Silvan wollte uns sein Revier in Beromünster zeigen, wo er jeweils sein Zmittag einnimmt, seit er dort in die Kanti (Kantonsschule, Gymnasium) geht. So gingen wir Wintervögel suchen der Wyne entlang.

Mit dem Postauto fahren wir nach Beromünster. So können wir einfach nach Hause wandern und müssen nicht mehr auf den Fahrplan Rücksicht nehmen. Wir durchqueren den Flecken, erreichen die Wyne. Der Blick zurück zeigt uns gleich zwei Kirchtürme, einer der Kirche, der andere des Stifts.

Wintervögel suchen

Der kurzzeitige Wintereinbruch hat auch hier Spuren hinterlassen, überall liegen Bäume am Boden. Zum Teil sind sie jedoch auch umgestürzt, weil das Ufer unterspült wurde. Im Wald wuselt es im Gebüsch: Bergfinken und Buchfinken tun sich an den Buchnüssen gütlich.

Zwei Bergfinken und ein Buchfink

Bergfinken sind bei uns nur Wintergäste. Sie brüten im hohen Norden und ziehen im Winter hierher. Wenn bei den Buchen ein Mastjahr ist, sie also extrem viele Buchnüsse produzieren, fallen auch die Bergfinken in riesigen Schwärmen ein. Sie suchen dann einen gemeinsamen Schlafplatz auf am Abend, was jeweils ein grosses Spektakel ist. Da fliegen dann zehntausende oder gar hunderttausende Vögel an einen Ort.

Am Ufer hüpft ein Zaunkönig durchs Gebüsch. Auf dem Weg liegt zum Teil immer noch Schnee, hier kommt die Sonne kaum hin. Auf einer Buche sitzt ein Mäusebussard, über dem Wald kreist ein Rotmilan und ruft ständig. Die Wyne führt immer noch ziemlich viel Wasser, die Wasseramsel wird Probleme haben in dieser Brühe. Leider sehen wir (oder ich?) sie heute nicht. Silvan ist ein paar Mal extra wegen ihr nach Beromünster geradelt und hat fantastische Bilder heimgebracht. Bei einer Brücke verweilen wir länger. Kohlmeisen und Tannenmeisen machen sich bemerkbar.

Immer die Augen offen und die Kamera parat
Immer die Augen offen und die Kamera parat

Bei der Wynemüli müssen wir die Strasse überqueren. Ein Mäusebussard sitzt auf einem Baum, am Himmel drehen mehrere Rotmilane und ein Mäusebussard ihre Kreise. Rabenkrähen sind überall und machen einen Lärm. Auf einem Geländer der ehemaligen Kläranlage sitzt ein Graureiher.

Ein Mäusebussard beobachtet die Umgebung
Ein Mäusebussard beobachtet die Umgebung

Die eleganten Graureiher

Nach dem Weiler Winon stehen zwei Graureiher am Bach und beäugen uns argwöhnisch. Dann haben wir wohl einmal zu viel abgedrückt, sie verziehen sich auf die Wiese. Auf einer Kiesbank sucht eine Bergstelze nach Futter. Sie ist die einzige Stelze, die im Winter da bleibt, allerdings kann man auch sehr selten Bachstelzen im Winter bei uns sehen. Mit der Klimaerwärmung wird das wohl immer häufiger möglich sein.

Gebirgsstelze
Gebirgsstelze

Wir haben uns den Reihern wieder genährt. Elegant stehen sie da, haben uns wieder im Auge, bis es ihnen wieder zu dumm wird. Diesmal fliegen sie weiter weg. Beim Starten haben die Reiher einen gestreckten Hals, erst wenn sie die „Reisegeschwindigkeit“ erreicht haben, legen sie ihn s-förmig zusammen. Das unterscheidet sie von den Störchen und den Kranichen, die mit gestrecktem Hals fliegen.

In den Bäumen turnen wieder die Meisen, Kohl- und Blaumeisen. Sie sind lustig anzuschauen, wie sie behände in den Zweigen herumturnen, auch kopfüber. Die Wyna hat ganze Arbeit geleistet, dem Ufer entlang liegen viele entwurzelte Bäume, vom Wasser unterspült.

Das Wäldchen meiner Kindheit, das wir durchqueren, hat sich seither ziemlich verändert. Es ist wilder geworden, die Stufen in der Wyna wurden entfernt. Zwei Leute kommen uns entgegen. „Habt ihr den Eisvogel gesehen?“, fragt der eine, als er unsere Kameras und Feldstecher sieht. „Nein, heute leider nicht“, entgegne ich. Kurz vor der Badi Menziken verbreitert sich der Bach. Eine Gänsesägerdame und ein Stockentenpaar schwimmen dort. Während Stockenten hauptsächlich Pflanzen fressen, ernähren sich Gänsesäger von Fischen, wie ihr sägezahnartige Schnabel verrät.

Bei der Badi versorgen wir unsere optischen Geräte, denn der restliche Heimweg ist nicht mehr sonderlich spannend. Interessant ist aber, wie viel Zeit vergehen kann, wenn man auf einem Spaziergang genau hinschaut. Dreieinhalb Stunden brauchten wir für siebeneinhalb Kilometer. Aber es war eine gute Zeit. Eine sehr gute.

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