Was eignet sich am besten als Kennenlernwanderung von Villars? Zum Beispiel die Rundwanderung vom Col de Bretaye aus zum Lac des Chavonnes und über Les Vélards zurück, die rundum Einblick gibt in die Landschaft um Villars-sur-Ollon.

Nach dem Grat
Nach dem Grat, hinten das Diablerets-Massiv

Nach der Wahl des Ferienortes suchte ich Touren rund um Villars, stellte dann fest, dass alles von Liften durchzogen ist. Ups, habe ich da einen Missgriff gemacht? Nun, wir änderten unser Ziel nicht mehr, waren gespannt, was uns erwartet.

Start mit der Bahn

Der Start der Wanderung ist auf dem Col de Bretaye. Aber wie gelangen wir dorthin? Mit der Zahnradbahn! Erst recht natürlich, wenn sie gratis benutzt werden kann mit der „Free Access Card“, der Gästekarte. Wir tuckern und rumpeln hoch bis zur Endstation, der Zug ist gut gefüllt. Das wird wohl eng auf den Wanderwegen, so meine Befürchtungen. Nach der Ankunft drängen die Leute aufs Perron, stieben in alle Himmelsrichtungen davon. Gut, brauche ich jeweils einen Moment, bis ich parat bin. Kamera und Feldstecher hervorholen, Einstellungen überprüfen und angemessen kleiden. Wir gehen abwärts. Wo sind all die anderen Leute? Die sind in alle Richtungen davon, nur nicht in unsere. Sehr gut! Die Gegend ist zwar übersät mit Liftanlagen für den Winter, wenn man diese aber ignoriert, wandern wir in einer wunderschönen Moorlandschaft, die sich bereits ziemlich herbstlich verfärbt hat.

Hinunter zum See

Wir wandern abwärts zum Lac de l’Entonnoir, einem kleinen Seelein, das allmählich verlandet. Aber in der Moorlandschaft wirkt es ganz romantisch – wären da nicht die Autos, die ständig hinten durch fahren. Ich muss eine Weile warten, bis ich endlich ein Bild ohne Auto im Hintergrund machen kann. Leider ist auch das Waadtland: Überall kommt man mit dem Auto hin. Beim Lac des Chavonnes ist zum Glück fertig damit. Das Restaurant direkt am See ist verführerisch, aber für eine Pause ist es noch zu früh.

Der malerische See liegt in einer Senke ohne oberirdischen Abfluss. Wir umrunden in halb und steigen hoch, wandern vorbei an der Alp Perche. Auf der anderen Talseite erblicken wir den Pic Chaussy, den wir vor sieben Jahren mit den Kindern bestiegen. In diesen Ferien werden wir noch öfters an jene in Leysin erinnert werden.

Jetzt geht es weiter aufwärts über Viehweiden. Vögel flattern umher, aber leider können wir sie nicht bestimmen, sie sind zu weit weg. Bald erreichen wir den Pas de l’Encrène, wo wir eine Entscheidung fällen müssen.

Ein ausgesetzter Grat

Wir haben die Wahl: Auf dem normalen Wanderweg gemütlich zurück zum Col de Bretaye oder über den Grat, über den Wanderweg führt, der in keiner Karte vermerkt ist? Natürlich entscheiden wir uns für den Grat! Der fängt harmlos an, dafür macht uns der Föhn zu schaffen, der heftig bläst. Bald fallen die Felsen südwärts steil ab. Als nordwärts der Hang auch noch steil und steiler wird, beschleicht mich ein mulmiges Gefühl, da immer wieder starke Böen einen fast aus dem Gleichgewicht bringen. Deshalb gehe ich umso konzentrierter. Die beiden anderen scheinen sich da keine Gedanken zu machen. Fabian sinniert,  wie er den Grat mit dem Bike befahren könnte. Zum Glück bleibt es bei den Gedankenspielen.

Hier sind keine Leute unterwegs, wir sind ganz alleine. Nur diese Böen sind mühsam, aber wir werden mit einer grossartigen Aussicht entschädigt. Allmählich verbreitert sich der Grat, wir erreichen den breiten Rücken des Chaux Ronde. Das ist ein Grashügel, der im Sommer als Kuhweide genutzt wird. Die Tiere sind zu dieser Jahreszeit aber längst im Tal, trotzdem ist der Aufenthalt nicht so gemütlich mit dem Föhn. Und nun sind wir wieder im Skigebiet.

„Wann fährt eigentlich ein Zug?“, fragt die Frau. Ich schaue nach: „Um 15:32 Uhr.“ „Und jetzt ist?“ „15:26 Uhr“ Okay, nehmen wir wohl den nächsten. Wir biegen um die Ecke und sehen, dass es gar nicht mehr weit ist und der Zug erst einfährt. Wir schauen uns an. „Los!“ Wir rennen und erreichen den Zug, steigen ein und er rattert los. Was für ein Timing! Das nächste Mal etwas gemütlicher bitte (Spoiler: Nein, wurde es nicht). 

Die Kennenlernwanderung von Villars war ein grossartiger Einstieg in die Ferien, so darf es weitergehen.

Infos

Die Wanderung gibt einen schönen Einblick in das Gebiet um den Col de Bretaye und kann den eigenen Wünschen und Fähigkeiten angepasst werden.

Start: Col de Bretaye
Ziel: Col de Bretaye
Strecke: Col de Bretaye – Lac des Chavonnes – Perche – Pas de l’Encrène (Pt. 1935) – Les Vélards – Chaux Ronde – Col de Bretaye
Distanz: 8 ½ Kilometer
Höhenmeter: 540 Meter
Wanderzeit: 2 ½ Stunden
Schwierigkeit: T1, über den Grat T3
GPS-Track: Col de Bretaye – Lac des Chavonnes – Vélars-Grat
Höhepunkte: Seen, Grat, Aussicht
Alternative: Wer es nicht ausgesetzt mag, kann vom Pas de l’Encrène hinunter nach Ensex und von dort zum Col de Bretaye.

Relive ‚Kennenlernrunde am Col de Bretaye‘

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