Für eine Alpenclub-Sektion war meine Tour etwas ungewöhnlich: Eine Exkursion namens „Fauna & Flora“ im nördlichen Aargau zum Klingnauer Stausee und zum Chly Rhy bei Rietheim. Erfreulich daher, dass sich (nebst meiner Familie) auch andere für die Gebiete interessierten.

Auf dem Beobachtungsturm
Auf dem Beobachtungsturm

Am Klingnauer Stausee

Den Samstagnachmittag verbrachten wir am Klingnauer Stausee, wo wir den Vögeln lauschten und sie suchten. Den Kuckuck kennen alle, der hier ruft, aber was ist das für ein knarrender Gesang im Schilf? Es ist der Teichrohrsänger auf Brautwerbung. Auch Mönchsgrasmücken trällern zahlreich in den Büschen. Sonst ist nicht allzu viel los, verschiedene Enten bevölkern die flachen Stellen, wir machen Stockente, Kolbenente, Schnatterente, Rostgans und Teichhuhn aus.

Das neue Besucherzentrum von Birdlife ist leider noch geschlossen, es eröffnet eine Woche später am 25. Mai 2019. Gleich gegenüber steht der Aussichtsturm, den wir nun besteigen. Wir haben eine gute Übersicht, und dank dem Fernrohr entdecken wir einen Grossen Brachvogel, die einzige Limikole heute.

Es ist unglaublich, wie die Zeit verrinnt, wenn man sich so auf die Natur konzentriert. Wir gehen noch bis zum Bunker am Seeufer, wo wir nebst anderen Enten zwei Brandgänse entdecken, danach kehren wir wieder um. Unterwegs liegt das Restaurant Oase, wo wir eine Kaffeepause einlegen, bevor wir endgültig zurückgehen und uns im Restaurant Central in Döttingen stärken.

Biber am Chly Rhy

Nach dem Nachtessen fahren wir weiter nach Rietheim und unternehmen gleich einen Abendspaziergang an den Chly Rhy, ein weiterer Hotspot für Fauna und Flora im nördlichen Aargau. Die Gastgeberin des Fäsackerhofes hat uns den Tipp gegeben, wo wir den Biber sehen können, mit dem ich im Vorfeld meine Tour noch gross beworben habe. Wir suchen also den Seitenarm auf, vorbei am Turm, der inzwischen zum Wahrzeichen der Region wurde. Wir müssen nicht lange warten, bis er kommt. Er schwimmt an uns vorbei, klatscht mit der Kelle aufs Wasser und taucht ab. Wir spazieren noch auf die andere Seite des Gebietes Richtung Aussichtsbunker, wo wir gleich zwei Biber zu Gesicht kriegen, allerdings ist es schon ziemlich dunkel.

Chly Rhy bei Tageslicht

In der Nacht hat es geregnet, ich hoffe, dass es nun trocken bleibt. Es gesellen sich noch drei Personen hinzu zu unserer Gruppe, darunter Philipp Schuppli, der massgeblich beteiligt war an der Umsetzung der Renaturierung. Er wird uns nun durchs Gebiet führen und aus dem Nähkästchen plaudern. Wir bummeln übers Land, er erzählt uns viel über die geplanten, umgesetzten und verworfenen Projekte, wo die Schwierigkeiten sind und welche Erfolge sie feiern konnten. Wir kommen an wunderbaren Blumenwiesen vorbei, wie man sie leider nur noch selten findet. Die Wiesen werden von Hecken begrenzt, welche wir nun mit den Feldstechern absuchen in der Hoffnung, den Neuntöter oder das Braunkehlchen zu entdecken. Leider zeigen sie sich nicht.

Die Sensation!

Nun treffen wir auf eine Sensation: Beim Bau wurde auch ein grosser Sandhaufen aufgeschüttet, gedacht als Brutplatz für Uferschwalben. Philipp bezweifelte jedoch, dass sich hier jemals Schwalben ansiedeln würden, auch ich hegte bereits vor drei Jahren meine Zweifel. Nun wurden wir eines Besseren belehrt: Dutzende Brutröhren zierten die Wand, es herrschte ein wahres Tohuwabohu und Gezwitscher. Man sieht auch, wie sie immer noch graben, Sand fliegt aus den Röhren. Welch schöne Überraschung! So irrt man sich gerne.

Wir gehen weiter zum Ort, wo wir gestern den Biber gesehen haben, lauschen diesmal den Nachtigallen, die sich akustisch duellieren. Durch den Busch und über schmale Brücken gehen wir zum Turm, wo wir einen Eisvogel sehen. Unter dem Dach des Turms brütet, ungeachtet der Menschen, eine Ringeltaube, allerdings sieht ihr Nest ziemlich wackelig aus, scheint bald mal auseinanderzubrechen.

Bei den Eisvögeln

Bei der gestrigen Bibersichtungsstelle sehen wir diesmal einen Eisvogel, leider habe ich mein grosses Teleobjektiv nicht dabei. So lange habe ich noch nie einen Eisvogel still sitzen sehen. Vom Bunker aus sehen wir dann, dass es zwei Eisvögel sind, die gleich unter der Stelle, wo wir vorhin standen, mutmasslich brüten oder Junge haben.

Nach weiteren Ausführungen von Philipp, auch über die zweite Phase des Projektes, gehen wir wieder langsam zurück und beschliessen die Exkursion zu Fauna und Flora im nördlichen Aargau bei einem Picknick unter der Linde des Fäsackerhofes, wo wir uns noch ausgiebig austauschen. Und das bei Sonnenschein, wo es doch gemäss Prognose hätte regnen sollen.

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