Für eine erste Erkundung der Gegend um Flims wählen wir die Route 246 aus, die Biketour zum Mauersegler. Aber natürlich nicht ohne individuelle Anpassungen. Zum Beispiel wäre uns der grandiose Ausblick auf die Rheinschlucht, rätoromanisch Ruinaulte, verwehrt geblieben. 

Harter Aufstieg
Harter Aufstieg

Eine Biketour zum Mauersegler

Es ist herbstlich kühl. Wir starten von der Unterkunft in Flims-Waldhaus und fahren zuerst mal durch den Wald hinunter. Da spielen auch Treppen keine Rolle, da wird einfach darüber hinweggefetzt. Der Weg führt Richtung Caumasee, wir drehen aber vorher rechts ab. Hätte ich die Karte genauer studiert, hätte ich gesehen, dass es hier ziemlich steil hinauf geht zum Campingplatz. Wir sind aber erst am Anfang der Tour und noch voll bei Kräften, so dass dies nicht weiter stört. Aber schon geht die Strecke wieder abwärts zum Sportzentrum. Wir verschnaufen kurz, ich sichte einen Bikepark. Es geht eine Weile, bis Fabian ihn auch entdeckt. Dann gibt es kein Halten mehr, er und Silvan springen über den Kicker, drehen Runde um Runde.

Ab zum Caumasee

Aber irgendwann ist genug, wir wollen weiter. Es geht steil hoch, bis wir die offizielle Route 246 erreichen. Aber damit haben wir das Gröbste hinter uns, bald führt die Forststrasse abwärts. An einem Aussichtspunkt erhaschen wir einen ersten Blick auf den Caumasee. Der Seespiegel scheint ziemlich tief zu sein, Felsen ragen aus dem Wasser. Nach einer kurzen Stärkung fahren wir bis Runc dil Duff ab. Wir entscheiden uns, einen Abstecher zum Caumasee zu machen. Dieser ist um diese Tages- und Jahreszeit sehr einsam, es hat kaum Leute, was wir sehr geniessen. Die Kinder toben am Ufer umher, entdecken sogar Krebse. Wichtig ist aber auch die ausreichende Versorgung mit Kalorien. Silvan schnappt sich das Säcklein mit den Dörrfrüchten. Damit ist es um die Mangos geschehen, wir werden keine davon mehr sehen.

Was die Kinder nicht wussten: Was wir jetzt von der letzten Verzweigung hinunter gefahren sind, müssen wir wieder hoch. Jetzt folgen wir wieder brav der Route 246. Aber nur bis zum nächsten Wegweiser. Dieser zeigt zur Rheinschlucht und dem Restaurant Conn. Klare Sache, wir fahren in diese Richtung. Bald sind wir an einem ersten Aussichtspunkt. Wir können einen ersten Blick auf die Ruinaulta erhaschen. Weiter geht es hinab, bis zum Restaurant Conn. Dort ist alles aufgetischt auf der Terrasse, also setzen wir uns hin und lassen uns Kaffee und Citro bringen. Herrlich, ein Kaffee an der warmen Sonne!

Auf dem Mauersegler

So schön es ist, es gibt noch viel zu entdecken. Zum Beispiel die Aussichtsplattform „Il Spir“, zu deutsch der Mauersegler, dessen Form die Architekten der Plattform inspiriert haben soll. Dorthin sind es nach Wegweiser fünf Minuten, mit dem Bike sind wir also in nullkommanichts da. Eine ganze Bikergruppe ist schon dort, wir steigen hoch. Es braucht schon etwas Überwindung, auf dieses über dem Nichts hängende Konstrukt zu steigen. Unterdessen kommt die Gruppe herunter, beim Kreuzen fällt mir einer im weissen Trikot mit den Regenbogenfarben auf. Aber… das ist doch Nino Schurter, CC-Weltmeister in diesem Jahr! Tatsächlich, er ist mit einer Gruppe im Rahmen der „Nino Bike Days“ hier unterwegs.

Aussicht auf eine Katastrophe

Wir geniessen jetzt aber die fantastische Aussicht. Grossartig, dieses Naturwunder! Und das nur, weil sich hier kürzlich eine Katastrophe ereignete. Also, kürzlich im geologischen Sinn, das heisst vor rund 13’000 Jahren, als die Gegend noch unbewohnt war, ereignete sich hier ein gewaltiger Bergsturz, mit dem elffachen Volumen des Matterhorns! Eine 400 Meter dicke Schicht donnerte mit rund 100 Kilometer/Stunde zu Tal und verteilte den Schutt auf 50 km². Rund 1’000 Jahre nach dem Felssturz stiess der Rheingletscher nochmals bis Chur vor und verdichtete das Bergsturzmaterial, so dass beim Rückzug dahinter ein See von 20 Kilometer Länge entstand. Der Rhein frass sich nun durch diese Barriere und bildete das, was wir heute als Naturwunder bestaunen: Die Ruinaulta (aus der Broschüre „Gemeinde Flims 2006“).

Die Singletrails runter

Wir wollen aber nicht ewigs hier verweilen, wir kehren wieder um. Ein Wegweiser. „Dürfen wir hier durch?“ fragt mich Fabian erwartungsvoll. Wir sind im Kanton Graubünden, wo das Biken auf den Wanderwegen gestattet ist. Also los. „Jupiii!“, und schon sehen wir ihn nicht mehr. Wir fegen über Wurzelteppiche hinweg, Hügel hoch und Hügel runter, bis wir wieder auf der Strasse sind. „Das war cooool!“ Jetzt geht es wieder weniger wild zu und her, wir fahren wieder auf der Route 246. Es geht nochmals hoch, wir durchfahren eine schöne Trockenwiesenlandschaft, bevor wir wieder abwärts fahren zu ein paar Häusern. Gemäss Route sollten wir jetzt weiter auf dem Feldweg bleiben und dann in einer Spitzkehre wenden und zurück fahren. Ich habe aber auf der Karte gesehen, dass sich dieser Weg auf einem schmalen Pfad abkürzen lässt. Da muss ich nicht fragen, ob die anderen wollen. Klar wollen sie, und brettern schon den Singletrail hinunter. Bald erreichen wir Trin-Digg, den Wendepunkt der Schleife. Nach der Abfahrt geht es gleich wieder steil hoch zur Hauptstrasse, nur um schon wieder hinunterzufahren. Fast verpasse ich noch die Route, zum Glück habe ich es noch gemerkt. Ein schmaler Fussweg führt im Zickzack in die Ebene hinunter, die Kurven sind noch knifflig zu fahren.

Am idyllischen Crestasee

Wir sind nun in Trin-Mulin, so langsam macht sich der Hunger bemerkbar. Fabian droht bereits in einen Hungerast zu fahren. An den steilen Rampen, die er sonst problemlos meistert, schiebt er nun. Zum Glück erreichen wir nun den Crestasee, der richtiggehend zum Verweilen einlädt. Wir machen eine lange Pause. Im Sommer ist es hier sicher schön zum Baden, aber wohl ebenso voll. Jetzt, in dieser Jahreszeit, ist es viel ruhiger. Auch hier gibt es Krebse, wie Silvan freudig feststellt.

Die Stärkung können wir nun brauchen, es geht nochmals aufwärts nach Flims-Waldhaus. Und das manchmal ziemlich steil. Statt direkt in die Wohnung zurück zu kehren, fahren wir noch nach Flims-Dorf, um Brot zu kaufen. Und uns in der Konditorei zu belohnen…

Infos

Route: Sie folgt grösstenteils der Route 246
Start- und Zielpunkt: Flims-Waldhaus
Distanz: 23 Kilometer
Höhenmeter: 600 Meter
Zeit: Rund 3 Stunden
Höhepunkte: Caumasee, Aussicht auf die Rheinschlucht, die zwei Singletrails, Crestasee

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