präparieren für einen „Drop“, wie er sagt. Ich bin gespannt.

Wir sind nun bereit für die Abfahrt, Fabian startet und springt über seinen Felsen, sehr elegant. Silvan setzt nun Kräfte frei und springt auch. Die weitere Abfahrt ist gar nicht übel, wir finden immer wieder einen Hang mit Pulverschnee. Unten angekommen, fahren wir mit der Seilbahn hoch zum Bonistock, wo wir unseren Durst löschen und unsere Sachen einpacken, bevor wir die eisigen Pisten hinunterfahren. Und wir fragen uns: Wie kann man so etwas freiwillig machen, wenn es daneben schönen Pulverschnee hat und keine Leute? Uns ist das aber ganz recht so.

Die unterste Sektion müssen wir auf dem Sessellift zurücklegen. Das Postauto fährt uns zurück nach Sarnen, wo wir wieder in einen überfüllten Zug steigen, er ist wie immer voller asiatischen Touristen, der Rest kann schauen, wo er Platz findet. Nun, der zweite Tag war trotzdem viel besser als der erste, müde und glücklich kommen wir beim Einbruch der Nacht zu Hause an.

Info

Die Skitour auf den Rotsandnollen ist vor allem dann lohnend, wenn man zur Stöckalp abfahren kann. Es gilt, die Wildruhezonen im Auge zu behalten, damit das Wild nicht gestört wird.

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