Die „Biketicket to RIDE rot“ benutzt fünf Bahnen in Lenzerheide, Chur und Churwalden. Wer nun meint, das sei ja easy, so mit dem Lift hoch und ein bisschen runterfahren, dem sei gesagt: Bähnlibiken ist anstrengend! Aber alleine die Abfahrt von 2324 müM. auf 595 müM. runter lohnt die Anstrengung.

Der Piz Scalottas im Rückblick

Wir stehen früh an der Talstation, denn wir wollen zu den ersten gehören, die auf den Piz Scalottas hochfahren. Zuerst müssen wir aber noch an einem extra dafür platzierten Sesselbahnsitz üben, das Bike korrekt anzuhängen, bevor wir hoch fahren dürfen. Nach einmal umsteigen erreichen wir den Piz Scalottas auf 2324 Meter über Meer. Die Aussicht ist fantastisch und ringt uns Bewunderung ab. Da tönt es plötzlich in unseren Rücken „hoi zäme!“ Ein SAC-Kollege, mit dem die Söhne die Woche zuvor im Bergsteigerlager waren, hat den heutigen Tag auch fürs Biken reserviert.

Rein in die Abfahrt

Nun aber los, die Jungs sind kaum mehr zu halten. Fabian prescht voran, Silvan hinterher. Der Trail ist flowig mit Anliegerkurven und gespickt mit Kicker, die die Frau und ich mehr oder weniger elegant überfahren, die Jungs überfliegen. Er ist aber auch ziemlich ruppig, nicht so ein Micky-Maus-Trail wie von Scharmoin herunter. Gütigerweise wartet Fabian ab und zu auf uns Schleicher. Von der Alp Scharmoin, wo wir uns kurz etwas erholen können, geht es den Wanderweg abwärts. Und wie! Der Weg ist steil, oben verwurzelt und unten verblockt. Ich starte zuerst, rattere über die Wurzeln und denke mir „boah, das machst du aber gut!“ Da scheppert es rechts von mir und Fabian saust an mir vorbei, als wäre es eine normale Strasse! Silvan, der als einziger kein Trailbike fährt, entschliesst sich abzusteigen und zu schieben.

Der zweite Teil ist mit Felsblöcken gespickt. Diesmal lasse ich Fabian voraus, der schafft dann schon mal Platz. Es kommt nämlich eine ganze Gruppe, um die 30 Leute, von unten, die alle freundlich zur Seite gehen. Vielen Dank auch! So kann ich mich aufs Fahren konzentrieren, denn es ist sehr anspruchsvoll, jedenfalls für mich. Unten angekommen, bin ich völlig ausgepumpt. Von wegen Bähnlibiken ist nicht anstrengend! Wir warten eine ganze Weile, bis die beiden anderen kommen.

Durchschnaufen

Nun wird es etwas gemütlicher, bei Parpan wechseln wir die Talseite und fahren dem Hang entlang. Wir schnaufen durch. Zwischendurch blicken wir zurück auf den Piz Scalottas. Wie weit weg der schon ist! Kurz wird es nochmals heikel, der Trail führt durch den Wald über nasse Wurzeln. Silvan rutscht prompt aus und umarmt eine kleine Tanne. Weiter unten machen wir eine erste Pause, bevor wir weiter fahren. Es geht noch eine Weile auf Asphaltstrassen und Feldwegen weiter, bis wir wieder den Wald erreichen. Die Strasse wird zum Pfad, steil, nass und rutschig, gespickt mit Wurzeln. Und links geht es den Abhang hinunter. Nicht immer so mein Geschmack. Der Trail scheint endlos zu sein, mal flowig, dann wieder ruppig, zwischendurch auch mal sumpfig. Zwischendurch schätzen wir ab, wie hoch wir eigentlich noch sind.

In der Churer Altstadt

Der Talboden kommt jedenfalls immer näher. Bei Meiersboden ist denn auch fertig mit Singletrails, wir radeln nach Chur. Dort kommen wieder Erinnerungen an unsere Rheinveloreise vor zehn Jahren. Wir erkennen die Strasse, an der unsere Unterkunft lag, die Altstadt, die wir nun aufsuchen, kam uns auch wieder bekannt vor. Silvan wollte damals nicht vom Windschattenvelo absteigen, mürrisch fragte er, was wir denn hier in der Stadt wollten. Er wäre lieber auf dem Bauernhof in Valendas geblieben, wo wir zwei Nächte verbrachten.

Diesmal müssen wir ihn nicht überzeugen, auch er kommt gerne ins Café. Wir geniessen den Kuchen und das Rivella, verdient haben wir es. Von wegen Bähnlibiken ist nicht anstrengend! Nach der Pause suchen wir die Talstation der Brambrüeschseilbahn und fahren bis eben dorthin hoch.

Noch ist nicht Feierabend

Wir fahren auf dem Brambrüesch erst mal entspannt auf der Strasse. „Schön, das würde mir jetzt reichen so bis Churwalden“, denke ich mir. Aber ich habe mich wieder mal getäuscht. Ein deftiger Singletrail führt uns durch den Wald abwärts, ein-, zweimal muss ich absteigen. Dann wird es wieder etwas flacher. Aber da steht Fabian am Wegrand, er ist wieder mal allen davongefahren. „Ich habe einen Platten!“ ärgert er sich. So legen wir eine Zwangspause ein, während er den Schlauch wechselt. Schön, wenn sie so selbständig sind. Nach diesem Intermezzo fahren wir weiter auf dem Trail. „Ah, dort unten kommt die Strasse, dann wird es wieder etwas gemütlicher“, denke ich noch, kurz darauf fliege ich ein Bord runter, das Bike über mir! Ich muss am Gatter angehängt haben, weiss nicht, wie das passiert ist. Ich habe zum Glück nur ein paar Schrammen, das GPS wurde abgeriessen und hat nun einen Kratzer im Display, funktioniert aber immer noch tadellos, ebenso das Bike, da gab es keine Schäden. Also weiter, runter nach Churwalden und hoch mit der letzten Bahn.

Ein letzter Singeltrail

Vom Heidbüel fahren wir abwärts auf der Alpstrasse, wieder vorbei an der Alp Stätz wie heute Morgen, aber diesmal Richtung Lenzerheide. An einem schönen Rastplatz mit Blick auf den Heidsee legen wir nochmals eine Pause ein, bevor wir den letzten Singeltrail in Angriff nehmen. Wieder poltern wir runter, vorbei an einer Bikegruppe, die mit ihren Lehrern unterwegs ist. Müde, aber glücklich erreichen wir den Heidsee und radeln zurück zur Ferienwohnung. Was für ein Ritt! Und ja, Bähnlibiken ist anstrengend. Ausser, man fragt Fabian.

Eine letzte Rast, bevor wir am Ziel sind

Info

Für die Tour gibt es ein ermässigtes Billet, das Halbtax ist gültig. Ein GPS ist eigentlich nicht nötig, man folgt einfach den Schildern der Route 615 „Biketicket to ride rot“

Start: Piz Scalottas
Ziel: Lenzerheide
Strecke: Piz Scalottas – Alp Stätz – Parpan – Mittelberg – Obergrida – Meiersboden – Chur – (Bahn) – Brambrüesch – Spina – Churwalden – (Bahn) – Heidbüel – Spoina – Heidsee – Lenzerheide
Distanz: 40 Kilometer
Höhenmeter: 640 Meter aufwärts, 3100 Meter abwärts
Dauer: 4 Stunden
Kondition: schwer
Technik: schwer
GPS-Track: Biketicket to ride ROT
Höhepunkte: Abfahrt vom Piz Scalottas nach Chur
Alternative: Biketicket to ride BLAU ist kürzer und einfacher

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