Eine letzte grosse Biketour. Diesmal verliessen wir uns auf eine ausgeschilderte Route, die Nummer 650 „Heavens Door“. Ganz so hoch führt sie zum Glück nicht, aber immerhin zur höchstgelegenen Wallfahrtskirche von Europa, jener von Ziteil, die auf 2429 Meter liegt. Da haben wir also noch etwas vor uns.

Rast auf Prada (so heisst der Flecken hier)
Rast auf Prada (so heisst der Flecken hier)

Allzu genau habe ich die Karte nicht studiert, da die Tour ja ausgeschildert ist. Um etwas Höhemeter zu sparen, beschliessen wir, mit dem Sessellift nach Tigignas hochzufahren und dann auf Asphalt abzufahren. Ein genaueres Studium der Karte wäre allerdings von Vorteil gewesen. Wir fahren hinunter, nach Parsonz und Riom, weiter bis zur Strasse nach Salouf. Dabei hätten wir in Parsonz wieder etwas hochtreten müssen, um dann bequem nach Salouf zu gelangen. So haben wir praktisch nichts gewonnen. Einmal hätte ich auf meine Frau hören sollen… Wir fahren also hoch nach Salouf und weiter dem Wegweisen nach Ziteil nach.

Von Memmen überholt

Es ist nicht mehr so steil wie auf der Tour zur Motta Palousa, aber es geht anhaltend aufwärts durch den Wald auf einer Asphaltstrasse, nicht besonders interessant. Wir machen auf zirka 1500 Meter Pause, als ein Auto, beladen mit drei Bikes, an uns vorbeifährt. Das ist zwar nicht verboten, aber doch ziemlich unsportlich, wenn man dann mit dieser Tour abends im Ausgang angeben will. Die nehmen wohl auch den Lift ins Fitnessstudio. Ebenso wenig nützt ein „Fox“-Kleber (der Hersteller der Dämpfer-Elemente an den Bikes) auf dem Auto, das macht die Typen nicht sportlicher. Wir lästern noch länger über die Kutschen-Biker, selber kommen wir arg ins Schwitzen.

Silvan hat heute nicht den besten Tag erwischt, er kämpft. Ich entlaste ihn vom Rucksack, das reicht aber noch nicht. Die Frau bastelt aus einem Reserveschlauch und einem Bändel des Fotoapparates ein Abschleppseil und zieht ihn hoch. So gelangen wir mal bis zum Parkplatz, wo für alle Motorfahrzeuge Schluss ist. Bei einer verfallenden Hütte rasten wir und bestaunen die schöne Gegend.

An Ziteil vorbei

Bei Munter füllen wir nochmals unsere Trinkflaschen, dann wird es so steil, dass wir (schon wieder) schieben müssen. Die Landschaft ist eindrücklich, wir haben nun die Baumgrenze erreicht. Es ist einfach fantastisch, das Bündnerland im goldenen Herbst. Der Weg ist ganz matschig, da vor noch nicht allzu langer Zeit Schnee gelegen hat, wir bleiben fast kleben. Unterdessen ist Silvan erwacht, er strotzt vor Energie. Wir nähern uns dem Pass. Nun müssen wir entscheiden: Nochmals 100 Höhenmeter schieben zur Kirche oder vom Pass her abfahren? Fabian ist für die Variante Pass: „Wozu nochmals 100 Meter aufwärts, für dass man dann weniger Singletrails hat?“ Silvan schliesst sich natürlich diesem Argument an.

Coole Abfahrt!

In der Abfahrt sind beide voll bei der Sache. Zuerst ist der Weg noch etwas ruppig und nicht klar definiert. Erst als wir in den offiziellen Weg einbiegen, ist die Route klar. Zwischendurch erhaschen wir doch noch einen Blick auf die moderne Kirche von Ziteil. Die Jungs brettern über alle Herausforderungen hinweg, als wär’s nichts. Die technische Schwierigkeit der Route wird mit schwer angegeben, das bedeutet, dass die Eltern absteigen, wenn es wirklich schwierig wird, die Kinder fahren einfach runter, als wäre nichts.

Wir erblicken das Ziel vom Vortag, den Piz Martegnas. Und auch sonst sollte man trotz der Singletrails die Landschaft geniessen. Sooooo schön, ehrlich. Abwärts braucht es viel weniger Pausen, da kennen die Jungs nichts. Im Weiler Cre digl Lai wäre ein Kaffee willkommen, aber es gibt hier kein Restaurant. Also weiter über den Bach und dem neuen Weg entlang. Wir fahren durch den Wald, an wunderschönen Orten vorbei. Bald kommt uns die Gegend wieder bekannt vor. Das ist doch, genau, Lungatigia, hier kamen wir auf der Biketour nach Salouf schon vorbei. Nun fahren wir hauptsächlich auf Forststrassen ab nach Tigignas, von dort auf der Fungerätestrecke nach Savognin. Was für eine Tour! Wir sind uns einig: Es könnte so weitergehen. Wäre da nicht ein kleines Problem: Die Ferien sind fast zu Ende.

Info

Die Tour ist durchgängig ausgeschildert und wird sowohl technisch als auch konditionell als schwer eingestuft. Das Erlebnis ist aber sondergleichen, die Umrundung des Piz Toissa ein Muss für jeden ambitionierten Biker (und natürlich jede Bikerin).

Details inklusive GPS-Track findet man hier: https://regio.outdooractive.com/oar-savognin/de/tour/mountainbikerouten/650-heavens-door/1487659/

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