Vom Kanton Schaffhausen kennt man in der übrigen Schweiz die Stadt Schaffhausen mit dem Munot, den Rheinfall und Stein am Rhein. Und sonst? Bei vielen ist dieser Kanton ein weisser Fleck auf der Landkarte. Auf der Schaffhauserland Bike kann man die Schönheiten des Kanton Schaffhausens entdecken. Wir nutzten die Gelegenheit und tourten vier Tage durch den Kanton, um die weissen Flecken zu tilgen.

Immer der Nummer 50 folgen
Immer der Nummer 50 folgen

Durch den Klettgau

Die SBB-App versprach niedrige Belegung auf der ganzen Strecke. Ich möchte daher nicht wissen, was eine hohe Belegung ist. Trotzdem kommen wir entspannt in Schaffhausen an, wo wir uns aber nicht lange aufhalten und unsere Tour gleich aufnehmen. Diese führt uns natürlich direkt zum Rheinfall, dem grössten Wasserfall Europas (vermutlich bezogen auf die Wassermenge, ich habe da keine klare Definition gefunden). Schon eindrücklich, aber halt völlig touristisch. Wir fahren also schnell weiter. Schon kurz ausserhalb Neuhausens sind wir wieder in unserer bevorzugten Umgebung: Wir fahren auf einem Feldweg durch schöne Naturwiesen, gesäumt von Hecken. Und dann sind wir plötzlich in Deutschland, in Jestetten. Allerdings streifen wir den Ort nur kurz und fahren wieder hoch in den Wald, geniessen die Ruhe. Nur wollen viele Wanderer die Ruhe offensichtlich auch geniessen, ständig überholen wir Wandergruppen.

Durch das Weinbaugebiet um Hallau

Beim Restaurant Rossberghof, das auf einer grossen Lichtung wieder auf Schweizer Boden liegt, legen wir eine Pause ein, ehe wir nach Osterfingen weiterfahren. Uns fällt auf, dass die Waldwege aus demselben Schotter bestehen wie bei uns im Jura. Kein Wunder, handelt es sich hier doch um die Ausläufer des Tafeljuras, wie wir ihn im Aargau und in Basellandschaft kennen. An den Südhängen wachsen gut besonnt Reben, welche wir nun durchqueren, fahren hin und her nach Wilchingen und übers Feld nach Trasadingen. Dort steigt der Weg wieder an durch die nächsten Rebberge, und bald schauen wir auf Hallau, das Winzerdorf, hinunter. Dahinter sehen wir den Randen, einen reich bewaldeten Hügel. Wir geniessen die rasante Abfahrt nach Hallau, wo wir aber keine Zeit verlieren, denn wir haben schon noch ein Stück zu fahren. Bei der Bergkirche legen wir trotzdem eine Pause ein und geniessen die Aussicht über den Klettgau.

Endspurt in „Schlaate“

Wir fahren weiter über Feld und durch Wald nach Schleitheim, von Einheimischen „Schlaate“ genannt. Eigentlich wäre nun ein Kaffee willkommen, aber da Auffahrt ist, hat kaum ein Restaurant offen, so dass wir gleich weiter fahren. Das Ziel ist die Alp Babental, mit 600 müM. die tiefstgelegene Alp der Schweiz. Das bedingt aber nochmals ein kräftiges Treten in die Pedale, dafür entschädigt ein kurzer Singeltrail die Mühen. Jedoch müssen wir noch eine Kuhweide auf einem sehr holprigen Pfad queren, was durch drei Drehkreuze zusätzlich erschwert wird, ehe wir das Ziel erreichen.

Über den Randen zum nördlichsten Punkt der Schweiz

Wir starten in den kühlen Morgen, fahren auf den Waldstrassen hoch zum ersten Randen, dem Lange Randen. Und da wartet auch schon der erste Singletrail, leider aufwärts. Vom Randenhof fahren wir wunderschönen Blumenwiesen entlang. Hier blühen noch Blumen, wie sie auch bei uns vor vierzig Jahren noch üblich waren, bevor flächendeckend grüne Fettwiesen angesät wurden, bestenfalls noch durchsetzt mit Löwenzahn und Hahnenfuss.

Wir fahren abwärts nach Hemmental, das eingeklemmt im Talboden liegt, scheinbar völlig abgelegen, aber nur wenige Kilometer von Schaffhausen entfernt. Kaum dort angekommen, steigt die Route sofort wieder an. Die Sonne brennt vom Himmel, wir rasten erst mal im Schatten, bevor wir weiter fahren, links Blumenwiesen, rechts Wald. Bald verschluckt uns der Wald wieder, teils auf Asphalt, teils auf Forststrassen fahren wir zum Hagenturm, einem von mehreren Aussichtstürmen auf dem Randen. Wir steigen die 40 Meter hoch zur Plattform und geniessen die Aussicht. Wohl nirgends diesseits des Juras ist man so weit von den Alpen entfernt, die in der Ferne als schmales, breites Band weiss leuchten.

Weiter nach Norden geht es nicht

Wir fahren weiter durch Feld und Wald, sind bald wieder in Deutschland und fahren dort dicht der Grenze entlang, bis wir den nördlichsten Punkt der Schweiz, den „Schwarze Staa“, den Grenzstein 593, erreichen. Schwarzer Stein deshalb, weil hier jeweils die Verbannten aus dem Gebiet des Stadtstaates Schaffhausen verwiesen wurden.

Weiter ging die Reise durch das hügelige Gelände, vorbei an Bargen und Wiechs am Randen, vor uns die Vulkane des Hegau, oder besser die Überreste davon. Wir kommen an Orten mit Namen wie Opfertshofen und Hofen vorbei, von denen ich noch nie gehört habe. In Thayngen wäre Etappenziel, aber unsere Unterkunft liegt auf Deutscher Seite in Randegg. So fahren wir nach einer Pause ein Stück weiter auf der Route 50, bevor wir nach Randegg abbiegen und durch den Wald dorthin fahren.

Runter zum Rhein – und wieder hoch

Heute wird ein heisser Tag, der erste Sommertag des Jahres. Wir starten deshalb zeitig, geniessen die noch einigermassen kühle Luft. Zuerst jedoch geht es hoch und dann durch den Wald, ehe wir nach Dörflingen wieder auf die Route 50 treffen. Wir fahren über Felder, die weissen Berge vor uns und den blauen Himmel über uns. Am Rhein unten queren wir die alte Holzbrücke nach Diessenhofen, um diesen Ort zu besichtigen, nachdem wir ihn während unserer Rheinroute-Reise anno 2010 buchstäblich links liegen gelassen haben. Ganz hübsch, der Ort, der noch viel hübscher wäre, wenn es Strassencafés statt Autos hätte. Schade.

In Moskau

Wir queren wieder auf die deutsche Seite und fahren auf der Rheinroute 2, verlassen diese aber bald wieder, um hochzuradeln zum Rauhenberg, wo die Strecke über einen Kilometer auf der Hauptstrasse verlaufen soll. Das widerstrebt uns zutiefst, wir suchen einen Weg über die Felder und fahren nur noch wenige Meter auf der viel befahrenen Strasse. Nach einer Haarnadelkurve zweigt unsere Route rechts ab in einen Waldweg, wir brettern abwärts. Das ist wirklich biken, das ist cool! Weiter geht es nach Ramsen, vor Moskau zweigen wir rechts ab nach Petersburg. Moment, wie bitte? Moskau? Petersburg? Ja, witzigerweise heissen zwei Quartiere in Ramsen so. Leider habe ich es verpasst, Fotos zu machen dort.

 

Es ist inzwischen warm geworden, zum Glück geht es jetzt im Wald aufwärts. Oben angekommen, kehren wir in der Bauernwirtschaft Oberwald ein. Noch sind wir nicht sicher, ob wir jetzt in Franken oder in Euro zahlen müssen, ob wir in der Schweiz oder in Deutschland sind. Es stellt sich mit der Zeit heraus, dass man hier Franken nimmt. Mit uns macht auch ein französisch sprechendes Pärchen eine Pause, wir haben sie schon am Abend zuvor in Randegg gesehen beim Nachtessen. Sie machen ebenfalls die Schaffhauserland Bike, allerdings in drei Tagen und etwas abgekürzt.

Schlussspurt an den Rhein

Auf und ab führt die Route, über Felder, durch Wälder, an Gehöften vorbei. Wir fahren abwärts nach Schienen, danach folgt ein längeres Stück auf der Strasse, bevor wir endlich rechts abbiegen können und weg vom Verkehr sind. Im Wald finden wir einen Singletrail, was Abwechslung rein bringt. Ein Aussichtspunkt erlaubt uns einen ersten Blick auf den Untersee und Stein am Rhein. Wir fahren am Schloss Hohenklingen vorbei und abwärts nach Stein am Rhein. Fahrtechnisch ist die Strecke nicht interessant, bietet aber schöne Aussichten und lässt uns das Ziel schnell erreichen. Wir suchen unsere Unterkunft, das Garni-Hotel Mühletal, deponieren dort unsere Räder (wir sind noch zu früh zum Einchecken) und schauen uns das famose Städtchen und dessen berühmte Fassadenmalereien an.

Wir flanieren durch die Gassen, geniessen die entspannte Stimmung am Rhein und löschen unseren Durst. Wer findet, dass Stein am Rhein extrem touristisch ist, hat nicht unrecht, die Touris werden carweise heranchauffiert. Gegen Abend verschwinden allerdings die meisten wieder und man ist dann fast alleine mit den Einheimischen.

Zurück nach Schaffhausen

Die letzte Etappe führt nur gerade beim Start und am Ende durch den Kanton Schaffhausen, den Rest werden wir durch die Kantone Thurgau und Zürich radeln. Wir fahren also durch das noch sehr ruhige Stein am Rhein, queren den Rhein und sind schon bald im Kanton Thurgau. Schon steht uns der einzige längere Aufstieg bevor, dafür können wir die Aussicht auf den Untersee und den Hegau geniessen. Auf der anderen Seite des Hügels geht es abwärts nach Nussbaumen, wieder den Alpenkranz vor Augen, und weiter zu den drei Seen, dem Nussbommersee, dem Hüttwilersee und dem Hasesee, Naturoasen mitten im Landwirtschaftsgebiet.

Im Naturschutzgebiet

Wir durchqueren Wilen, ein spezielles Dorf: Links der Hauptstrasse gehört das Dorf zum Kanton Thurgau, rechts der Hauptstrasse zum Kanton Zürich. Die Route hat nun keine grossen Steigungen mehr, durch hügeliges Mittelland geht es durch Wälder und über Felder. Beim Husemersee wählen wir nochmals einen kleinen Umweg, wir schieben die Räder durch das schöne Naturschutzgebiet, wo die eleganten Flussseeschwalben ihre Flugkünste vorführen.

Der letzte Hügel

Nach Trüllikon folgt die letzte Steigung auf den Cholfirst. Auf dem Hügel ermöglicht uns der 40 Meter hohe Hochwachtturm nochmals eine Aussicht aufs Umland. Diese Hochwacht war Teil eines umfassenden Warnsystems aus dem 17. Jahrhundert, das zusammen mit dem Berner System eine lückenlose Kommunikation zwischen Bodensee und Genfersee zuliess.

Die letzte Waldpassage, angenehme Kühle, bevor es abwärts geht nach Feuerthalen. Und da ist auch schon eine weitere Rheinbrücke, die uns geradewegs nach Schaffhausen führt, unverkennbar mit der Festung Munot. In der schönen Altstadt beschliessen wir die Tour, nicht ohne noch das sogenannte Schwabentor zu besuchen mit dem sinnigen Spruch.

Wir feiern die tolle Rundtour mit einem Drink, bevor wir zum Bahnhof fahren. „Ich habe einen Platten“, stellt dort Fabian fest. Es hätte an einem dümmeren Ort sein können.

Infos

Auf der Schaffhauserland Bike kann man in vier Etappen die Landschaft des Kantons Schaffhausen kennenlernen. Na gut, eigentlich schon in drei Etappen, den die vierte führt durch die Kantone Thurgau und Zürich. Nichtsdestotrotz ist es eine schöne Tour, der noch ein paar Singletrails gut täten. Hält man sich genau an die Route, lässt sie sich eigentlich mit einem guten Tourenrad oder eBike fahren, besonders ruppig wird es nie. Für Geniesser ist die Tour aber auf jeden Fall empfehlenswert, abfahrtsorientierte Biker werden enttäuscht sein.

Start und Ziel: Schaffhausen
Strecke: Schaffhausen – Rheinfall – Hallau – Schleitheim – Randen – Nördlichster Punkt der Schweiz – Thayngen – Diessenhofen – Ramsen – Stein am Rhein – Nussbaumen – Ossingen – Trüllikon – Schaffhausen
Distanz: 178.8 Kilometer
Höhenmeter: 3889 Meter
Dauer: 15 ¼ Stunden
Kondition: mittel
Technik: leicht
Höhepunkte: Altstadt Schaffhausen, Rheinfall, Weinbaugebiete Hallau, Randen mit Aussichtstürmen, nördlichster Punkt der Schweiz, Hügellandschaft des Hegau, Schloss Hohenklingen, Rhein, Stein am Rhein, Diessenhofen, Seen bei Nussbaumen, Husemersee, Aussicht vom Hochwachtturm auf dem Cholfirst
Alternative: Von Stein am Rhein auf der Rheinroute 2 nach Schaffhausen, Tour ist so in drei Tagen möglich.

Unterkünfte

Drei Übernachtungen sind nötig für die ganze Runde, theoretisch kann man zweimal in Schaffhausen übernachten, braucht dafür aber den Zug, und einmal in Stein am Rhein. Wir haben gleich an der Strecke übernachtet.

Alp Babental

Die erste Nacht verbrachten wir auf der Alp Babental nach Schleitheim. Wir waren die allerersten Übernachtungsgäste unter der neuen Führung, die seit dem März im Einsatz ist. Da klappte noch nicht ganz alles, aber das Personal war freundlich und bemüht. Das Essen ist gut, wir haben im Massenlager übernachtet, möglich sind aber auch Doppelzimmer.

Pension Fischerkeller in Randegg

Die Pension Fischerkeller war im Vergleich zur Alp Babental fast luxuriös, ein Doppelzimmer für die Frau und mich sowie ein Einzelzimmer für Fabian. Das schlägt sich dann natürlich im Preis nieder.

Gegessen haben wir im Restaurant Harlekin, das mit Schweizer Preisniveau aufwartet, aber es auch wert ist.

Garni-Hotel Mühletal in Stein am Rhein

Das Garni-Hotel Mühletal liegt gleich ausserhalb des Altstädtchens. Die Zimmer zum Garten hin sind sehr ruhig. Währschaft gegessen haben wir im Restaurant Adler im Altstädtchen.

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