Nachdem wir die Woche zuvor immer mit den grossen Objektiven unterwegs waren, wollten wir nun, nur noch zu zweit, wieder mal (fast) nur wandern. Das Ziel soll der Piz Dora sein, der aber keine Dora ist. Warum?

Abstieg vom Piz Dora

Etwas Etymologie

Es sind Zwillingsberge, der Piz Dora und der Piz Daint. So wohlklingend die Namen, so profan ist die Bedeutung. Es ist keine Hommage an eine sagenumwobene Dora und Daint ist auch kein mystischer Name. Ursprünglich hiessen die Berge Piz d’Ora und Piz d’Aint, später wurden sie zu den jetzigen Namen Piz Dora und Piz Daint verkürzt. Und was bedeuten sie nun? Nichts anderes als „äusserer Gipfel“ und „innerer Gipfel“. Schon fast etwas enttäuschend simpel. Dass das ihrer Schönheit keinen Abbruch tut und es wunderbare Wanderungen dort hinauf gibt, wissen wir beim Piz Daint schon, beim Piz Dora wollten wir es nun auch erfahren. Spoiler: Die Wanderung ist ebenso wunderbar.

Start im Morgengrauen

Es wird wieder ein heisser Tag, deshalb starten wir um sechs Uhr von der Wohnung aus. Es ist noch kühl, die Sonne noch hinter den Bergen. Im Wald dann die ersten Sonnenstrahlen, bei Funtauna Grossa, einer Weide mitten im Wald, ist sie endgültig da. Wir verlieren kurz den Weg, finden ihn aber schnell wieder. Er führt eine Waldschneise hoch, die wir den Winter davor in der SAC-Skitourenwoche gemacht haben. Wir kommen an die Waldgrenze, der Bach rauscht, wir sind mutterseelenallein unterwegs. Welch‘ fantastisches Erlebnis! Vorbei an einem kleinen Stadel gewinnen wir an Höhe.

Rast beim See

Mal auf Wiesen, mal durch verblocktes Gelände, wandern wir dem ersten Ziel entgegen, dem Lai da Chazforà. Dieser lädt zu einer ersten Rast ein. Wir geniessen die Aussicht, die allerdings von Wolken begrenzt ist. Egal, wir sind da ganz alleine auf 2600 Meter über Meer. Halt, nein, da kommt jemand daher. Wer wagt es, in unser… ach nein, wir haben ja kein Monopol. Die Person studiert den Wegweiser und nimmt dann einen anderen Weg, als wir geplant haben. Wir machen uns auch wieder auf, rüber zum Fuss des Piz Dora. Eine Schafherde kreuzt unseren Weg, wir steigen den Grat hoch.

Auf zum Gipfel

Wunderbar ist es hier oben. Der Weg ist einfach, die Aussicht grossartig. Hinter uns erhebt sich der Ortler, vor uns die Berge des Berninagebietes mit dem einzigen Viertausender der Ostalpen, dem Piz Bernina mit dem berühmten Biancograt. Wir erreichen den Gipfel, jeder in seinem Tempo. Es ist immer wieder fantastisch und berührend, auf so einem Gipfel zu stehen, kein Vergleich zu mit Bahnen erreichbaren Bergen. Wir geniessen die Stille ausgiebig.

Es ist faszinierend, wie hier auf fast 3000 Meter immer noch eine Vielfalt an Blumen herrscht. Sie haben sich dem rauen Klima angepasst und sind entsprechend kleinwüchsig. Sie trotzen Hitze, Kälte und UV-Strahlung mit unterschiedlichen Anpassungen: Behaarte Blätter und Blüten, fleischige Blätter, die viel Wasser speichern, Polster, die ein Austrocknen verhindern. Es lohnt sich, sich mal näher damit zu beschäftigen.

Zurück zum Kaffee

Wir steigen wieder ab auf der gleichen Route, nur zwischendurch wählen wir einen Weg durch die Steinblöcke, der vermutlich nicht schneller, aber spassiger und interessanter ist. Nun sind wohl auch die anderen Leute erwacht, es kommen uns doch noch einige Wanderer entgegen. Wir möchten ja nicht mehr bei der Hitze aufsteigen, aber jedem das Seine. Wir freuen uns nun auf den Mittagskaffee zurück in der Ferienwohnung, den wir auf dem Balkon geniessen.

Info

Der Piz Dora ist eine wunderbare Gipfeltour ohne nennenswerte Schwierigkeiten, aber mit viel Höhenmetern.

Start: Tschierv
Ziel: Tschierv
Strecke: Tschierv – Funtauna Grossa – Era da la Bescha – Lai da Chazfora – Piz Dora retour
Distanz: 14 Kilometer
Höhenmeter: 1310 Meter
Wanderzeit: 5 Stunden
Schwierigkeit: T2
GPS-Track: Piz Dora
Höhepunkte: Landschaft, Aussicht
Alternative: Man kann den Abstieg auch übers Val Mora machen oder via Jufplaun nach Buffalora oder Ofenpass Passhöhe

Relive ‚Piz Dora‘

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.