S-charl südlich von Scuol ist Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen in- und ausserhalb des Schweizerischen Nationalparkes. Wir entschieden uns für herbstliches Gepränge am Mot Tavrü, ein einfacher Gipfel, der auf der Grenze des Nationalparkes steht.

Der Mot Tavrü
Der Mot Tavrü

Start der Wanderung ist bei der Schmelzra, dem Bergbau- und Bärenmuseum – was für eine Kombination. Es ist kalt, wir verstecken die Hände in den Hosentaschen. Die Val Tavrü liegt nicht im Nationalpark, sondern gleich daneben. Daher gibt es hier auch eine Alpstrasse, der wir nun folgen. Das Tal ist weniger wild als die benachbarte Val Mingèr, aber ebenso schön. Der Bach sprudelt, Reif bedeckt den Boden. Die Lärchen haben sich in den letzten Tagen weiter verfärbt. Bis Punkt 2034 steigt der Weg nur mässig an, danach windet er sich in weiten Kurven hoch zur Alp Tavrü.

Ein idealer Rastplatz

Beim Alpgebäude nehmen wir den perfekten Rastplatz gerne an, lassen den Blick auf die andere Seite schweifen Richtung Val Sesvenna, während wir uns stärken. Gleich vor uns ist ein Paar weitergegangen, sonst sind wir wieder einmal alleine unterwegs. Wie schön!

Der weitere Weg ist nun ein schmaler Pfad und führt durch einen Mix aus jungen Lärchen, Bergföhren und Wacholder. Über der Waldgrenze werden die Farben eintönig braun, während sich der Horizont weitet. Die Berge sind bereits weiss getüncht, auch wir treffen noch stellenweise auf Schnee. Ein Schild verkündet, dass wir hier unmittelbar am Rande des Nationalparkes sind. Das Tavrü-Tal war seit der Gründung bis 1936 ebenfalls Teil des Nationalparkes, wurde dann aber wieder ausgegliedert auf Wunsch der Parkgemeinde Scuol, damit die Alp wieder bewirtschaftet werden kann. Das Tal, in das wir gerade blicken, die Val Foraz, hingegen gehört seit Anbeginn dazu und wurde seither wohl von keinem Menschen mehr betreten.

Auf dem Gipfel ist es kalt

Wir wandern weiter auf dem breiten Rücken, die Pfützen sind von einer dünnen Eisschicht überzogen. Es ist allgemein kälter geworden, ein steifer Wind bläst uns ins Gesicht. Auf dem Gipfel ist es nicht gemütlicher, trotzdem geniessen wir die Aussicht. Weit unten liegt unsere Basis, Scuol. Richtung Westen erblicken wir Sur il Foss, den Übergang in die Val Plavna, den wir auf unserer Wanderung an den Ofenpass überquert haben.

Wir machen uns an den Abstieg. Die Farben sind wunderbar, die ganze Herbstfarbpalette breitet sich vor uns aus. Allmählich kommen uns immer mehr Leute entgegen, so einsam und unbekannt ist die Tour wohl doch nicht, nur haben die anderen offenbar mehr Mühe mit aufstehen. Uns soll’s recht sein. Wir rasten nochmals bei der Alp Tavrü, steigen dann weiter ab auf dem gleichen Weg, wie wir hochgekommen sind. Am Himmel ist ein ständiger Wechsel aus Sonne und Wolken. Ich will gerade eine knorrige Lärche fotografieren, als sich eine Wolke vor die Sonne schiebt. Der ganze Glanz ist weg. Also warte ich eine Minute, dann scheint auch schon wieder die Sonne.

Da wir noch genug Zeit haben, gehen wir weiter bis S-charl und kehren dort ein. Praktisch, wenn das Postauto, das uns zurück nach Scuol bringt, gleich davor wartet.

Info

Eine einfache Wanderung mit Gipfelerlebnis führt uns an den Rand des Nationalparkes. Wenn wir Glück haben, können wir auch Tiere beobachten.

 

Start: Haltestelle Schmelzra, Scuol
Ziel: S-charl
Strecke: Haltestelle Schmelzra – God Tavrü – Alp Tavrü – Mot Tavrü retour
Distanz: 13 Kilometer
Höhenmeter: 760 Meter
Dauer: 3 Stunden
Schwierigkeit: T2
GPS-Track: Mot Tavrü
Höhepunkte: Tiere, Aussicht, Farben im Herbst

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