Der Tresticklans Nationalpark liegt an der Grenze zu Norwegen und besteht hauptsächlich aus einem alten Wald mit Kiefern. Und wir hatten den Nationalpark für uns ganz alleine. Glaubt ihr nicht? Lest weiter!
Nach den Tagen am Vänern fuhren wir nordwärts nach Ed in der Nähe der norwegischen Grenze. Hauptziel war der Tresticklans Nationalpark mit seinem Urwald, der seit einem grossen Waldbrand in den 1830er Jahren nahezu unberührt wächst. Der Untergrund besteht aus 1700 Millionen Jahre (gemäss Broschüre) altem Gneis, der durch tektonische Verschiebungen gebrochen wurde. Die Gräben verlaufen in Nord-Süd-Richtung. Entsprechend ist das Gehen in diese Richtung einfach, während in Ost-West-Richtung ein ständiges Auf und Ab folgt.
Ein Nationalpark für uns alleine
Wir starten früh, die Sonne ist eben gerade aufgegangen, sind alleine auf der Strasse, kein einziges anderes Fahrzeug ist unterwegs. Wir kommen an einem See vorbei, leichter Nebel schwebt über dem Wasser. Sofort anhalten! Das muss ich fotografieren! Und das kommt noch ein paar Mal vor, bis wir beim Parkplatz des Nationalparks sind.
Noch vor sechs Uhr starten wir unsere Wanderung. Den Eingang markiert ein Pavillon, wo es einige Informationen gibt über den Nationalpark. Ein 180 Meter langer Holzrundweg ermöglicht barrierefreien Zugang. Nebel liegt über dem Moor, es ist mystisch.
Unser (Zwischen-)Ziel ist der Parkeingang auf der norwegischen Seite. Das bedeutet, dass wir quer zu den Verwerfungen wandern, also immer auf und ab. Und es geht auch gleich aufwärts, hinauf auf einen solchen Granitrücken. Der Wald ist licht, besteht hauptsächlich aus Föhren. Rentierflechte und Heidelbeersträucher bilden die Boden- und die Krautschicht. Es ist wunderschön, ein richtiger Wandergenuss. Nur Tiere hören und sehen wir praktisch keine.
Ein Buntspecht ruft, auf einem Ast sitzt ein Baumpieper. Es geht wieder abwärts, zum Stora Tresticklan, einem See. Es ist die Stelle, die man am häufigsten sieht bei Bildern vom Nationalpark. Aber keines zeigt ihn um diese Zeit, wenn er am schönsten ist.
So geht es weiter, in der Stille des frühen Morgens. Wir hören höchstens mal eine Meise, ansonsten ist es einfach still, immer noch kein Mensch weit und breit, kein Zivilisationsgeräusch. Was für ein Erlebnis! Alte Föhren ragen in den Himmel, am Boden Rentierflechte und Moose, dazwischen Blumen wie zum Beispiel die Moorlilie. Und immer wieder kommen wir an kleinen Seen vorbei, die von Mooren umgeben sind.
Nach gut zwei Stunden haben wir den Nationalpark durchquert und damit die Grenze zu Norwegen erreicht, welche wir überqueren. Bei den Hütten von Bodalsvika legen wir eine Pause ein, ehe wir auf dem gleichen Weg zurückwandern, immer noch unbehelligt von Menschen.
Eine Zusatzrunde
Auf halbem Weg zurück zweigt ein Weg ab, der eine Zusatzschlaufe dem Stora Tresticklan entlang ermöglicht. Es ist immer noch relativ früh am Morgen, noch immer ist uns kein Mensch begegnet, wir haben genügend Zeit, so dass wir diese Schlaufe in Angriff nehmen. Nun gehen wir über die Felsrücken oder parallel dazu. Tiere zeigen sich immer noch nicht, aber die Landschaft ist unverändert zauberhaft. Natürlich kommen wir auch hier wieder an schönen Seen vorbei. Der Weg zurück folgt dem Stora Tresticklan. Und dort, kurz, bevor wir wieder in den anderen Weg einbiegen, begegnet uns tatsächlich der erste Mensch.
An einem schönen Ort am See beschliessen wir Pause zu machen. Es ist inzwischen heiss geworden, wir suchen den Schatten auf. Das Wandern und Essen macht müde, ich lege mich für ein Nickerchen hin. Plötzlich weckt mich die Frau: „Sterntaucher!“ Sofort bin ich hellwach und greife instinktiv zur Kamera. Tatsächlich, da schwimmen zwei Taucher, die sich aber als Prachttaucher entpuppen. Sie sind wirklich prächtig!
Beschwingt wandern wir weiter, überglücklich mit dieser Beobachtung. Wir erreichen wieder den Wanderweg, den wir schon gegangen sind. Kurz vor dem Ende des Nationalparkes kommen uns nun ein paar Leute entgegen. Bis zum Ende der Wanderung sind es ein halbes Dutzend. So schön, einen Nationalpark für sich alleine zu haben! Das Naturerlebnis ist um ein vielfaches grösser ohne Lärm und Geschwätz.
Auf der Suche nach den Sterntauchern
Nach dem wunderbaren Erlebnis tags zuvor mit den Prachttauchern wollen wir es wieder versuchen mit den Sterntauchern. Wir haben auf der Karte mehrere Seen gesehen, die dafür in Frage kommen könnten. Wir starten wieder früh am Morgen, fahren wieder am gleichen See vorbei wie gestern. „Dort, Taucher!“ Gemeint ist natürlich ein Seetaucher, die Frau legt sich nun aber nicht mehr fest. Ich stoppe, steige aus und packe die Kamera. Der See ist in ein goldenes Licht getaucht, der Seetaucher ist ein Prachttaucher. Was für eine Szenerie! Ich mache Dutzende Bilder, dann kommt auch noch ein zweiter Prachttaucher hinzu. Dass wir mitten auf der Strasse parkiert haben, kümmert niemanden, denn es kommt kein einziges Auto vorbei.
Ein erster Erfolg, bevor wir überhaupt gestartet sind! Kurz nach dem See stellen wir das Auto ab und gehen zu Fuss weiter zu den anderen Seen. Wie sich herausstellen wird, werden wir keinen weiteren Erfolg haben, auch auf diesen Seen finden wir keine Sterntaucher. Aber landschaftlich ist es wunderschön.
Für diese Ausflüge hatten wir in Dals-Ed eine Unterkunft.