„Nicht gleich dreinschiessen“, lautet die Devise, wenn man an einen neuen Ort kommt. Deshalb starten wir mit Flachwandern am Flaz von Pontresina nach Samedan. Von unterhalb Punt Muragl bis zum Ziel folgen wir dem alten Flaz, dem Flaz vegl. Warum dieser „alt“ ist, sehen wir später.

zwei personen wandern auf einem weg bei pontresina
Ein hindernisfreier Wanderweg

Wir überqueren bei Pontresina den Flaz, der hier durch den Zusammenfluss vom Berninabach und dem Rosegbach entsteht, und steigen durch den Wald hoch. Gleich danach folgt eine Weide, noch ursprünglich und durchsetzt mit Wacholder. Das müsste ein Paradies sein für Vögel, aber angesichts der fortgeschrittenen Tages- und Jahreszeit machen sie sich grad rar, nur am Himmel schwirren Felsenschwalben und ein Turmfalke rüttelt. Der Wanderweg würde nun rechts abbiegen und hauptsächlich der Umfahrungsstrasse folgen. Wir verzichten gerne darauf und gehen weiter geradeaus und hoch zum Veloweg, welcher der Bahnlinie entlang führt. Die kleine Rote ist wesentlich fotogener als Autos. Wir kommen nur langsam voran, denn Silvan entdeckt immer wieder Schmetterlinge, die er zu fotografieren versucht.

Ein erstes Highlight

Es ist ziemlich heiss geworden, wir gehen dem Schatten nach, so gut es geht. Bei einer kurzen Pause sehen wir ein Vögelchen im Geäst herumhüpfen. Schnell die Ferngläser zücken: Eine Klappergrasmücke! Sie kommt hauptsächlich im Voralpen- und Alpengebiet vor, im Mittelland nur als Durchzügler. Wir freuen uns über unsere Entdeckung, Silvan wechselt sofort vom Schmetterlings- aufs Vogelobjektiv. Die Grasmücke wuselt im Baum herum, wechselt zu einem anderen Strauch. Sie hat im Schnabel Insekten, offenbar hat sie irgendwo ein Nest mit Jungen.

Dem alten Flaz entlang

Wir kommen zum Punkt, wo sich der Flaz aufteilt in den alten Flaz, den Flaz vegl, und den neuen Flaz. Wie kam es dazu? Regelmässig wurde der Talboden von Samedan überschwemmt, trotz der Dämme. Nach verheerenden Überschwemmungen von 1951 und 1954 wurden die Dämme erhöht und der Flaz und der Inn in einen Kanal gezwängt. 1987 schluckte man aber wohl leer, als bei einem Hochwasser, das nicht Rekordwerte aufwies, nur 20 Zentimeter fehlten, bis die Dämme überflutet worden wären. Das veranlasste die Verantwortlichen,  den Hochwasserschutz neu zu denken. So wurde der Flaz, der noch vor Samedan in den Inn floss, umgeleitet, so dass er nun nach Samedan beim Flugplatz in den Inn mündet. Der alte Flaz war nun nur noch ein Bach, der renaturiert wurde. Auch der Kanal wurde aufgerissen und den Flüssen somit mehr Platz gegeben [Tiefbauamt Graubünden].

Wir spazieren somit dem alten Flaz entlang, der Bach plätschert so vor sich hin. Es ist schon ziemlich heiss, die Vögel haben sich in den Schatten verzogen, ausser ein paar Tannenhähern, die noch Radau machen in den Wipfeln. Auch wir verziehen uns in den Schatten und holen unseren Lunch hervor.

Schöne Teichlandschaft

Nach der Pause setzen wir unseren Weg fort, kommen an Teichen vorbei, die vorübergehend von Ausflüglern besetzt sind. Sind diese weg, werden die Tiere zurückkommen. Wir erreichen Samedan, wo in zehn Minuten ein Postauto nach Pontresina zurück fährt. Das ist mal ein Timing! Müde sind wir geworden, die Hitze und die Höhe setzten uns zu. Aber schön war es allemal.

Samedan entgegen

Info

Die Wanderung dem Flaz entlang ist technisch sehr einfach und auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl möglich.

Start: Pontresina
Ziel: Samedan, Bahnhof
Strecke: Bahnhof Pontresina – Punt Muragl (andere Flussseite) – Flaz vegl – Bahnhof Samedan
Distanz: 7 Kilometer
Höhenmeter: 70 Meter
Wanderzeit: 2 Stunden
Schwierigkeit: T1
GPS-Track: Dem Flaz entlang
Höhepunkte: Renaturierter Flaz

Relive ‚Der Flaz entlang‘

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