Im Feldornithologiekurs wäre auch der Herbstzug der Greifvögel auf dem Gurnigel auf dem Programm gestanden. Leider war es an diesem Tag vor fünf Jahren nass und kalt, so dass die Veranstaltung an einen anderen Ort verschoben wurde. Nachdem ein Teil der Kursteilnehmer das Wochenende letztes Jahr nachgeholt hatten, wir aber in der Camargue waren, wollten wir den Zug der Greifvögel dieses Jahr erleben.

Gedrängte Anfahrt
Nebst uns beiden meldete sich nur noch Jasmin, die letztes Jahr auch nicht dabei sein konnte. So verabredeten wir uns zu dritt und trafen uns in Bern. Leider ist genau an diesem Wochenende die Bahnlinie wegen Bauarbeiten ausser Betrieb, ein überfüllter Bahnersatzbus bringt uns nach Schwarzenburg. Zum Glück können wir dort umsteigen, es hat nun deutlich weniger Leute. Auf der Fahrt zur Gantrischhütte, wo wir unser Quartier haben, müssen wir zwei Mal warten wegen eines Alpabzuges.
Vogelzug in der ersten Reihe
Um den Mittag herum erreichen wir aber unser Ziel, wo wir nicht benötigtes Gepäck deponieren und zu Fuss weitergehen zur Wasserscheide. Der Beobachtungsplatz ist einfach zu finden, er ist da, wo viele Leute mit Fernrohren stehen. Es ist eine Gruppe von Apus Birding. Wir stellen uns daneben, hören mit einem Ohr zu und suchen den Himmel ab. Mäusebussarde und Rotmilan ziehen vorbei, ein Turmfalke jagt in unserer Nähe. Dann tauchen zwei Steinadler auf, der eine hält eine Keule oder so was in den Fängen.
Auch Wespenbussarde und Rohrweihen ziehen vorbei. Dann, plötzlich grosse Aufregung in der Gruppe nebenan: Eine Steppenweihe! Sie zeigen sie uns, wir schauen mit dem Fernrohr. Aha, mhm, ja, ok, das ist also eine Steppenweihe. Ich erkenne einfach weit weg einen kleinen Greifvogel, der kreist. Aber die werden es wissen. Rauch- und Mehlschwalben ziehen vorbei. Dann tauchen auch noch Kolkraben auf und vollführen eine wahre Flugshow! Sie fliegen in Formation Loopings, fliegen auf dem Rücken, lassen sich fallen. Es ist faszinierend!
Am Abend, nach dem Nachtessen, unternehmen wir einen kurzen Spaziergang zum Gantrischseeli. Wir dachten, in der Dunkelheit wären wir alleine unterwegs. Nun blitzen aber überall, selbst an den Graten und auf den Gipfeln, Stirnlampen auf, am Seeli haben sich auch einige Leute niedergelassen.
Zunehmend bewölkt
Am nächsten Morgen, nicht allzu früh, steigen wir von der Gantrischhütte wieder auf zur Wasserscheide. Auch jetzt ist bereits wieder eine Gruppe da. Anfangs scheint noch die Sonne, doch die Wolken werden zunehmend dichter, die Greifvögel verschwinden zum Teil darin. Trotzdem können wir wieder einige ausmachen, Rohrweihen, Wespenbussard, Sperber und einen Baumfalken. Es ziehen aber auch kleinere Vögel, ein ganzer Trupp Schafstelzen überquert den Pass, ebenso Misteldrosseln. Auf den Fichten sitzen ein paar Baumpieper, ein Turmfalke rüttelt in der Nähe. Denselben haben wir gestern schon gesehen, er ist gut erkennbar an den weissen Federn an den Flügeln.
Gegen Mittag steigen wir ab, trinken und essen noch etwas, bevor wir mit dem Postauto wieder die Heimreise antreten. Der Ausflug hat sich gelohnt und wir haben schon überlegt, ob wir die Auffahrtstage nächstes Jahr hier verbringen sollen. Den es soll ja noch viele andere Vögel geben wie Birkhuhn, Schneehuhn oder Steinrötel. Und dann möchten wir endlich mal den Dreizehenspecht sehen!
Infos
Der Gurnigel liegt im Naturpark Gantrisch und ist besonders zur Zugzeit im Herbst interessant. Gehfaule werden diesen Beobachtungsspot besonders schätzen. Übernachten kann man in der Gantrischhütte.