Da kündigt sich das erste Baby an und die künftigen Eltern sind voller Vorfreude. Gleichzeitig wissen sie, dass sich ganz vieles ändern wird. Zum Beispiel werden künftig weniger Radtouren möglich sein, schon gar nicht zu zweit. Wirklich? Ich zeige, wie das Kind vom Kinderanhänger aufs Mountainbike (oder anderes Fahrrad) kommt und immer dabei sein kann.

Schon als Säugling auf Velotouren dabei
Schon als Säugling auf Velotouren dabei

Wir standen, es ist schon eine Weile her, vor dem gleichen Problem. So überlegten wir, wie wir beides, Familie und Sport, unter einen Hut bringen können. In der ersten Phase half uns ein Veloanhänger.

Erste Ausflüge mit dem Kinderanhänger

Schnell war klar, dass ein Veloanhänger her musste. Die Alternative, ein Kindersitz auf dem Velo, kam für uns nicht in Frage. Der ÖAMTC meint zwar, es gebe keinen eindeutigen Sieger, für uns überwogen die Vorteile aber bei weitem. Diese sind in unseren Augen:

  • Kein Sturzrisiko für das Kind
  • Bessere Sichtbarkeit und mehr Präsenz im Verkehr
  • Viel Stauraum
  • Schon für Säuglinge geeignet
  • Möglichkeit für zwei Kinder
  • Die Kinder sind vor Sonne und Regen geschützt
  • Anhänger kann meist auch als Kinderwagen benutzt werden

Natürlich gibt es auch Nachteile:

  • Sehr umständlich im Zug
  • Kostet extra im Zug
  • Platzbedarf
  • Braucht viel Muskelkraft, vor allem bergauf (ist aber mit den heutigen eBikes auch kein grosses Problem mehr)

So verkaufte die Frau also ihr Auto und schaffte sich stattdessen den Anhänger an. Der beste Tausch ever, wie sie oft betonte. Unser Erstling lag denn auch schon mit zwei Monaten im Anhänger, sicher gebettet in einer Babyschale, was mit einem Kindersitz nicht möglich gewesen wäre. Die Frau brauchte den Anhänger für die täglichen Besorgungen im Dorf. In der Freizeit oblag es mir, den Anhänger zu ziehen auf den Touren. Anstrengend wurde es dann mit zwei Kindern, aber wie war das wieder mit dem Sport? Es war halt ein Ausdauer- und Krafttraining, gratis.

Auch unsere erste Veloreise um den halben Bodensee unternahmen wir mit dem Anhänger, nur noch mit einem Fahrgast, dafür noch mit dem Grossteil unseres Gepäcks.

Nur noch ein Passagier, dafür das ganze Gepäck
Nur noch ein Passagier, dafür das ganze Gepäck

„Ich will selber“

Und schwupps, wirbelt das Kind umher, erkundet die Welt. Das erste Gefährt wird wohl ein vierrädriges Rutscherli sein. Aber schon bald kann es auf zwei Räder wechseln, auf ein Laufrad. Damit lernt es, das Gleichgewicht zu halten, kann aber jederzeit mit den Füssen abstehen, was ihm Vertrauen gibt. Ob es eine Handbremse braucht, ist umstritten, meistens haben die Kinder sowieso nicht genug Kraft, diese wirkungsvoll zu betätigen. Da sind ein paar robuste Schuhe die besseren Bremsen.

Kamen wir bis jetzt nur langsam vorwärts auf Spaziergängen, ändert sich das nun mit dem Laufrad. Die Kinder haben Spass und wir können wieder ausgedehntere Spaziergänge unternehmen.

Schon nach kürzester Zeit haben die Kinder das Laufrad im Griff:

In die Pedale treten

Nachdem nun das Gleichgewicht geübt wurde auf dem Laufrad, kann sich das Kind nun an ein richtiges Velo wagen. Für die ersten Versuche ist eines mit 16″-Rädern ideal. Diese Veloklasse verfügt über eine Vorderbremse und eine Rücktrittbremse. Aber vergiss die Stützräder! Ein Kind, das das Laufrad beherrscht, braucht keine Stützräder mehr. Setze das Kind aufs Velo und schiebe es an, den Rest macht es alleine. Voraussetzung für die ersten Versuche ist ein grosser Platz ohne Hindernisse. Schon nach kurzer Zeit braust es alleine umher, es eröffnet sich eine neue Welt für das Kind.

Aufs Moutainbike

Selbstverständlich kann es auch einen anderer Radtyp sein, je nach Vorlieben der Eltern. Mit ungefähr fünf Jahren, je nach Grösse, kann das Kind auf ein Rad mit 20″-Rädern wechseln. Diese haben nun ausschliesslich Handbremsen. Sie taugen nun auch für grössere Touren. Wichtig aber: Kindervelos sind zwar günstig, aber das auch nur, weil die billigsten Komponenten verbaut werden, was sie entsprechend schwer macht. Also bitte auch aufs Gewicht achten, wenn das Kind Spass haben soll. Es gibt inzwischen Hersteller, die leichte und hochwertige, aber auch entsprechend teure Kinderräder herstellen. Das relativiert sich aber dadurch, dass sie eine lange Lebensdauer haben und „weitervererbt“ werden können. Eine gute Zusammenfassung gibt der kinderfahrradladen.de.

Ob die Kinder Freude haben am Radfahren, sieht man sehr schnell, wenn man schon bald solche Touren machen kann:

Da darf man schon etwas Selbstbewusstsein zeigen:

Und die Kinder wachsen weiter. Mit zehn Jahren haben unsere jeweils auf ein 24″-Bike gewechselt.

Der/die Schwächste diktiert das Tempo und die Distanz

Auf Touren ist es dann wichtig, denjenigen auf dem kleinsten Rad nicht zu überfordern, er oder sie diktiert, wie weit und wie schnell wir fahren. Aber es macht schon Freude, wenn man gemeinsam grössere Touren unternehmen kann, dann sieht das in den Pausen manchmal so aus:

S’Kyburze unterwegs
S’Kyburze unterwegs

Wechsel aufs grosse Rad

Fabian wechselte mit 12 Jahren gleich auf ein 29″-Bike, Silvan schon mit 11 Jahren. Man kommt in ein Dilemma, wenn die Kinder so schnell wachsen. Tut es das Rad noch für dieses Jahr, oder braucht es ein grösseres? Zu Beginn sieht das noch ziemlich lustig aus, wenn ein 12-jähriger Knirps auf einem so grossen Rad sitzt.

Und wenn die Kinder das Velovirus so richtig gepackt hat, lernen sie auch den Umgang mit dem Gerät bis zur Perfektion:

Touren mit dem Windschattenvelo

Das Windschattenvelo, auch Trailer oder Anhängervelo genannt, ermöglicht ausgedehntere Touren mit kleineren Kindern. Sie können nach Lust und Laune mittreten oder einfach die Tour geniessen. Unser Jüngere ist länger mit dem Windschattenvelo gefahren, hat die Touren so genossen.

Eine ähnliche Möglichkeit ist das Followme, ein Anhängemechanismus, mit dem das Fahrrad des Kindes an dasjenige des Erwachsenen gekoppelt werden kann. So ist es auf dem vertrauten Gefährt unterwegs und locker das Erwachsenentempo mithalten. Hat es am Abend noch nicht genug, kann es immer noch selber herumkurven.

Geeignete Radtouren

Kindergerechte Radtouren sind flach oder enthalten nur wenig Steigungen, denn nichts vermiest den Kindern die Lust am Radeln mehr als lange Steigungen. Mit zunehmendem Alter, wachsender Kondition und vor allem Begeisterung sind dann auch hügeligere Touren möglich. Unsere erste Veloreise führte uns um den halben Bodensee von Romanshorn via Konstanz nach Friedrichshafen. Der Kleine fuhr damals noch im Anhänger mit, der Grössere auf dem Windschattenvelo. Die erste Velotour, auf der Fabian selber fuhr, machte er mit dem 16″-Velo im Wauwiler Moos, einer topfebenen Gegend. Auch kilometermässig muss man da als ehrgeiziger Sportler einige Gänge zurückschalten. Entscheidend ist einzig der Spass der Kinder.

Mit sechs Jahren unternahm Fabian mit uns schon grössere Touren, eine von Zurzach zum Klingnauer Stausee und über den Acheberg zurück nach Zurzach. Dies ist nur möglich, wenn das Kind hoch motiviert ist, was Fabian auch war.

Motiviert auch in Aufstiegen
Motiviert auch in Aufstiegen

Sollten auf einer Tour Steigungen nicht vermeidbar sein, kann man das Kind unterstützen, indem man es mittels einem alten Veloschlauch und etwas Gebastel zieht. Dazu habe ich vor längerer Zeit mal etwas geschrieben: Abschleppdienst für kleine Velofahrer. Damit haben wir auch am Gardasee (siehe Bilder oben) gute Erfahrungen gemacht.

Veloreisen

Dazu verliere ich nicht viele Worte, ich verweise auf meinen Post: Mit Kindern auf grosse Veloreise. Nur soviel zur Repetition: Kindergerechte Routen findet man vor allem den Flüssen entlang. So eignen sich vor allem die

Die ersten drei Routen findet man auf SchweizMobil. Sind die Kinder grösser, können auch etwas anspruchsvollere Touren unternommen werden wie die Juraroute von Basel nach Nyon oder die Innroute von St. Moritz nach Innsbruck.

Vorletztes Jahr haben wir mit einer nationalen Bikeroute angefangen, der Panoramabike, die in Rohrschach am Bodensee startet, quer durch die Voralpen führt und in Montreux am Genfersee endet.

Das Velo im Alltag

Das Fahrrad ist nicht nur ein Spass- und Freizeitgerät, sondern auf kurzen Distanzen das perfekte Fortbewegungsmittel. Man kann aber nicht von den Kindern verlangen, dass sie mit dem Velo fahren sollen, selber legt man aber alle Distanzen im Auto zurück. Für uns ist das Fahrrad erste Wahl, dann kommt der ÖV und erst, wenn es nicht mehr anders geht, nehmen wir das Auto. Entsprechend steht es oft wochenlang ungenutzt herum. Die Einkäufe erledigen wir mit dem Velo, zur Arbeit fahren wir auch mit dem Velo. Gehen die Eltern mit dem Beispiel voran, folgt der Nachwuchs quasi automatisch.

Das Fahrrad ist also kein antiquiertes Fortbewegungsmittel, sondern ist die Zukunft des Verkehrs weil velofahren

  • gesund ist
  • fit macht
  • schlank hält
  • umweltfreundlich ist
  • wenig Platz braucht
  • gute Laune macht

Kurz zusammengefasst:

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