Auch für Schlechtwettertage bereitete ich eine Tour vor: Im Tal unten, kurz, kann jederzeit abgebrochen werden. Viel zu früh musste ich darauf zurückgreifen, aber sie hat sich gelohnt, die Schlechtwettertour um den Montet. Rebberge, Kastanienselven und Wälder sorgten für viel Abwechslung.

Blick auf Bex
Blick auf Bex

Ins Tal mit dem Rumpelbähnchen

Von Villars nach Bex führt eine Zahnradbahn, so ein sympathisches, kleines Rumpelbähnchen. In Villars und Bex ist sie als Strassenbahn unterwegs. Wenn sie also einem Autofahrer entgegenkommt, muss dieser ausweichen. Für Einheimische ist das kein Problem, aber Auswärtige können da sicher einen Schrecken bekommen, wenn ihnen plötzlich ein Zug entgegenkommt. Ich kenne das vom Wynental her, da fuhren Ortsunkundige manchmal vor Schreck aufs Trottoir oder glaubten, sie könnten den Zug überholen.

Die Fahrt hinunter nach Bex ist sehr abwechslungsreich und in 35 Minuten ist man dort. Zu erwähnen ist, dass die Free Access Card nur bis Gryon gültig ist, man also ab da ein Billette haben muss. Entspannt steigen wir zwei – die Jungs mochten nicht mitkommen – in Bex aus.

Hinauf durch die Rebberge

Wir machen uns bereit, das heisst, Kamera und Feldstecher hervorholen, nicht, dass wir noch etwas verpassen. Die Strasse steigt steil an in die Rebberge. Allmählich reissen die Wolken auf, die Sonne drückt durch. Bald schon sehen wir Bex von oben. In den Sträuchern und Bäumen tummeln sich viele Vögel, Mehl- und Felsenschwalben jagen über uns nach Insekten, um sich für die Reise in den Süden zu stärken.

Nach den Rebbergen wandern wir durch Kastanienselven. Die Früchte liegen überall am Boden herum, aber man darf sie nicht auflesen. Ich hoffe, das machen die Besitzer noch, wäre schade um die vielen Marroni. Auffällig viele Eichelhäher fliegen hin und her, sie suchen Nüsse, Eicheln und Kastanien, um Vorräte für den Winter anzulegen. Rund 15 Kilogramm Eicheln sammelt er im Herbst! Da er nicht alle Verstecke wieder findet, trägt er zur Verbreitung der Eichen bei.

In der Kastanienselve
In der Kastanienselve

Im Wald rundherum

Auf die Selven folgt der Wald, wir wandern nun um den Montet herum. Dabei unterqueren wir auch das Seil der Transportseilbahn aus der Gipsgrube, hier wird immer noch Gips abgebaut und so etwas umweltfreundlicher ins Tal transportiert. Auf der anderen Seite des Montet treffen wir auf riesige Felsblöcke. Mittels QR-Code kann man einiges in Erfahrung bringen: Einer wird „le Monstre“ genannt wegen seiner Grösse. Wie kamen diese Kalkfelsen hier hin auf den Montet, den Gipsberg? Klar, heute wissen wir, dass es Gletscher waren in der letzten Eiszeit. Jean de Charpentier, ein deutscher Einwanderer, stellte im 19. Jahrhundert diese Theorie auf, die aber weitgehend auf Ablehnung stiess, allmählich setzte sie sich aber durch.

Wir gehen weiter, steigen einen steilen Weg hoch, der von den Niederschlägen dreckig und rutschig ist. Bald erreichen wir eine Hochebene, die den Blick auf das Rhonetal freigibt. Wir rasten unter Kastanienbäumen, bevor wir eine Runde um den „Gipfel“ machen. Wir kommen dabei an einem weiteren Findling vorbei, auf dem eine Laube mit Sitzbänken platziert ist. Und nun sehen wir auch die Gipsgrube, allerdings ist grad Mittagspause. Wir zweigen baldmöglichst von der Zufahrtsstrasse ab, ein schöner Weg führt uns zurück zum Rastplatz.

Zurück durch die Rebberge

Ein steiler Weg abwärts durch den Wald führt uns zurück in die Rebberge. Wir schauen und lauschen, Amseln, Meisen, Eichelhäher und Elstern flattern umher. Kurz bevor wir wieder das Dorf erreichen, hören wir einen unbekannten Gesang, er tönt wie die Goldammer, aber ohne die langegezogene Silbe am Schluss. Was kann das sein? Ich habe einen Verdacht und schaue in der Vogelapp nach: Es könnte tatsächlich eine Zaunammer sein! Wir schauen durch die Feldstecher und entdecken sie auf einer Stromleitung. Schon wieder eine persönliche Erstbeobachtung, diese Ferien sind diesbezüglich vielversprechend.

Wir erreichen Bex, suchen ein Café, da es noch eine Weile dauert, bis der Zug fährt. Auf die Schnelle finden wir nichts Adäquates, warten wir also und vertreiben uns Zeit an der Avançon, dem Bach, der durch Bex fliesst. Die Rückfahrt nach Villars kommt mir dann irgendwie kürzer vor. Liegt es daran, dass die Aussicht jetzt besser ist als am Morgen?

Infos

Die Runde um den Montet ist eine ideale Halbtageswanderung, wenn das Wetter unsicher ist. Wenn man einen Feldstecher dabei hat, wird es gleich nochmals spannender.

Start: Bex
Ziel: Bex
Strecke: Bex – La Combe – Pt. 468 – „Le Monstre“ – Au Genièvre – Trépied – Bex
Distanz: 8 ½ Kilometer
Höhenmeter: 380 Meter
Wanderzeit: 2 ½ Stunden
Schwierigkeit: T1
GPS-Track: Wanderung um den Montet
Höhepunkte: Rebberge, Kastanienselven, Aussicht ins Rhonetal, Findlinge
Alternative: Man kann die Wanderung beliebig kürzen oder verlängern.

Relive ‚Rund um den Montet‘

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