Der Ahorn ist ein Ausflugsziel mit grossartiger Aussicht und einem Restaurant im Grenzland zwischen dem Napfgebiet und dem Emmental. Erreichen tut man ihn zum Beispiel von Huttwil aus so wie wir. Allerdings taten wir dies mit dem Moutainbike aus eigener Kraft, nicht mit dem Auto wie die meisten anderen, der Erlebniswert war ein Vielfaches höher.

In der schönen Hügellanschaft
In der schönen Hügellanschaft

Wir fahren zu viert nach Huttwil, starten aber nur zu zweit zur Tour, da Silvan am Morgen noch über Schwindel geklagt hatte und sich überhaupt nicht fit fühlte. So bleiben sie im Dorf, während Fabian und ich uns auf den Weg zum Ahorn machen, einem 1140 Meter hohen Mittellandhügel. Auf Nebenstrassen steigt der Weg an und zeigt uns, womit wir noch zu rechnen haben.

Jetzt ist es soweit!

Da ich in letzter Zeit wieder regelmässig mit dem Bike zur Arbeit gefahren bin, gestehe ich mir eine gute Kondition zu. Ich werde also nun in meinem Tritt fahren und ab und zu auf Fabian warten. Er muss schliesslich auch lernen, dass er mal der Schwächste ist. Ich trete also in die Pedalen, hoch den Hügel. Aber was ist das? Fabian klebt mir locker am Hinterrad, als hätte ich noch das Familientempo drauf. Das ist nun wirklich eine Lehrstunde, aber für mich. Eine Zeitenwende, die mir brutal vor Augen führt: Dein Junge ist kein Kind mehr, und du wirst alt. Abwärts hatte ich sowieso schon lange keine Chance mehr, aber aufwärts? Nun, ich wusste ja, dass diese Zeit mal kommen würde, und jetzt ist sie halt da. Statt zu lamentieren freue ich mich nun, rassige Touren mit ihm zu machen. C’est la vie.

Die Hügel hoch

Wir folgen nun der Route auf meinem GPS-Gerät, die ich vom Internet heruntergeladen habe. Der Track führt uns über einen Kiesweg an einem Haus vorbei und… dann steht da meterhoch Gras, abgesperrt mit Weidezaun, durchkommen unmöglich. Im Frühling und im Herbst mag dieser Weg möglich sein, aber jetzt, im Frühsommer, nicht. Wir kehren um und finden einen Waldweg. Wenn wir dem folgen, sollten wir auf eine Strasse treffen und dreihundert Meter weiter wieder hoch und schon bald wieder auf die geplante Route treffen. Wir fahren also ab durch den Wald. Es ist noch nass und dreckig, die Steine rutschig und der Weg von Brennnesseln gesäumt. Bei Rätschen geht es schon wieder steil hoch, dann wieder flach, dann leicht abwärts. Bald stehen wir wieder vor hohem Gras, wo eigentlich ein Weg sein sollte. Diesmal gehen wir aber ganz dicht dem Hag entlang, das Bike schiebend. Bald können wir aber wieder radeln und die schöne Hügellandschaft geniessen. Wie gut, ist Silvan nicht dabei, das wäre zuviel gewesen für ihn. Wir aber freuen uns über das schöne Wetter und die schöne Route. Zwischenzeitlich fahren wir auf der neuen Route 399 „Herzschlaufe Napf“.

Es wird noch steiler

Bevor uns der Schluckwald verschluckt, legen wir die erste Pause ein. Danach geht es aber dann richtig zur Sache, ein brutal steiler Weg quält uns, wir schieben bis zum Waldausgang. An Unterahorn vorbei fahren wir, aber ab Mittelahorn müssen wir wieder schieben. Schöne Blumenwiesen entschädigen für die Anstrengung. Aber auch der steilste Weg nimmt mal ein Ende, leicht abfallend erreichen wir die asphaltierte Strasse auf den Ahorn. Es ist hier immer noch steil, aber besser fahrbar. Wir lassen uns auch von Atomraketenpiloten und Blechkutscher die Laune nicht verderben und erreichen bald das Bergrestaurant. Das Rivella haben wir uns nun verdient, für eine tolle Aussicht reicht es nicht ganz, Wolken verdecken die Berge.

Eine abwechslungsreiche Abfahrt

Zuoberst sind wir ja, jetzt steht uns die Abfahrt bevor. Nochmals kurz hoch, dann auf einer Asphaltstrasse abwärts. Bis das GPS nach rechts zeigt. Hier durch? Da prescht ein anderer Biker an uns vorbei, genau auf diesem Weg. Na dann, nichts wie los! Flowig ist der Trail, bei entgegenkommenden Wanderer bremsen wir selbstverständlich ab und grüssen. Im Wald erwartet uns ein steiles, mit Wurzeln und Steinen durchsetztes Wegstück. Ich taste mich vorsichtig voran. Dann scheppert es und Fabian brettert mit einem „yeah, cool!“ an mir vorbei, als wäre nichts! Tja, ich hab’s ja gesagt, abwärts komme ich ihm schon lange nicht mehr nach.

Wir fahren weiter durch Wald und über Flur, vorbei an Gehöften. Eriswil umfahren wir, fahren über den Ölichnubel. Wunderbar, diese Hügellandschaft! Bei Gommen sagt der Track wieder einen Feldweg voraus, wir finden aber eine Kuhweide vor. Na ja, jetzt folgen wir mal dem Weg, durchqueren die Weide und stehen wieder vor hohem Gras. Da darin bereits Trampelspuren sind, fahren wir weiter, das Gras kitzelt an den Armen. Zum Glück ist dieses Wegstück kurz, auch nach Huttwil ist es nicht mehr weit. Noch kurz an prächtigen Emmentaler Bauernhäusern vorbei und durch die Quartiere von Huttwil, dann sind wir wieder am Startpunkt, wo sich Silvan unterdessen erholt hat und mir seine botanischen Erkenntnisse präsentiert.

Silvan präsentiert mir seine Forschungsergebnisse
Silvan präsentiert mir seine Forschungsergebnisse

Ja, diese Tour war ein Wendepunkt für mich. Wie es wohl weiter geht? Muss ich in Zukunft fragen, ob ich mitkommen darf? Und der Junior sich um seinen Alten kümmert?

Info

Die Tour führt durch das wunderbare Hügelland zwischen Napf und Emmental. Sie ist nicht sehr lang, aber zwischendurch anstrengend. Wer das steilste Stück durch den Wald vermeiden will, kann die normale Strasse auf den Ahorn nehmen.

Start und Ziel: Bahnhof Huttwil
Strecke: Huttwil – Nyffelhof – Willimatt – Nyffenegg – Längacher – Hitzeberg – Hegen – Grünholz – Schluckwald – Unterahorn – Mittelahorn – Ahorn – Schilt – Chäpplerspitz – Rütimatt – Burst – Ölichnubel – Gommen – Huttwil
Distanz: 26 Kilometer
Höhenmeter: 830 Meter
Dauer: 2 ½ Stunden
Kondition: schwer
Technik: mittel
Höhepunkte: Hügellandschaft, Aussicht vom Ahorn, Singletrail nach dem Ahorn
Alternative: Die Strecke kann an verschiedenen Orten abgekürzt werden

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