Was macht man, wenn man auch mal den Winter in den Bergen geniessen will, aber nicht auf die Skier darf? Richtig, eine Schneeschuhtour. Da bietet sich als Anfänger und Einzelgänger, der ich bin, der Jänzi Panoramatrail auf dem Glaubenberg an.

Im verschneiten Moor
Im verschneiten Moor

Ja, ich hatte noch nie eine Schneeschuhtour unternommen – abgesehen von dem einen Mal, als die Felle auf den Skiern nicht klebten und ich mit den breiten Brettern aufstieg, aber da fuhr ich dann anschliessend wieder hinunter. Aber sonst? Da erschien es mir doch ideal, den Panoramatrail auf dem Glaubenberg zu erwandern. Ich fuhr also zum Langis auf dem Glaubenberg, es schneite. Nachts lag hier wohl jeweils Nebel, die Bäume waren dick mit Reif eingehüllt. Heute sollte es ja besonders kalt sein, die Prognose versprach -14 Grad im Gebiet. Vom Langis führte ein breiter Winterwanderweg nach Schwendi-Kaltbad, der gut zu gehen war, so dass ich die Schneeschuhe noch nicht anzog. Welch idyllische Landschaft! Es war ganz ruhig, kein Mensch unterwegs. Den Weg säumten Laternen, muss ein romantisches Bild sein in der Nacht, wenn die Kerzen brennen.

Letzte Stärkung vor der Einsamkeit

In Schwendi-Kaltbad genehmigte ich mir einen Kaffee und einen Nussgipfel. Die Bedienung fragte mich nach meinen Pläne und fragte dann besorgt: „Haben Sie denn auch warmen Tee dabei?“ Selbstverständlich war ich ausgerüstet, es war zwar meine erste Schneeschuhtour, aber ich war schon bei ganz anderen Verhältnissen unterwegs. Ich zog nun die Schneeschuhe an und folgte der diskreten Beschilderung des Jänzi Panoramatrails. Ein Bach, Grosse Schliere genannt, mäanderte durch die Moorlandschaft. Was für eine Idylle! Ich war hin und weg. Diese Stille, die schneebedeckten Fichten, der mit Eis überzogene Bach: Einfach wunderbar. Eine Wasseramsel flog vor mir auf, tauchte dann in das eisig kalte Wasser, um Nahrung zu suchen. Zum Glück gelange ich einfacher zu Essen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Sie war das letzte Lebewesen, das ich bis zum Ende der Tour sehen sollte.

Auf zum Jänzi

Bei der letzten Brückenüberquerung zeigte der Wegweiser hoch, nun stieg der Weg an, über Weiden und durch verschneite Wälder. Alles, was ich hörte, war das Knirschen der Schneeschuhe und meinen Atem. Sonst nichts. Einfach nichts. Wie wunderbar! Es war wie meditieren. Abschalten, den Kopf verlüften. Ich folgte dem ausgetretenen Pfad, vorbei an der Egghütte. Zwischendurch öffnete sich die Wolkendecke und ein paar Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht. Doch damit war es schon bald wieder vorbei, ich erreichte das Jänzi, den Höhepunkt der Tour, das eine tolle Aussicht versprach. Heute lag es aber komplett im Nebel, Aussicht gleich null. Na ja, man kann nicht immer gewinnen. Zu einem längeren Aufenthalt lud es jedenfalls nicht ein, schnell einen Riegel eingeworfen und einen Becher warmen Tee getrunken, dann ging es weiter.

Die ersten Meter vom Jänzi hinunter waren steil, aber bei der Schneequalität vermisste ich die Skier nicht. Nun sollte der Panoramateil des Panoramatrails folgen, doch nichts war damit. Hochnebel verhinderte eine Aussicht. Macht nichts, war trotzdem schön. Über Weiden und durch Wälder führte der Weg zurück zum Langis. Unterwegs legte ich nochmals einen Halt ein auf der Alp Hohnegg. Unten konnte ich doch noch eine Ecke des Sarnersees ausmachen, das Wasser funkelte im Sonnenlicht. Die letzten 500 Meter waren mühsam, da asphaltiert, auf der Glaubenbergstrasse erreichte ich das Langis, wo ich nun erstmals seit der Wasseramsel wieder Lebewesen antraf. Was für eine schöne Tour, was für ein grossartiges Erlebnis!

Ob ich nun wieder mal eine Schneeschuhtour unternehme? Ganz bestimmt! Aber ich werde mich an solchen Touren wie dieser hier orientieren: Eher flaches Gelände, ungeeignet für Skis. Denn von einem Gipfel will ich immer noch hinunterfahren und nicht gehen.

Info

Der Jänzi Panoramatrail ist ein idealer Einstieg in das Schneeschuhgehen ohne heikle Stellen. Auf der offiziellen Beschreibung von Schweiz Mobil wird er als konditionell schwer angegeben. Die Beschilderung des Trails kann als sparsam bezeichnet werden, meistens ist die Wegfindung aber ohne Probleme.

Start und Ziel: Restaurant Langis, Glaubenberg
An- und Rückreise: Ab Sarnen mit dem Postauto nach Langis. Achtung: Nur wenige Kurse pro Tag (zwei am Morgen, zwei am Nachmittag)
Strecke: Langis – Schwendi-Kaltbad – Egghütte – Jänzi – Alp Hohnegg – Langis
Distanz: 12 Kilometer
Höhenmeter: 580 Meter
Dauer: 4 Stunden
Schwierigkeit: WT3
Höhepunkte: Weg dem Bach entlang, Aussicht vom Jänzi und auf dem Rückweg
Einkehren: Langis und Schwendi-Kaltbad

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