Ziel dieser Wanderung war ein kleiner, unscheinbarer Berg, der auch einfacher zu erreichen wäre: Das Rägeboldshore. Vom Metschstand, der Bergstation der Gondelbahn, wären es nur noch gut 100 Höhenmeter, wir aber starteten in der Zwischenstation Metsch zu einer schönen und meist einsamen Wanderung. Und konnten dann vom Gipfel an die Berge hoch schauen.

Herbstwandern wie aus dem Prospekt

Mit der Gondelbahn zum Start

Jetzt, im Herbst, läuft die Gondelbahn zum Metschstand nur von Donnerstag bis Sonntag. Angesichts der Wetteraussichten ist das ein enges Zeitfenster, so nutzen wir die erstbeste Gelegenheit. Mit der Gondelbahn fahren wir nach Metsch, das Wetter ist gut. Zuerst auf Asphalt, dann auf einem Feldweg führt der Weg mehr oder weniger ebenaus. Der Blick schweift über das Tal, vor uns liegt wie eine weisse Wand der Wildstrubel und seine Kumpanen. Prächtige, alte Ahornbäume, die seit Jahrhunderten Wind und Wetter trotzen, erstrahlen in herbstlichem Outfit. Schafe geniessen noch eines der letzten Male das grüne Gras.

Im Kessel

Mit einem Male verengt sich der Feldweg zu einem schmalen Pfad, jetzt geht das richtige Wandern los. Wir überqueren den Bummerebach durch eine Furt, dann geht es erstmals steil hoch. Bei Gewitter ist da wohl ordentlich was los dem Geröll nach zu urteilen und ich möchte dann nicht hier sein. Beim „Nessli“ könnten wir jetzt einkehren, aber es scheint uns noch zu früh, weiter oben soll nochmals ein Bergrestaurant auf durstige und hungrige Wanderer warten. Um die Kurve öffnet sich ein Kessel vor uns, geradeaus der Ammertespitz. Links davon sehen wir erstmals unser Ziel, das Rägeboldshore. Verglichen mit dem Ammertespitz ist er sehr bescheiden, dieser wiederum steht wortwörtlich im Schatten des mächtigen Wildstrubelmassivs.

Am Waldrand beobachten wir die Vögel, Schwanzmeisen, Kohlmeisen, Tannenmeisen und Kleiber turnen in den Ästen und an den Stämmen. Auf der Alp geniessen wir wieder die Aussicht zum Bettelberg hinüber, aber die erwartete Bergbeiz scheint bereits im Winterschlaf zu sein, wir entdecken nichts, das auf eine Bedienung hinweist. Alpendohlen zeigen uns ihre Flugkünste. Ich könnte ihnen ewig zuschauen, sie scheinen regelrecht zu spielen mit dem Element Luft.

Vom Gipfel an die Berge hoch schauen

Beim Bummerepass zweigen wir rechts ab, so entkommen wir auch den Massen, die nun von der Bergstation Metschstand her drängen. Der Weg verläuft an der Gratkante, die gut 140 Höhenmeter haben wir schnell hinter uns, dann stehen wir auf dem Gipfel. Aber wohin wir auch schauen, die anderen Gipfel sind alle höher. Der Ammertespitz steht wie eine Burg vor uns. Auf der gegenüberliegenden Seite erhebt sich das Albristhore, auch ein Ziel, das aber mit jedem Regentag unwahrscheinlicher wird.

Nach der kurzen Pause steigen wir ab zum Metschstand. Dort könnten wir nochmals einkehren, aber es ist halt nicht dasselbe wie in einem gemütlichen Beizli unterwegs, das man nur zu Fuss erreicht. So gondeln wir stattdessen entspannt abwärts und beenden die schöne Wanderung.

Info

Einmal mehr hat sich gezeigt, dass man Wanderungen besser aufwärts macht, wenn man eine Aversion gegen Völkerwanderungen hat. Die meisten gehen nämlich abwärts, aber dann hat man die grossartige Aussicht schon hinter sich, quasi das Highlight, und die Kinder werden bald quengeln „wie weit ist es noch?“.

Start: Zwischenstation Metsch
Ziel: Bergstation Metschstand
Strecke: Metsch – Loueneweidli – Nessli – Bummerepass – Rägeboldshore – Metschstand
Distanz: 8 Kilometer
Höhenmeter: 800 Meter
Dauer: 3 Stunden
Schwierigkeit: T2
GPS-Track: Route aufs Rägeboldshore
Höhepunkte: Aussicht, Abwechslung
Alternative: Mit kleinen Bergsteigern kann man direkt vom Metschstand aus das Rägeboldshore besteigen.

Wem unsere Variante zu wenig ist, kann bei den Simmenfällen starten, die man bei einem Lenkaufenthalt gesehen haben muss.

Relive ‚Aufs Rägeboldshore‘

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