Dieses Jahr gab es wieder eine Skitourenwoche des SAC Homberg, nachdem wir sie letztes Jahr privat durchgeführt hatten. Wir genossen Skiabfahrtsfreuden im Goms, dem obersten Teil des Wallis, mit Unterkunft in Fiesch. Es war, kurz gesagt, fantastisch.

aussicht ins Goms
Ein Blick ins Goms

Start in Andermatt

Natürlich wollen wir auch den Anreisetag nutzen, wir treffen uns bei der Talstation der Gemsstockbahn. Nach einigem Warten erreichen wir die Bergstation auf fast 3000 Meter. 12 Personen machen sich an die Abfahrt durch den schon ziemlich verfahrenen Schnee. Wir fahren bis Unter Gafallensaum, wo wir die Felle aufziehen und Richtung Pizzo Prevat aufsteigen. Die Sonne brennt vom stahlblauen Himmel, wir schwitzen ordentlich. Selber spüre ich aber, dass ich noch nicht fit bin nach meiner langen Erkältung, auch andere sind am Husten. So entscheidet ein Teil der Gruppe, dass sie umkehrt und zur Vermigelhütte fährt, die am Weg liegt.  Die anderen besteigen den Pizzo Prevat, ehe auch sie in der Hütte einkehren. Nach der Stärkung fahren wir ab, so weit es der Schnee noch zulässt. Denn irgendwann ist der zu Ende und wir müssen die Skis tragen bis nach Andermatt. Statt einzukehren fahren wir aber gleich weiter durch den Furkatunnel nach Fiesch, denn der letzte Kollege und das Nachtessen warten dort.

Relive ‚Freeride Gemsstock‘

Aufs Stockhorn, aber im Binntal

Wir fahren heute ins Binntal, chauffiert von… Fabian! Erst haben wir ihn doch noch im Kinderwagen herumgeschoben, jetzt fährt er uns schon mit Auto herum, noch mit dem ‚L‘ hinten dran. Souverän fährt er nach Im Fäld, noch hinter Binn. Von dort steigen wir hoch durch den Wald mit dem Ziel Stockhorn. Ja, es heisst genau gleich wie jenes im Simmental. Der Himmel ist bewölkt, was die Temperaturen etwas angenehmer macht. Oberhalb der Waldgrenze erblicken wir unser Ziel. Der Schnee ist ziemlich weich und es liegt auch nicht viel davon. Die Felsblöcke schauen sehr zahlreich heraus. Plötzlich ruft Thom, der Bergführer: „Da, Bartgeier!“ Majestätisch kreist der riesige Vogel kurz über uns, bevor er weiterzieht.

Vor dem Grat gibt es nochmals eine Herausforderung, vor allem für jene, die noch nicht so geübt sind mit Spitzkehren. Das Gelände ist steil und mit Steinen durchsetzt. Es gelingt aber allen, den Grat zu erreichen, die letzten Meter auf den Gipfel sind nicht mehr schwierig. Inzwischen wurde aus den Wolken eine geschlossene Wolkendecke, leichter Schneefall setzt ein.

Wie im Aufstieg macht die Stelle vom Grat hinunter auch in der Abfahrt Mühe. Mehr oder weniger gut meistert die Gruppe die Stelle. Nun bin ich gespannt auf die weitere Abfahrt, ich erwarte nichts Gutes. Aber sieh an, unser Bergführer findet wie immer die perfekte Linie, der Schnee ist gar nicht so schlecht, stellenweise sogar gut. Im Wald ist dann aber die Freude vorbei, wir vernichten nun Höhenmeter bis Im Fäld, das wir glücklich und bereichert erreichen. Nun haben wir etwas zu trinken verdient.

Relive ‚Skitour Stockhorn‘

Es hat geschneit

In der Nacht hat es geregnet, weiter oben geschneit. Wir fahren mit dem Zug bis Geschinen, starten dort unsere Tour. Wir steigen auf der Waldstrasse und dem Wanderweg hoch, der in angenehmer Steigung verläuft. Je höher wir kommen, desto zauberhafter wird es. Der frische Schnee liegt noch auf den Bäumen, die Sonne bricht durch. Nach dem dichten Fichtenwald folgt lichter Lärchenwald. Uralte Bäume stehen da, die schon seit Jahrhunderten allen Widrigkeiten trotzen.

Wir erreichen die Baumgrenze, der Blick schweift über das Goms zu den Berner Alpen. Auf dieser Höhe hat es die ganze Zeit geschneit, wir waten durch frischen Pulverschnee. Das verspricht doch einiges für die Abfahrt. Wir teilen uns auf, die Jungspunde (und jene, die glauben, noch welche zu sein) steigen zuerst hoch zum Brudelhorn, der Rest nimmt den direkten Weg zum Teltschehorn. Bei strahlendem Sonnenschein und milder Luft geniessen wir den Gipfelaufenthalt. Ein prächtiges Panorama präsentiert sich uns mit Urner, den Berner und den Walliser Alpen, darunter auch der Traumberg von der Frau und mir, das Weisshorn. Nach einiger Zeit treffen auch die Brudelhornbesteiger ein.

Was nun folgt, ist ein Pulvertraum: Schön feste Unterlage, darüber zehn Zentimeter Pulverschnee. Genüsslich schwingen wir in die Tiefe, zeichnen unsere Spuren in die Hänge. Das geht bis zur Waldgrenze so, dann wird es etwas ruppiger. Mal auf breiten, mal auf schmalen, mal auf gar keinen Wegen vernichten wir nun Höhe. Auf der Nufenenpassstrasse erreichen wir Ulrichen, wo der Abfahrtsspass endgültig vorbei ist, dafür wartet hier ein Panaché (oder Radler, wie man nördlich und östlich von uns sagt).

Relive ‚Skitour Teltschehorn‘

Felle drauf, Felle runter

Die heutige Tour startet in Bellwald mit einer Seilbahn- und Sesselliftfahrt. Erst danach steigen wir aus eigener Kraft hoch, Richtung Täschehorn. In der Ferne prangen Weisshorn und Matterhorn. Nach dem Pulverschnee gestern stellt der Bergführer heute Sulzschnee in Aussicht, wofür aber das Timing stimmen muss. Wir erreichen den Gipfel, auch Fabian, der sich nicht gut fühlt. Er fährt zusammen mit der Mutter direkt nach Bellwald ab, er muss heute sowieso nach Hause, da er am folgenden Tag Schule hätte.

Nach der ausgiebigen Pause stürzen wir uns in die Abfahrt, allerdings nicht im Rudel, sondern so, dass nur eine Person im Hang fährt. Der Schnee ist perfekt, die Skier flutschen nur so um die Kurven. Wir nehmen Hang um Hang, jeder wählt die vermeintlich beste Exposition. Bei einer Alphütte ist der Spass vorerst vorbei, weiter runter wird die Schneedecke zunehmend dünner. Wir pausieren einen Moment, bevor wir das Schlimmste des Tages in Angriff nehmen: Den Aufstieg in der Mittagshitze. Das befürchten wir jedenfalls, aber dank einem kühlen Lüftchen wird es nicht so schlimm. Wir steigen bis zur Bergstation auf und fahren von dort nochmals schöne Sulzhänge ab, bevor wir die Piste erreichen.

Der Rest auf der Piste ist dann nicht mehr so cremig, je weiter wir abwärts fahren, desto mehr scheinen wir am Schnee zu kleben. Das tut dem Ganzen aber keinen Abbruch, wir feiern die Tour auf der Gartenterrasse, wo schon die Frau wartet.

Relive ‚Skitour Täschehorn‘

Motivationsbremsen an den Fellen

Wieder besteigen wir den Zug und fahren diesmal bis Obergesteln. Dort das gleiche Spiel wie am Teltschehorn: Zum Wald rüber queren, durch den Wald hochsteigen, oben freies Gelände. Der Weg durch den Forst ist aber nicht mehr so bequem wie am Teltschenhorn, er ist steil, zwischendurch hat es keinen Schnee. Aber auch so erreichen wir die Senntumhitte, wo wir eine Pause einlegen. Ich sitze bequem auf einem Holzträmel und beobachte die Vögel, die da eben in die Lärche fliegen, es sind Fichtenkreuzschnäbel. Beim Weitergehen sitzt ein schön rot gefärbtes Männchen zuoberst auf einer Lärche. Kurz bevor wir aus dem Wald treten fliegt ein Tannenhäher herum. Weiter geht es über die offene Fläche, ein bisschen queren, ein bisschen auf, ein bisschen ab.

Bei der zweiten Pause entscheiden zwei, nur auf den Holiecht zu steigen und dort zu warten, während wir weiter aufsteigen zur Bloselicke. Wärme, nasse Felle und Pulverschnee sind aber eine denkbar schlechte Kombination, viele von uns haben Stollen, richtige Motivationsbremsen. Meine Laune verdüstert sich entsprechend, auf dem Grat ist für mich der höchste Punkt erreicht. Stefan hat schon einiges weiter unten aufgegeben, zu viele Stollen an den Fellen.

Gemeinsam fahren wir dann ab, ich hatte wieder mal die Befürchtung, dass der Schnee eklig ist zum Fahren, aber einmal habe ich mich getäuscht. Toller Pulverschnee erfreut das Tourenskifahrerherz, jedenfalls bis zum Telti. Danach wird der Schnee immer schwerer, die Kurven weiter, die Fahrweise vorsichtiger. Je weiter wir in den Wald eindringen, desto abenteuerlicher wird es. So sind wir nicht unfroh, als wir in Oberwald heil ankommen. Nun lockt wie üblich ein isotonisches Regenerationsgetränk, bevor wir mit dem Zug zurückfahren, müde und glücklich.

Relive ‚Skitour Bloselicke‘

The final countdown

Heute steht bereits die letzte Tour an. Eigentlich ist es eher Freeriden. Jedenfalls fahren wir nach Blatten und von dort auf die Belalp bis zuoberst mittels mechanischer Aufstiegshilfen. Der Himmel ist verhangen, die Sonne scheint nur diesig. Eine kurze Abfahrt, dann kommt etwas nicht Alltägliches: Die Route führt durch einen Tunnel. Man sieht zwar das andere Ende, aber es ist noch mühsam, weil man dadurch geblendet wird und gar nicht sieht, wo man fährt. Aber auch diese Schwierigkeit meistern wir, bald heisst es Felle aufkleben. Wir steigen hoch Richtung Belgrat (und nicht Belgrad, das wäre dann etwas weiter).

Dieser Grat will aber verdient sein. Es wird immer steiler, bis wir die Skier abziehen müssen. Trotz der Steilheit geht das ganz gut, denn der nimmermüde Franz hat ein grosszügiges Plateau geschaufelt, wo wir alle Platz haben. Nun geht es im Schnee noch ein paar Meter aufwärts, dann wartet ein dickes Tau. Die weniger Geübten werden vom Bergführer Thom mit einer Reepschnur gesichert über die schwierigste Stelle, die anderen steigen direkt hoch. Für solche ohne alpine Erfahrung ist die kurze Kletterpassage eine Herausforderung, aber alle meistern sie. Wenn man wegen der Aussicht die Anstrengung auf sich genommen hat, dann wird man enttäuscht sein, denn Nebel schleicht sich von der Rückseite über den Grat und versperrt uns die Aussicht.

So steigen wir wieder ab, schnallen die Skis an und nehmen die Abfahrt in Angriff. Leider ist die Sicht ziemlich diesig, ohne Kontrast, so dass man nicht immer sieht, wo man fährt. Das Gelände ist zum Glück harmlos, so dass ein Fehler nicht mehr als einen harmlosen Sturz zur Folge hat. Auch auf der letzten Abfahrt kommen alle wohlbehalten an, wir beschliessen diese geniale (trotz Schneemangel) Tourenwoche im „Chalet Sepp“. Pro-Tipp: Wenn ihr im Goms die Wahl habt zwischen „Pest und Cholera“, wählt letzteres. Jedenfalls hat es jenen gemundet, die das bestellt haben.

Relive ‚Skitour Belgrat‘

Info

Die Skitouren im Goms wollen verdient sein, unter 1000 Höhenmeter geht nichts. In gewissen Gebieten kann man mit Seilbahnen abkürzen. Landschaftlich ist es wunderschön. Wir wählten Fiesch als Ausgangspunkt, um flexibel zu sein von den Touren her, gerade angesichts der geringen Schneemengen. Auf den Simplon mussten wir zum Glück nie ausweichen. Unsere Basis hatten wir im Hotel du Glacier im Zentrum von Fiesch. Die Zimmer sind ziemlich angestaubt, es empfiehlt sich angesichts der zahlreichen elektronischen Geräte, die man heutzutage dabei hat, eine Steckdosenleiste mitzunehmen. In unserem Zimmer war nur eine einzige, schlecht platzierte Steckdose verfügbar.

Fiesch ist gut erreichbar mit dem Zug. Für gewisse Touren ist man dann trotzdem froh um ein Auto, zum Beispiel ins Binntal.

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