Schneeschuhtour ohne Schneeschuhe? Wie soll denn das gehen? Nun ja, das sehen wir später. Geplant war jedenfalls eine solche auf den Grand Sommartel. Oder Grand Sonmartel. Oder Grand Som Martel. Man scheint sich da bei der Schreibweise nicht einig zu sein. Im Gegensatz zum letzten Jahr fand diese Schneeschuhtour im Neuenburger Jura bei schönem Wetter statt.

Auf dem Weg zum Gipfel mit der Antenne

Start mit Schwierigkeiten

Wir haben in Aarau abgemacht, der Zug soll um 7:29 Uhr fahren. „Ausfall wegen Betriebsstörung“! Was nun? Es wird empfohlen, den Interregio nach Sursee zu nehmen, der vier Minuten vorher fährt, und in Olten umzusteigen. Ok, ich bin da, aber meine beiden Freunde? Ja, die sind zum Glück auch da. Nun hoffen wir, dass der Zug in Olten noch da ist. Ist er. Wir nehmen im Bordrestaurant Platz, der Zug fährt pünktlich. Wir reisen nun entspannt nach Neuenburg und geniessen den Kaffee. Und dann kommt die Sonne hervor, über der Grenchner Witi wabert Bodennebel. Was für ein Bild! Und es kommt noch besser am Bieler- und Neuenburgersee. Die Sonne taucht die ganze Landschaft in sanftes, oranges Licht, fantastisch! Ich würde am liebsten anhalten und fotografieren, fotografieren, fotografieren! Das erste Higlight des Tages haben wir hinter uns, als wir ins Postauto nach Les Ponts-de-Martel steigen, wo unsere Wanderung beginnt.

Hoch durch die Schlucht

Les Ponts-de-Martel liegt im Hochtal Vallée des Ponts auf rund 1000 Meter. Wir starten ohne Schneeschuhe, da nur wenig Schnee liegt. Man scheint unterschiedlicher Meinung zu sein bei den Fussgängern, wir finden sowohl Schuh- wie auch Schneeschuhabdrücke. Einsam ist es hier in der Schlucht, durch die wir hochsteigen. Der Bach führt nur selten Wasser, so eine klärende Tafel, da das Wasser sofort im karstigen Untergrund versickert. Nur bei Niederschlägen fliesst Wasser. Wir erreichen die Hochebene, es liegt wenig Schnee. „Mehr wird es wohl nicht mehr“, meint Dani. Schneeschuhe anziehen oder nicht? Wir entscheiden uns dagegen, lassen sie im Rucksack. Und zwar den ganzen Rest des Tages. Wir wandern über die Ebene, bestaunen die uralten, von Wind und Wetter geformten Bäume und geniessen die Sonne.

Schon bald taucht das erste Restaurant auf, das La Petite Joux, das wir aber rechts liegen lassen. Einen halben Kilometer weiter folgt das Petit-Sommartel, auch dieses lassen wir aus und streben dem Gipfel zu. Der liegt nicht direkt am Wanderweg, aber er ist leicht erreichbar. Eine Antenne markiert den Gipfel. Es windet, aber verglichen mit der letztjährigen Tour auf den Mont Racine eine Hügelkette davor können wir diesmal die Aussicht geniessen.

Auf der grünen Schneeschuhroute

Wir steigen ab, erreichen bereits das nächste Restaurant, das offenbar zeitweise sehr gut besucht ist, wie uns eine Tafel verrät. Man stelle nicht mehr Tische auf, um die Servicequalität zu halten, und bitte um Verständnis. Wir wandern aber auch hier vorbei, quer über die Wiese, dann wieder Wald, Wiese, Wald. Je tiefer wir kommen, desto grüner wird es, jedenfalls auf der geschützten Sonnenseite. Von einer Felskanzel im Wald haben wir einen schönen Ausblick auf Le Locle und den französischen Jura.

Wir erreichen den Übergang von Le Locle nach La Sagne, der bei mir Erinnerungen weckt, wir fuhren im Herbst 2016 von La Chaux-de-Fonds her hier durch bei immer angenehmeren Temperaturen, bei der Abfahrt nach La Sagne tauchten wir aber in einen veritablen Kältesee ein, in kurzen Hosen bei 0 Grad. Selbst jetzt ist es wärmer und angenehmer. Wir rasten nochmals, bevor wir nach Le Locle absteigen.

Gämsen am Strassenrand

Im Abstieg sehen wir in der Ferne Tiere, die auf einer Weide herumjagen. Ziegen oder so, nehmen wir an. Bis Isabelle den Feldstecher hervornimmt. „Das sind Gämsen!“, ruft sie. Ich kann es kaum glauben, blicke auch durch den Feldstecher: Tatsächlich, ungefähr acht Gämsen tollen da auf der Wiese herum, direkt neben der Strasse! Dieser müssen wir nun ein Stück weit folgen, wir passieren die Tiere, die uns zwar zur Kenntnis nehmen, aber nicht weiter reagieren.

Wir erreichen Le Locle, eine nicht gerade hübsche Uhren- und Industriestadt. Der Bahnhof liegt, wie so oft im Jura, am Hang auf der anderen Talseite, so dass wir wieder hoch müssen, unter anderem durch die Impasse des Cent-Pas. Welch eine Übertreibung! Es sind lediglich 66 Schritte, ich habe sie extra gezählt. Beim Bahnhof endet die Schneeschuhtour ohne Schneeschuhe, wir fahren wieder gemütlich mit dem Zug nach Hause. Auch wenn wir die Schneeschuhe nicht gebraucht haben: Der Jura ist einfach immer gut für einen schönen Ausflug, ob zu Fuss, mit den Schneeschuhen oder dem Bike.

Info

Die Tour ist zu jeder Jahreszeit machbar. Sie liegt mitten im Gebiet der kältesten Gegend der Schweiz, La Brévine, das als Schweizer Kältepol bekannt ist, liegt ganz in der Nähe.

Start: Les Ponts-de-Martel
Ziel: Le Locle
Strecke: Les Ponts-de-Martel – Pouette Combe – La Petite Joux – Le Petit Sommartel – Grand Sommartel – Auberge du Grand-Sommartel – Pt. 1158 – La Baume – Le Locle
Distanz: 12 Kilometer
Höhenmeter: 514 Meter
Dauer: 3 ½ Stunden
Schwierigkeit: WT1
GPS-Track: Winterwanderung Grand Sommartel
Höhepunkte: Schlucht, Aussicht, Juralandschaft
Alternative: Man kann jederzeit links oder rechts ins Tal absteigen.

Relive ‚Grand Sommartel‘

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