Diesmal soll unser Ziel der Gulme sein. Gulme? Noch nie gehört? Keine Bange, den kannten wir bis dahin auch nicht. Aber wenn man einfache Gipfelwanderungen mag, sollte er auf die Todo-Liste.

Schon im Aufstieg geniesst man ein fantastisches Panorama - zwischendurch
Schon im Aufstieg geniesst man ein fantastisches Panorama – zwischendurch

Bei der Talstation der Gamplüt-Seilbahn steigen wir ein Tobel hoch. Die Temperatur ist angenehm, weder schwitzt man noch friert man. Irgendwo lacht ein Grünspecht. Wir queren eine Weide und steigen weiter hoch durch den Wald. Wir sind alleine unterwegs und geniessen die schöne Stimmung. Plötzlich hören wir ein Gurren. Da müssen wieder irgendwo Birkhühner sein! Wir verstummen, schauen angestrengt, horchen. Leider sehen wir sie auch diesmal nicht.

Wir erreichen auf einer Lichtung die Gulmenhütte, die um diese Jahreszeit bereits verlassen ist. Das hält uns aber nicht von einer ausgiebigen Pause ab. Nebenbei versuchen wir die Vögel zu identifizieren, die überall in den Bäumen zwitschern und herumturnen. Gar keine einfache Sache, so auf Distanz und bei dem Licht. Wir kommen aber zum Schluss, dass es sich um Fichtenkreuzschnäbel handeln muss.

Nach der Pause erreichen wir bald die Waldgrenze, was uns den Blick in die Weite öffnet. Das Rheintal kommt ins Blickfeld, ebenso die Berge in Liechtenstein und Österreich. Unter uns ziehen kleine Wölkchen vorbei. Wir fühlen uns ein bisschen wie in einem Flugzeug.

Der Adler kommt!

Und plötzlich kommt er: Ein Steinadler fliegt niedrig über uns hinweg! Was für ein majestätischer Anblick! Eskortiert wird er von einer Schar Alpendohlen, die krächzend ihren Unmut über dessen Anwesenheit kundtun. Der Weg führt nun durch niederen Legföhrenwald, in den Ostalpen bekannt als Latschenkiefern. Dabei handelt es sich um Bergkiefern, die durch die Höhe in ihrem Höhenwachstum limitiert sind. Zwischendurch gibt es wieder Lücken, die den Blick freigeben. Kurz vor dem Gipfel gibt es gar keine Legföhren mehr, nur noch Gras. Gegen Süden fällt die Wand senkrecht ab, wir halten uns etwas vom Rand fern.

Nur noch wenige Meter, dann sind wir auf dem Gipfel. Wenn ich die Hand hebe, ist sie auf 2000 Meter, denn der Gipfel ist knapp darunter, 1998 Meter über dem Meeresspiegel liegt er. Wir geniessen die Aussicht und die Ruhe, wir sind ganz alleine, wie schon während der ganzen Wanderung.

Auf anderem Weg zurück

Als wir uns bereit für den Abstieg machen, kommt uns ein Paar entgegen, die ersten Leute, die wir auf der Tour antreffen. Sie wohnen in der Gegend, sind aber auch zum ersten Mal auf dem Gulme. Wir erzählen ihnen vom Lütispitz, den wir ein paar Tage vorher bestiegen haben. Diesen kennen sie auch nicht. Kein Wunder, die Gegend bietet so viele Möglichkeiten, dass man gar nicht alle kennen kann.

Wir steigen nun also ab, den gleichen Weg zurück bis zur Verzweigung beim Langebode. Dort wählen wir den Weg auf die Teselalp. Ab hier folgen wir einer breiten Strasse zum Gamplüt, ausser der Frau, sie steigt direkt durch das Flüretobel ab. Den Abstieg ersparen wir drei uns und wählen die Seilbahn, die uns in sehr gemütlichem Tempo nach unten transportiert. Da hat man wenigstens etwas fürs Geld.

Info

Der Gulme ist eine einfache und abwechslungsreiche Bergtour, die viel Aussicht bietet. Und man kann ziemlich sicher sein, dass man nicht auf viele Leute trifft, jedenfalls nicht, wenn man morgens beizeiten startet.

Start und Ziel: Talstation Gamplüt-Seilbahn
Strecke: Wildhaus – Langebode – Gulmenhütte – Gulme – Teselalp – Gamplüt
Distanz: 12 Kilometer
Höhenmeter: 1030 Meter
Dauer: 3 ½ Stunden
Schwierigkeit: T2
Höhepunkte: Wald, Aussicht
Alternative: Die Seilbahn ins Gamplüt nehmen, um ein paar Höhenmeter zu sparen

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