Jetzt, im Frühling, fliegen die Zugvögel wieder zu ihren Brutplätzen im Norden zurück. Dafür brauchen sie unterwegs immer wieder Rastplätze, wo sie ungestört Energie tanken können. Der Klingnauer Stausee ist genau so ein Ort.

Am Klingnauer Stausee
Am Klingnauer Stausee

An diesem traumhaften Frühlingssamstag führte der Naturschutzverein Aare-Rhein eine öffentliche Exkursion am Klingnauer Stausee durch. Den Schwerpunkte bildete das geplante Besucherzentrum.

Besucherzentrum Klingnauer Stausee

Birdlife Aargau konnte zusammen mit Birdlife Schweiz ein Gebäude direkt beim Beobachtungsturm erwerben. Das Projekt wurde den Teilnehmern vorgestellt, es umfasst den Umbau des Gebäudes und eine Erweiterung des Baus mit einem Schlungsraum. Die Umgebung wird mit einem Teich für Schulungszwecken, einer Magerwiese, Tümpel sowie einem weiteren Teich mit einer Eisvogelbrutwand gestaltet. Am Nachmittag wurde an der Delegierteversammlung von Birdlife Aargau offiziell die Baubewilligung an die Präsidentinnen von Birdlife Aargau und Birdlife Schweiz überreicht, so dass nach den Sommerferien mit der Umsetzung gestartet und das Zentrum voraussichtlich im Mai 2019 eröffnet werden kann. Weitere Infos findet man auf der Seite von Birdlife Schweiz, Spenden werden übrigens nach wie vor gerne genommen.

Auf Vogelpirsch

Nach diesem Überblick wollten wir jetzt aber auf Beobachtungstour. Wohl nirgends kann man seltene Vögel einfacher beobachten als am Klingnauer Stausee: Ein asphaltierter Weg führt von der Aarebrücke bis zum Kraftwerk (ca. 3.5 km) dem See entlang, also auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl bestens geeignet. Dieser Weg wird auch von Radlern und Skatern benutzt, gegenseitige Rücksichtnahme ist geboten. Der Exkursionsleiter hatte sich etwas verspätet, zu interessant waren die Beobachtungen der ersten Gruppe, unter anderem sahen sie einen Fischadler! Uns war dann dieses Glück nicht mehr vergönnt. Silvan und ich kamen immer wieder hinten ab, da wir zu viele spannende Vögel sahen. Brandgänse, Spiessenten, Reiherenten, Krickenten, Schnatterenten, Löffelenten und Blässhühner schwammen draussen, im seichten Wasser stocherten Grosse Brachvögel und Bekassinen im Schlamm nach Nahrung.

Bartmeisen im Schilf

Dann Aufregung in der Gruppe: Am Binnenkanal soll sich im Gebüsch ein Blaukehlchen verstecken. Diese kleinen Vögel sind in der Schweiz selten und nur auf dem Durchzug. Vor dem Bunker weist der Exkursionsleiter auf den Schilfgürtel im See hin, durch das Fernrohr waren Bartmeisen zu entdecken! Behende turnten sie im Schilf herum auf der Suche nach Nahrung. Sie sollen hier erst seit ein paar Jahren brüten, vorher gab es nur am Neuenburgersee und am Bodensee einige Brutpaare. Neben den vielen negativen, erschreckenden Meldungen, die man tagtäglich liest über den Zustand der Natur, ist das mal eine gute Nachricht. Neben der Gruppe von Grossen Brachvögeln stelzt ein Trupp Rotschenkel im Wasser umher. Mit dem grossräumigen Verschwinden der Feuchtgebiete sind auch viele Limikolen als Brutvögel in der Schweiz verschwunden. Noch bis Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts sollen noch überall in den Feuchtgebieten gebrütet haben.

Schildkröten beim Sonnenbaden

Während die Exkursionsgruppe zurückkehrte und sich wegen dem nächsten Termin beeilen musste, blieben wir zurück und genossen die Sonne. Gemütlich schlenderten wir zurück, untersuchten immer wieder den See mit Feldstecher und Fernrohr. Vom Turm hatten wir einen guten Überblick. Vor dem Schilfgürtel, ungefähr 300 Meter entfernt, staksten drei Silberreiher im Wasser. Mit dem Fernrohr entdeckten wir daneben drei Schildkröten. Ob das die seltenen Europäischen Sumpfschildkröten waren?

Europäische Sumpfschildkröten?
Europäische Sumpfschildkröten?

Kurz darauf flog ein ganzer Schwarm Silberreiher über den See und liess sich jenseits des Schilfgürtels, aber noch knapp sichtbar nieder. Wir zählten rund 20 Exemplare! Gleich unter uns schwammen zwei Reiherenten. Von hier oben konnten wir sie perfekt beim Tauchen beobachten. Das sah lustig aus!

An einer Eiche gleich neben dem Turm turnte ein Gartenbaumläufer. Dieser kleine Vogel sucht mit dem dünnen, gebogenen Schnabel nach Insekten in der Baumrinde.

Langsam war es Zeit zurückzukehren. Wohl selten braucht man für vier Kilometer so viel Zeit. Und kaum je an einem Ort sieht man so bequem so viele Vögel.

Übersicht

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